Eine Nacht wie Samt und Seide
fragend aufgerissenen Augen.
Schließlich begriff sie. »Oh, ja, bitte. Machen Sie weiter.« Sie winkte ihn her. »Was auch immer Sie da tun.«
»Schenken Sie drei Gläser ein«, wies Dillon Jacobs an, »dann bringen Sie den Dekanter zum General in den Salon. Ich bin sicher, Lady Fowles hat keine Einwände.«
»Sehr wohl, Sir.«
Jacobs stellte die drei Gläser vor Dillon auf den Tisch, der zwei zu Barnaby und Russ schob, dann seines hob und einen Schluck davon nahm.
»Auf unseren Erfolg«, erklärte Barnaby und trank.
Russ und Dillon murmelten etwas Zustimmendes, dann stellte Dillon sein Glas ab. »Als Erstes müssen wir entscheiden, ob wir ein vollständiges Bild von der Sache haben. Wissen wir genug, um handeln zu können?«
Barnaby verschränkte die Arme und lehnte sich gegen den Tisch. »Lass mich zusammenfassen, was wir bislang herausgefunden haben. Es gibt da jemanden, vermutlich einen einzelnen Herrn - nennen wir ihn mal Mr X. Er ist ein Gentleman und abgehärteter Spieler, der gewaltige Summen wettet und gewinnt. Für Männer wie ihn ist es nicht nur das Geld, sondern das erhebende Gefühl zu gewinnen, das zählt. Um auf dem Niveau zu spielen, dass es sie reizt, müssen sie bereits Geld haben. Eimerweise.
Fangen wir bei letztem Herbst an. Collier hat hoch gewettet und verloren. Mr X hat davon gehört und über den Winter Collier aufgesucht, der vor dem Ruin stand. Er wurde dessen stiller Teilhaber und hat die Voraussetzungen für den Austausch der Pferde bei Rennen geschaffen. Während der Frühlingssaison wurden wenigstens zwei Austauschmanöver erfolgreich ausgeführt, was Mr X bewies, dass er alles Notwendige zusammen hatte - die Trainer, die Besitzer, Pferde, Wettagenten und Buchmacher alles, was man braucht, um große Summen zu gewinnen.«
»Aber nach der Saison hat es Streitigkeiten mit Collier gegeben.« Dillon sah Barnaby ins Gesicht. »Mr X hat schnell und entschlossen gehandelt, um die Bedrohung für seinen Plan abzustellen - er hat Collier getötet.«
Barnaby nickte. »Mr X hatte vielleicht schon Cromarty und Aberdeen warten, die Gaunerei lief wie am Schnürchen.«
»Es ist möglich«, bemerkte Dillon, »dass die Ställe am Ende der Saison zu wechseln schon immer Teil seines Plans war. Das macht es für die Behörden beinahe unmöglich, seine Masche aufzudecken. Wir werden immer erst auf eine Unstimmigkeit aufmerksam, wenn das Rennen längst gelaufen ist, oft erst Wochen später, dann ist die Saison meist schon zu Ende. Selbst wenn wir noch in dieser Rennsaison anfingen, Cromarty näher zu überwachen, wenn der Betrug das nächste Mal von Aberdeen ausgeführt wird ... dann ist Mr X immer allen einen Schritt voraus.«
Barnaby runzelte die Stirn. »Ein Gedanke drängt sich aufberücksichtigt man seine Verbindung zum Glücksspiel, hat Mr X es da am Ende eigens so eingefädelt, dass Aberdeen und Cromarty Schulden machen, damit er sie dann für seinen Plan rekrutieren konnte?« Barnaby schaute Dillon an. »Ich will damit nicht sagen, dass Collier, Cromarty und Aberdeen Engel sind oder waren, die nur unter Druck zu dem Betrug bereit waren, aber ihre Rolle in Mr Xs Spiel übernehmen sie vielleicht nicht ganz freiwillig.«
Dillon blickte Barnaby an. »Das wäre tatsächlich eine düstere Wendung. Aber ja, bedenkt man, wie hoch Besitzer manchmal auf ihre Tiere setzen, so ist es möglich, dass Mr X das Geschäft auch in dieser Hinsicht ausnutzt.«
Pris erschauerte. »Dieser Mr X scheint nicht nur ein herzloser Schuft zu sein, sondern auch noch ein gewissenloser.«
Dillon, Russ und Barnaby wechselten einen Blick, dann fuhr Barnaby fort. »Also hat Mr X in dieser Saison gleich zu Beginn über Cromarty mit Flying Fury ein hoch erfolgreiches Tauschmanöver durchgeführt und dabei eine sehr hübsche Summe eingestrichen.«
»Allerdings«, fuhr Dillon fort, »hat ein Pferdetausch in Newmarket oft Nebenwirkungen, die nicht nach Mr Xs Geschmack sind. Weil Newmarket die Heimat des Jockey-Clubs ist, trifft ein Betrug hier das Pferderenngeschäft ins Herz. Wenn das so weitergeht, kommt es zum Aufstand, Anarchie bricht los. Buchstäblich. Der Austausch mit Flying Fury war schlimm genug, aber Blistering Belle zu ersetzen wird unglaublich viel schlimmer werden - ein erstklassiges Rennen auf einer der besten Rennbahnen in der bekanntesten Veranstaltung. Es wird sehr viel gewettet; der Aufruhr nachher wird wesentlich größer. Niemand wird es einfach so hinnehmen, die einfachen Leute nicht und die gute
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