Eine Nacht wie Samt und Seide
Linie nach. »Entlang der kleinen Anhöhe dahinter stehen Bäume.«
»Welches Pferd wird es sein?« Barnaby sah zu Russ.
Der schüttelte den Kopf. »Manchmal war es nur ein Tag zwischen dem Hin- und Rücktausch, manchmal auch drei.« Er blickte Dillon an. »Ich werde hingehen und nachsehen, welches Pferd es ist.«
»Nicht am hellen Tag«, wandte Pris ein. »Am Ende sieht Harkness dich reiten. Wer weiß schon, was er gerade treibt?«
Russ grinste. »Nun, eigentlich weiß ich - wenigstens für ein paar Stunden am Tag -, wo genau er sich aufhält. Heute Nachmittag werden er und Crom das Training auf der Heide beaufsichtigen.«
»Können Sie sich sicher sein?«, wollte Dillon wissen.
»Ohne mich - es sei denn, Harkness hat jemanden für mich einstellen können, was höchst unwahrscheinlich ist, so kurz vor dem Rennen hier in Newmarket - müssen er und Crom beim Training anwesend sein. Cromarty hat eine stattliche Zahl Pferde gemeldet, und von dem Austausch abgesehen, verliert er ebenso wenig gerne wie jeder andere Besitzer.«
»In Ordnung.« Dillon richtete sich auf. »Dann heute Nachmittag.«
Pris biss sich auf die Zunge; sie mussten wissen, welches Pferd wo war, und nur Russ konnte das sagen - ihr fiel kein Argument ein, ihm das in ihren Augen gefährliche Unterfangen auszureden.
Sie schaute ihm in die Augen - las darin belustigtes Verständnis - und schnitt ihm eine Grimasse. Er lachte, umarmte sie und verkniff sich klugerweise jede Bemerkung.
Adelaide und Pris blieben zum Lunch. Der General schien über ihre Anwesenheit entzückt; er gestand, er vermisse es, junge Damen um sich zu haben. »Flick hat jahrelang hier gelebt, aber auch wenn sie jetzt nur über die Wiese wohnt, ist es einfach nicht dasselbe.«
Er schaute den Tisch entlang zu Dillon, und seine alten Augen glitzerten amüsiert. »Manchmal glaube ich, ich sollte Prudence, Flicks und Demons Tochter, einladen, mich ein paar Wochen lang zu besuchen.«
Dillon stöhnte. »Der Himmel bewahre uns davor!« An Pris und Adelaide gewandt erklärte er: »Man muss sie sich als Kreuzung aus Flick und Demon vorstellen - ein unkonventionelles weibliches Wesen, das immer glaubt, recht zu haben, und vor nichts, absolut gar nichts, Halt macht, um sicherzustellen, dass alles sich so ergibt, wie sie es für richtig hält.« Er erschauerte. »Sie ist bereits jetzt der Schrecken meiner schlaflosen Nächte -in ein paar Jahren wird sie völlig unhaltbar sein.«
Barnaby nickte. »Ich bin nur dankbar, dass wir bis dahin uralt sein werden und vermutlich weit weg, sodass ihre scharfsichtigen Augen sich nicht auf uns richten werden.«
»Das stimmt doch gar nicht.« Pris fühlte sich verpflichtet, das Mädchen zu verteidigen, das sie allerdings nur einmal gesehen hatte. »Ihre Augen sind sehr hübsch.«
Barnaby nickte heftiger. »Genau. Waffen größten Kalibers. Warten Sie nur, bis sie sie bei Russ einsetzt, und dann fragen Sie ihn, ob wir recht haben.«
Die Unterhaltung verlief in ähnlich lockeren Bahnen weiter. Beim Ende der Mahlzeit verabredeten sie sich für später am Nachmittag in Carisbrook House zu einem Ausritt. Adelaide schloss sich davon aus, ohne dass sie etwas sagen musste; sie ritt nicht gut genug, um mit ihnen Schritt halten zu können.
Pris bemühte sich auf der Heimfahrt, besonders freundlich zu ihr zu sein, und unternahm sogar einen Abstecher in die Leihbücherei, damit Adelaide sich einen neuen Roman ausleihen konnte - und sie selbst sich noch einmal die große Karte der Umgebung ansehen. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass sie sich die Lage des Schuppens richtig eingeprägt hatte, fuhr sie weiter nach Hause, wo Eugenia und Patrick sie bereits erwarteten.
Sie und Eugenia machten, in ein paar Metern Abstand von Patrick gefolgt, einen Spaziergang um den See, während sie alles erzählte, was sie wussten und was sie vorhatten.
Eugenia nickte. »Mr Caxton - Dillon - scheint ein schätzenswerter Gentleman zu sein und Mr Adair auch - seine Verbindungen zu der neuen Polizeibehörde machen mich zuversichtlich. Während ich schwerlich froh bin, dass Russ sich weiter verborgen halten muss, freue ich mich doch, dass er und du, meine Liebe, so gute Freunde gefunden habt. Ich muss zugeben, als wir herkamen, habe ich befürchtet, dass es viel schlimmer ausgeht.«
Pris nickte. Sie schlenderten weiter am Ufer entlang.
»Ich hoffe nur«, fuhr Eugenia fort, »dass dein Bruder seine
Begeisterung zügelt und nichts Riskantes oder Gefährliches
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