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Eine magische Nacht. Roman

Titel: Eine magische Nacht. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natale Stenzel
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derartige Neigung zur Gewalt verspürt. Was war los mit ihr?
    »Es war nicht Mina, von der ich gesprochen habe.«
    »Wer dann? Eine andere Frau, der du begegnet bist?«
    »Das könnte man so sagen.« Er drehte den Kopf und sah sie an. »Du warst es.«
    Verblüfft studierte Janelle einen Moment lang nur Kanes Miene, geradeso wie auch er sie prüfend betrachtete. Ihre Reaktion schien für ihn von großer Bedeutung zu sein. »Ich? Das macht doch keinen Sinn. Bis wir uns im Druidenhain wiedergetroffen haben, hatte ich dich jahrelang nicht gesehen.«
    »Richtig.
Du
hattest
mich
acht Jahre lang nicht gesehen. Nicht mehr, seit ich dich an jenem Morgen verlassen hatte.« Lässig hob er eine Schulter. »Aber es könnte doch sein, dass ich in der Zwischenzeit hin und wieder nach dir geschaut habe.«
    »Nach mir geschaut … Du hast mich ausspioniert?«
    »Nicht in der Absicht, dir zu schaden oder so was. Nur … um irgendwie auf dich aufzupassen. Aus einer gewissen Distanz. Für dich war ich ein Mistkerl. Das war mir klar. Ehrlich, ich hatte es so nie geplant. Zumindest nicht so schlimm, aber …«
    »Aber was?«
    Ihre Worte schienen ihn aus seinen Gedanken zu reißen, fast als hätte er – den Blick weit entfernt in Raum und Zeit – vor allem mit sich selbst gesprochen. Jetzt realisierte er, dass sie mit ihm im Auto saß. »Aber vielleicht lag mein Schwerpunkt woanders. Du warst ein Kollateralschaden, was mir sehr leidtat. In erster Linie wollte ich einfach nur sicherstellen, dass mit dir alles in Ordnung ist. Ich hatte dich in einer Zeit verletzt, in der du sehr verwundbar warst, nachdem deine Eltern kurz zuvor gestorben waren. Ich war bereit, notfalls meinen Glamour zu gebrauchen, um dir über alles hinwegzuhelfen.« Er taxierte sie. »Aber das war gar nicht nötig. Du bist ganz allein damit fertig geworden und gestärkt daraus hervorgegangen. Das habe ich immer bewundert.«
    »Na prima. Wunderbar. Und ich werde mir auch ganz doll Mühe geben, um nicht über meinen persönlichen Affe-Mann-Pferd-Stalker-Schrägstrich-Schutzengel voll auszuflippen. Aber das erklärt noch immer nicht den Sinneswandel vor ein paar Tagen.«
    Er sah sie an und gelangte schließlich zu der naheliegenden Erkenntnis, dass sie keineswegs vorhatte, das Thema fallen zu lassen, nur um ihm das Leben leichter zu machen. »Also gut.« Er zuckte mit den Achseln. »Es war Paul.«
    Damit hatte sie nun gar nicht gerechnet. »Paul?«
    »Ja. Es war spätnachts an einem Feiertagswochenende vor nicht ganz einem Jahr, und du hattest Rufbereitschaft. Du hattest ihn jahrelang nicht gesehen.« Bedeutungsvoll sah er sie an.
    Sie wurde rot und wich seinem Blick aus. »Nee, nicht nachdem er mich wegen einer anderen fallen ließ. Eine, die bereit war, ihre Arbeitszeit einzuschränken, um Zeit für eine Beziehung zu haben. Ich erinnere mich. Fahr fort.«
    »Du hast damals einen anderen Arzt vertreten, jemand aus einem anderen Fachgebiet, der in Urlaub war.«
    »Ein Kinderarzt«, erklärte sie ruhig. »An Feiertagen werden die Fachbereiche großzügig umbesetzt. Da ich keine Familie habe, biete ich gewöhnlich an einzuspringen, wo immer ich gebraucht werde.« Das hielt sie an diesen Tagen beschäftigt, wenn sie nicht daran denken wollte, was sie vermisste. »Dann hast du mich also damals beobachtet?«
    »Es waren Feiertage. Ich wusste, dass du allein sein würdest.« Schulterzuckend tat er das Thema ab, und während er sich erinnerte, wanderte sein Blick in die Ferne. »Ich weiß noch, wie du Paul angesehen hast, seine weinende Frau und das blasse Baby in ihren Armen. Damals hast du gedacht …« Er zögerte.
    Sie war da weniger freundlich. »Ich habe gedacht, dass es mein Baby sein könnte, wenn es anders gekommen wäre.« Ihre Stimme war tonlos.
    Sie hatte Paul nicht geliebt. Oh, sicher, sie hatte ihn gemocht. Nur dass sie der Beziehung einfach nie die Chance gegeben hatte, sich zu etwas Tieferem zu entwickeln. Dafür war sie viel zu sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt, und, offen gesagt, sie hatte viel zu große Angst davor, jemanden so nahe an sich herankommen zu lassen.
    Nein, es war nur die Vorstellung, die ihr zu schaffen machte, als sie ihn damals wiedertraf. Die versäumten Möglichkeiten. Und darunter litt sie mehr, als sie je erwartet hätte. Sie war einsam gewesen; dann hatte sie eine Beziehung mit ihm gehabt und ihn dazu getrieben, sie von sich zu stoßen. Und nun hatte er eine Familie. Sie war noch immer einsam. Aber es war einzig und allein ihre eigene

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