Eine Nacht wie Samt und Seide
ihnen Zeit, die Schmeicheleien zu genießen, dann nähern Sie sich ihnen, aber bitte unabhängig voneinander. John, Sie sprechen zuerst mit Harkness. Unterrichten Sie ihn höflich davon, dass das Komitee und ich ihm gerne ein paar Fragen stellen würden.« Solch eine Bitte konnte kein Trainer abschlagen. Trotzdem ... »Sorgen Sie dafür, dass Sie noch zwei weitere Männer bei sich haben. Bitten Sie ihn, Sie zum Club zu begleiten. Dort bringen Sie ihn in einen der kleineren Räume, bis ich komme. Lassen Sie ihn in der Zwischenzeit mit niemandem reden.«
Zu dem anderen Inspektor gewandt fuhr Dillon fort: »Und Sie, Mike - warten Sie ab, bis Harkness auf dem Weg zum Club ist, dann sagen Sie Cromarty dasselbe. Es ist in Ordnung, wenn sie einander aus der Ferne sehen, aber ich möchte nicht, dass sie die Gelegenheit erhalten, ungestört miteinander zu sp r echen, nicht bevor ich mit ihnen fertig bin.«
»In Ordnung, Sir.« Mike Connor wechselte einen bedeutungsvollen Blick mit John Oak. »Wir werden sie im Club festhalten, wie lange werden Sie brauchen?«
Dillon lächelte. »Ich bezweifle, dass ich vor dem späten Nachmittag dort sein werde.« Sein Lächeln nahm eine gewisse Schärfe an. »Lassen Sie sie ruhig warten. Aber bitte allein.«
»Ja, Sir.« Beide Inspektoren nickten und traten in die Menge zurück.
Dillon schaute zur Tribüne hoch und musste lächeln; er hob eine Hand, widerstand dem Drang, so heftig zu winken wie Pris. Er zögerte, aber es war gleich Zeit für das nächste Rennen. Er übernahm nicht immer die offiziellen Pflichten an der Startlinie, aber angesichts seiner Ansprache an die Jockeys von heute Morgen würden viele erwarten, ihn dort zu sehen.
Außerdem brauchte er Zeit, um nachzudenken, der faszinierenden Möglichkeit nachzugehen, die Cromartys und Harkness’ Reaktionen zu eröffnen schienen. Wenn er sich jetzt zu den anderen gesellte, mit ihnen feierte, dann konnte er nicht in Ruhe überlegen. Deshalb atmete er tief ein, grüßte die Gruppe auf der Tribüne und drehte sich um, um zur Startlinie zurückzukehren.
Nach dem letzten Rennen des Vormittags, das wesentlich weniger aufregend war als das dritte, nachdem der Sieger verkündet und die Trophäe überreicht war, begann sich die Menge aufzulösen. Dillon begab sich auf die Rückseite der Tribüne, wo eine Feier stattfand, zu der einer von Demons Burschen ihn geholt hatte.
Demon und Flick hatten einen Raum gemietet und alle, die daran beteiligt waren, eingeladen, auf ihren Erfolg anzustoßen. Als Dillon an der Tür ankam, hörte er das Stimmengemurmel, den fröhlichen Klang von Gelächter und guter Laune. Für die meisten da drinnen war der Tag ein voller Erfolg.
Für ihn selbst hingegen war Beiles Überqueren der Ziellinie nur die erste Schlacht gewesen, die sie alle durch eine gehörige Portion Unverfrorenheit und den Überraschungseffekt ihres Vorstoßes gewonnen hatten. Wenn alles so gut ging, wie sie hofften, und das betrügerische Netz mitsamt Mr X zerstört war, dann wäre tatsächlich alles gut. Sicher konnte er sich in dieser Sache allerdings noch nicht sein.
Doch egal, es war nicht schwer, sich von der Freude über den heutigen Triumph mitreißen zu lassen.
Er öffnete die Tür und trat ein. Er blickte sich um. Der Raum war nicht sonderlich groß, daher herrschte Gedränge. Ein Blick in die Runde, und er erkannte seine Männer und Demons, Eugenia, Patrick, Adelaide, seinen Vater und seine unmittelbaren Mitverschwörer.
Die drei Stewarts des Jockey-Clubs standen ebenfalls in der Menge, zwei bei seinem Vater, der dritte, Lord Sheldrake, unterhielt sich angeregt mit Barnaby. Das ließ ihn erstarren. Halblaut fluchte er.
Flick und Pris befanden sich mehr in der Mitte des Zimmers; sie drehten sich um und entdeckten ihn.
»Da ist er ja!« Mit einem so strahlenden, glücklichen Lächeln auf dem Gesicht, dass Dillon es in sich aufsog, seine Macht bis in seine Seele spürte, kam Pris zu ihm und fasste ihn am Arm.
»Endlich!«, rief Flick und folgte ihr auf dem Fuße, sie bemächtigte sich seines anderen Armes und zog ihn mit sich. »Wo ist ein Glas?«
Stan beeilte sich, ihm ein Glas Champagner zu reichen; Demon schlenderte mit einem für Flick herbei, Pris hielt schon eines in der Hand.
»Auf Dillon und den Erfolg seines Plans!« Pris hob ihr Glas in die Höhe.
»Auf Blistering Belle und alle, die mit ihr geritten sind!«, rief Russ.
Mit einem lässigen Lachen hielt auch Dillon sein Glas hoch. »Auf unsere Bemühungen und
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