Eine mörderische Hoch-zeit
dreifarbigen Fingernägeln auf der Konsole herum. »Auf alle Fälle ist er echt nett zu mir. Ich schätze, wenn er dächte, dass ich ein Auge auf Roarke geworfen hätte, wäre es was anderes. Er ist ihm total ergeben. Man könnte meinen, Roarke wäre nicht sein Boss, sondern sein einziger Sohn. Das ist vermutlich der Grund, weshalb er dir das Leben derart sauer macht – tja, und es ist auch nicht gerade hilfreich, dass du ein Bulle bist. Ich glaube, Summerset ist allergisch gegen Cops.«
Zitternd brach sie ab. »Tut mir Leid, Dallas, ich rede dummes Zeug. Ich habe solche Angst. Du hast Leonardo gefunden, stimmt’s? Irgendetwas ist mit ihm passiert. Er ist verletzt, nicht wahr? Er ist tot.«
»Nein, er ist nicht verletzt.« Eve durchquerte das Zimmer und setzte sich aufs Bett. »Er kam heute Morgen zu mir aufs Revier. Er hatte eine Schnittwunde am Arm, mehr nicht. Ihr beide hattet gestern Abend offenbar dieselbe Idee. Er hat sich betrunken, sich auf den Weg zu deiner Wohnung gemacht und sich den Arm an einer leeren Flasche aufgeschnitten, die er, bevor er ohnmächtig wurde, fallen gelassen hat.«
»Er war betrunken?« Mavis sprang von ihrem Stuhl. »Er trinkt fast nie Alkohol. Er weiß, dass er ihn nicht verträgt. Er hat mir erzählt, dass er sich, wenn er zu viel trinkt, an kaum noch was erinnert. Was ihm Angst macht und… in meine Wohnung«, hauchte sie und bekam einen verklärten Blick. »Das ist wirklich süß. Dann war er also bei dir, weil er mich nicht gefunden hat.«
»Er war bei mir, um den Mord an Pandora zu gestehen.«
Mavis fuhr zusammen, als hätte Eve ihr eine Ohrfeige verpasst. »Das ist vollkommen unmöglich. Leonardo würde keinem Menschen jemals wehtun. Dazu ist er einfach nicht fähig. Das hat er sicher nur gesagt, um mich zu schützen.«
»Als er kam, wusste er gar nicht, dass du in die Sache involviert bist. Er bildet sich ein, er hätte mit Pandora gestritten, sich mit ihr geschlagen und sie dann getötet.«
»Das ist völliger Unsinn.«
»Das haben die Untersuchung des Arms und seiner Kleider auch ergeben.« Eve rieb sich die müden Augen und ließ ihre Finger einen Moment lang in den Augenwinkeln liegen. »Die Schnittwunde stammte von der zerbrochenen Flasche. Sein Blut war nicht am Tatort und Pandoras Blut war nicht an den Kleidern, die er in der Nacht anhatte. Bisher haben wir noch nicht umfassend rekonstruieren können, wo er in der Nacht überall war, aber wir haben nichts gegen ihn in der Hand.«
Mavis brauchte einen Moment, bis sie verstand. »Oh, dann ist ja alles gut. Du hast ihm nicht geglaubt.«
»Da bin ich mir noch nicht ganz sicher, aber die Beweise sprechen zu diesem Zeitpunkt eher zu seinen Gunsten.«
»Gott sei Dank.« Mavis setzte sich neben Eve aufs Bett. »Wann kann ich ihn sehen, Dallas? Leonardo und ich haben sehr viel zu besprechen.«
»Bis dahin dürfte es noch etwas dauern.« Eve kniff die Augen zu, öffnete sie wieder und zwang sich, Mavis ins Gesicht zu sehen. »Ich muss dich um einen Gefallen bitten, den größten Gefallen, um den du je gebeten worden bist.«
»Wird es wehtun?«
»Ja.« Eve bemerkte, dass Mavis’ Versuch zu lächeln fehlschlug. »Ich muss dich darum bitten, dass du darauf vertraust, dass ich mich um dich kümmere. Dass du daran glaubst, dass ich so gut in meinem Job bin, dass mir nicht auch nur das kleinste Detail verborgen bleibt. Ich muss dich darum bitten, nicht zu vergessen, dass du meine engste Freundin bist und dass ich dich liebe.«
Mavis stockte der Atem. Ihre Augen brannten und sie krächzte: »Du willst mich verhaften.«
»Wir haben den Laborbericht bekommen.« Sie umfasste Mavis’ Hände und hielt sie eisern fest. »Ich war nicht weiter überrascht, weil ich bereits wusste, dass du von jemandem in eine Falle gelockt worden bist. Ich hatte nichts anderes erwartet. Ich hatte gehofft, ich würde etwas – irgendwas – finden, bevor der Bericht fertig ist, aber das ist mir nicht gelungen. Feeney ist ebenfalls auf den Fall angesetzt. Er ist der Beste, Mavis, das musst du mir glauben. Und Roarke hat bereits die allerbesten Verteidiger für dich engagiert. Trotzdem muss ich mich an die Vorschriften halten.«
»Was heißt, dass du mich wegen Mordes festnehmen musst.«
»Wegen des Verdachts auf Totschlag. Das ist ein kleiner Vorteil. Ich weiß, dass es nicht unbedingt so klingt, aber auf Grund dieses feinen Unterschiedes hat die Staatsanwaltschaft bereits zugestimmt, dass man dich gegen Hinterlegung einer Kaution wieder
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