Eine Nacht wie Samt und Seide
gewesen war. Alles, was ihm einfiel, um seine Zeit in Miss Dallings Nähe in die Länge zu ziehen - alles, um mehr über sie und ihr »Gefolge« zu erfahren.
Nun, da er länger darüber nachdachte, war es eigentlich nicht unbedingt das, was er von einer gewitzten, intelligenten femme fatale erwarten würde, sich mit einem unschuldigen jungen Ding wie Miss Blake zu belasten. Doch Miss Dalling war eindeutig gewitzt und intelligent, und ihre Schönheit konnte auf jeden Fall fatale Folgen haben - sie war eine Frau, für die Männer sterben würden.
Höchstwahrscheinlich war Miss Blake tatsächlich eine Verwandte, was die Vermutung nahelegte, dass Miss Dalling wirklich eine junge Dame vornehmer Herkunft war.
Er blickte zu ihr, die erhobenen Hauptes neben ihm ging und die Stallmannschaften auf der anderen Seite der Strecke betrachtete. Der Umstand, dass sie aus gutem Hause stammte, schloss offenbar nicht aus, dass sie eine Abenteurerin war.
Mit den Augen fuhr er ihr perfektes Profil nach, dann fiel ihm auf, dass sie und auch Miss Blake sich nicht einfach müßig umsahen. Sie suchten etwas oder jemanden.
»Halten Sie nach jemandem Ausschau?«
Pris wandte den Kopf, nutzte den Moment, ehe ihre Blicke sich trafen, sich zu überlegen, wie sie darauf antworten sollte. »Wie Sie wissen, sind wir aus Irland. Tante Eugenia sagte, es müsse hier eine ganze Reihe irischer Rennställe geben - sie hat uns gebeten, zu sehen, ob wir Iren entdecken können.«
»Alle, die irgendwie irisch aussehen«, fügte Adelaide hinzu. »Oder irisch klingen.«
Pris beeilte sich, Dillons Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. »Wissen Sie, welche irischen Ställe hier in den nächsten Wochen Pferde laufen haben?«
Er erwiderte ihren Blick, dann schaute er über die Rennbahn. »Es gibt irische Gestüte, die Pferde zum Rennen herbringen, aber die meisten mieten sich Ställe draußen auf der Heide und bringen ihre Tiere erst an dem Tag, an dem sie teilnehmen, in die Stadt. Meist haben sie Jockeys aus der Gegend hier, die die Strecke gut kennen.« Er deutete mit dem Kinn zu einer Gruppe Stallburschen. »Die einzigen Männer aus irischen Ställen, die man hier heute antreffen wird, sind Besitzer und Trainer, vielleicht noch ein Oberstallmeister.«
»Verstehe.« Pris wollte das Thema wechseln, ehe sie zu viel verriet.
Caxton blieb stehen. »Wenn Sie wollen, kann ich Sie dorthin bringen. Ich würde es Damen nicht empfehlen, sich allein in den Bereich zu wagen, aber in meiner Begleitung haben Sie nichts zu befürchten.«
Ebenfalls stehen bleibend schaute sie ihn an und wünschte sich verzweifelt, sich zu trauen, sein Angebot anzunehmen. Sie wollte Russ so verzweifelt finden. Und wenn ihn nicht, dann wenigstens irgendjemand anderen aus dem Stall Cromartys. Aber sie zwang sich zu einem leichten Lächeln. »Vielleicht ein andermal. Ich fürchte, wir haben schon zu lange getrödelt. Tante Eugenia wird anfangen, sich Sorgen zu machen, wo wir wohl stecken.«
Sie hielt ihm die Hand hin. »Danke für Ihre Gesellschaft, Sir.
Tante Eugenia wird sich über die Informationen freuen, die Sie uns gegeben haben.«
Er fasste ihre Hand. Sogleich spülte eine Hitzewelle über sie hinweg, gefolgt von einem Prickeln, das sich ausgehend von ihren Fingern über ihren ganzen Körper ausbreitete. Sie schaute ihn unverwandt an, machte sich aber im Geiste eine Notiz, es in Zukunft zu vermeiden, ihm die Hand zu geben.
»Auch wenn sie nur beschränkt waren?« Er sah ihr in die Augen. Nein, mehr noch. Er musterte sie forschend, studierte sie.
»Ja, leider.« Sie entzog ihm ihre Hand. Er hielt sie einen Moment länger, dann entließ er sie aus seiner.
Sie spürte die unausgesprochene Warnung, war sich aber nicht sicher, wovor er sie warnte, welche Grenze sie nicht überschreiten sollte, was sie nicht tun sollte.
Weder ihre noch seine Miene verrieten etwas von dieser verborgenen Bedeutung. Adelaide lächelte strahlend, als er sich zu ihr wandte, und sie wünschte ihm fröhlich einen schönen Tag.
Ehe Pris sich abwenden konnte, hatte er schon gefragt und Adelaide arglos geantwortet, dass ihr Gig im Crown & Quirt auf der Highstreet untergestellt war.
Pris beobachtete ihn wie ein Adler, aber er ließ sich nicht anmerken, ob diese Auskunft von besonderem Interesse für ihn war. Lächelnd verbeugte er sich und wünschte ihnen eine sichere Heimfahrt.
Mit einem königlichen Neigen ihres Kopfes in seine Richtung hakte sie sich bei Adelaide unter und zog sie entschlossen mit
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