Eine magische Nacht. Roman
totalen Unsinn hielt, schien ihn zu amüsieren. »Du willst also, dass ich vierundzwanzig Stunden am Tag herumlaufe und mir die Ohren mit Musik volldröhne?«
»Also, wenn ich schlafe, nicht.« Sie runzelte die Stirn. »Nein, das nehme ich zurück. Du musst ihn unbedingt benutzen, wenn ich schlafe.« O Gott. Was hatte sie letzte Nacht geträumt?
»Nichts. Wirklich. Den größten Teil der Nacht warst du wach.«
Das Klopfen in ihren Schläfen setzte wieder ein. Sie sah ihn schräg an und entdeckte allerlei gewalttätige, entschieden unhippokratische Triebe in sich. »Sieh mal. Auch wenn du meine Gedanken lesen kannst, würde es dir etwas ausmachen, das nicht ganz so offen zu zeigen? Zum Beispiel, indem du nicht immer gleich auf alles antwortest? Ich bin Ärztin. Sie lehren mich, nicht zu töten. Im Augenblick jedoch würde ich wahnsinnig gern genau das tun.«
Er öffnete den Mund …
»Wenn du jetzt sagst, dass du das verstehst, werde ich diesem Bedürfnis nachgeben. Erzähl mir nicht, dass Pukas nicht getötet werden können. Ich wüsste nicht, wie irgendeine Kreatur ohne Kopf weiterleben könnte. Und ich weiß, wie man eine Klinge schwingt.« Schließlich hatte sie auch eine kurze Ausbildung in der Chirurgie durchlaufen, auch wenn sie sich letztlich für die Allgemeinmedizin entschieden hatte.
Einen Moment lang schien er nachzudenken. »Ich schätze, das Problem wäre für dich gelöst, wenn du mich umbringst. Wenn ein Pflegling stirbt, bleibt der Hüter in der Regel unbelastet.«
»Ja klar, das würde hinkommen. Mord als realistische Lösung für eine Ärztin, die geschworen hat, Leben zu schützen. Ich habe einen MP 3-Player. Bis ich diese Sache mit dem Schutzschild im Griff habe, wäre ich dir dankbar, wenn du ihn nutzen würdest. Nicht ständig, nicht ununterbrochen, nur möglichst häufig.«
»Das wird nicht geschehen.« Als sie ihn böse anfunkelte, hielt er ihrem Blick stand. »Ich kann nicht geistig abwesend sein und gleichzeitig meine Aufgabe erfüllen. Und ich kann es mir nicht leisten, lange genug zu bleiben, bis du mit Gedankenschutzschilden umgehen kannst.«
Sie reckte das Kinn und schob jeden Gedanken an verletzte Gefühle beiseite. Es gab keinen Grund, verletzt zu sein. Es machte ihr nichts aus. Das würde sie nicht zulassen. »Dann bist also du jetzt derjenige, der sich vor mir abschotten will?«
»Du hattest recht. Ich muss aus deinem Leben verschwinden, damit du dich wieder deiner Arbeit als Heilerin und deinen guten Taten widmen kannst. Ungehindert.«
»Meine Arbeit als Heilerin und meine guten Taten. Das klingt schon fast so, als wäre ich eine gute Fee.« Als er etwas einwenden wollte, bedeutete sie ihm mit einer Geste zu schweigen. »Lass uns einfach gehen, in Ordnung?« Sie wies mit dem Kopf auf das Haus hinter ihm. »Da drüben glotzen sie uns schon durchs Fenster an, seit wir rausgekommen sind.«
Neugierig musterte er sie. »Ist das von Bedeutung?«
»Jetzt fängst du schon wieder an, meinen hippokratischen Eid auf die Probe zu stellen.« Sie ließ ihn stehen, drehte sich rasch um und stolzierte über den Bürgersteig zu ihrem Wagen.
»Hör mal, ich dachte, du würdest zumindest meine Aufrichtigkeit zu schätzen wissen.«
»Nee. Dazu regen mich die Tatsachen viel zu sehr auf. Danke.« Sie stolzierte etwas schneller, nur um sich dann noch mehr zu ärgern, als er sie problemlos einholte und mit ihr Schritt hielt.
Er sagte: »Dann lass mich das jetzt mal klären. Nachdem ich geholfen hatte, diesen Fluch über meinen Bruder zu verhängen, und mir damit den rückhaltlosen Beifall von Akker und den Druiden der alten Zeit erworben hatte, werfe ich das jetzt alles über Bord, indem ich jedermann reinen Wein einschenke. Ich überrede meinen Vater dazu, meinen Bruder wieder in die Familie und in sein Testament aufzunehmen. Nur, das macht meinen Bruder und seine Verlobte total sauer. Dann begehe ich den Fehler, einer Frau zu ihrem eigenen Besten die Wahrheit zu sagen, und immer noch handle ich mir nur Ärger und Verachtung damit ein. Was also mache ich hier?«
Janelle fauchte: »Du tust mir unendlich leid. Von tiefstem Herzen. Wirklich. Jetzt setz dich ins Auto.« Sie drückte zweimal auf die Fernbedienung und zog die Tür an ihrer Seite auf, während Kane um den Wagen herum zum Beifahrersitz ging.
»Das Leben war viel leichter, bevor ich herausgefunden habe, wie lästig ein Gewissen sein kann«, murmelte er vor sich hin, als er auf seinen Sitz rutschte.
»Was war das?«, brummelte
Weitere Kostenlose Bücher