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Eine mörderische Hoch-zeit

Eine mörderische Hoch-zeit

Titel: Eine mörderische Hoch-zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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dass du mir heute Nacht nicht noch einmal in die Quere kommst.« Sie schob sich an ihm vorbei und marschierte erhobenen Hauptes hinüber ins Schlafzimmer, wo Roarke gerade ihre Pressekonferenz auf dem Bildschirm verfolgte.
    »Du hast dich wirklich gut geschlagen. Und das, obwohl du unter einem Riesendruck gestanden hast.«
    »Ich bin eben durch und durch ein Profi.« Sie betrat das Bad und starrte in den Spiegel. Die Frau, die sie dort erblickte, hatte ein bleiches Gesicht, dunkle Ringe unter den Augen, einen grimmig zusammengepressten Mund – und hilflos herabhängende Schultern.
    »Du tust alles, was in deiner Macht steht«, sagte Roarke mit ruhiger Stimme.
    »Du hast ihr wirklich gute Anwälte besorgt.« Sie beugte sich über das Becken und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. »Sie haben mir während des Verhörs jedes Wort im Mund herumgedreht. Allerdings bin ich auch nicht gerade sanft mit Mavis umgesprungen. Ich durfte keine Schwäche zeigen. Aber sie haben einiges auf dem Kasten. Wenn ich das nächste Mal eine Freundin festnehmen muss, werde ich ihr empfehlen, sie ebenfalls zu mandatieren.« Sie vergrub ihr Gesicht in einem Handtuch.
    »Wann hast du zum letzten Mal etwas gegessen?«
    Sie schüttelte den Kopf. Die Frage war bar jeder Bedeutung. »Die Reporter haben eine regelrechte Hatz auf mich gemacht. Leute wie ich sind ihre liebsten Opfer. Seit ich ein paar Fälle hatte, die mich bekannt gemacht haben, sind sie ganz versessen darauf, dass ich endlich einen Fehler mache. Schließlich wäre das etwas, was die Einschaltquoten hochtreibt.«
    »Mavis macht dir keinen Vorwurf.«
    »Den mache ich mir schon selbst«, brach es aus ihr heraus und sie schleuderte das Handtuch auf die Erde. »Verdammt, ich mache mir jede Menge Vorwürfe. Ich habe ihr gesagt, sie soll mir vertrauen. Ich habe ihr gesagt, ich würde alles klären. Und, was habe ich getan? Ich habe sie verhaftet und in den Knast gebracht. Ihre Fingerabdrücke, ihr Foto, ihre Stimme, das alles ist jetzt in den Akten. Ich habe ein grauenhaftes zweistündiges Verhör mit ihr geführt. Ich habe sie in eine Zelle gesperrt, bis die Anwälte, die du engagiert hast, sie gegen die von dir gestellte Kaution freibekommen haben. Ich habe nichts für sie getan. Ich hasse mich.«
    Sie brach zusammen. Sie vergrub ihr Gesicht zwischen den Händen und begann hemmungslos zu schluchzen.
    »Wurde auch allerhöchste Zeit, dass du deinen Gefühlen freien Lauf lässt.« Er zog sie in die Arme und trug sie zum Bett. »Danach wird es dir etwas besser gehen.« Er hielt sie weiter fest und strich ihr sanft über die Haare. Wenn sie einmal weinte, dachte er, dann brachen alle Dämme. Dann war es wild und leidenschaftlich wie ein regelrechter Sturzbach. Sie vergoss nur selten ein paar ruhige, leichte Tränen. Ihr fiel nur selten irgendetwas leicht.
    »Heulen hilft auch nicht«, brachte sie schließlich abgehackt hervor.
    »Oh, doch, das tut es. Es wird dich von einigen der falschen Schuldgefühle und einem Teil deiner durchaus berechtigten Trauer befreien, sodass du morgen viel klarer denken kannst.«
    Inzwischen lag sie leise schluchzend und mit rasenden Kopfschmerzen im Bett. »Ich habe noch zu tun. Ich muss ein paar Namen und Szenarien auf ihre Wahrscheinlichkeit hin überprüfen.«
    Nein, dachte er ruhig. Das musste sie nicht. »Lass dir damit noch einen Moment Zeit. Bestell dir erst etwas zu essen.« Ehe sie dagegen protestieren konnte, schob er sie vorsichtig zur Seite und trat an den AutoChef. »Selbst dein bewundernswerter Körper braucht eine gewisse Menge Treibstoff. Außerdem gibt es da noch eine Geschichte, die ich dir erzählen will.«
    »Ich darf keine Zeit verlieren.«
    »Es ist garantiert keine verlorene Zeit.«
    Fünfzehn Minuten, dachte sie, als ihr ein wunderbarer Duft in die Nase stieg. »Also gut, dann werde ich möglichst schnell essen, während du mir möglichst schnell erzählst.« Nicht sicher, ob sie sich dafür schämte oder ob sie Erleichterung empfand, weil der Knoten geplatzt und sie in Tränen ausgebrochen war, rieb sie sich die Augen. »Tut mir Leid, dass ich eben so losgeflennt habe.«
    »Kein Problem, für so was bin ich da.« Mit einem dampfenden Omelette und einem Becher in der Hand kam er zu ihr zurück, setzte sich auf den Rand des Bettes und sah in ihre verquollenen, erschöpften Augen. »Ich bete dich an.«
    Sie errötete. Es schien, als wäre er der Einzige, der sie zum Erröten bringen konnte. »Du versuchst doch nur, mich abzulenken.«

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