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Eine Nacht wie Samt und Seide

Titel: Eine Nacht wie Samt und Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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eine Dame mit dem Ausmaß unserer Hingabe beeindrucken wollen.«
    Sie starrte ihn an. Nach einem Moment erkundigte sie sich schwach: »Du hast dir ausgerechnet einen Gesangsabend ausgesucht, um so etwas zu sagen?« Sie musste sich sehr beherrschen, um nicht laut zu werden.
    Er lächelte - dieses völlig unglaubwürdige Lächeln, das sie langsam wiederzuerkennen lernte; er nahm ihre Hand, zog sie rasch an die Lippen. »Natürlich.« Er senkte seine Stimme, als der Pianist von Neuem begann, das Instrument zu malträtieren. »Hier kannst du weder widersprechen noch weglaufen.«
    Die Sängerin fing wieder an. Pris schaute nach vorne. Er hatte recht. Hier konnte er ihr sagen, was er wollte ... es war sehr schwer, hier mit ihm zu streiten.
    Vorausgesetzt, sie wollte streiten. Oder weglaufen.
    In ihrem Kopf drehte sich plötzlich alles, und das hatte nichts mit dem musikalischen Vortrag der Sopranistin zu tun. Sie hatte seinen Antrag abgelehnt, den ihm sein Ehrgefühl diktiert hatte. Er war ihr nach London gefolgt, weil er sich weigerte, sie gehen zu lassen.
    Ihr ganzer Tag erschien ihr jetzt in anderem Licht. Er war ohne Unterbrechung stundenlang an ihrer Seite geblieben und hatte allen, die sie sahen - praktisch allen Damen der Londoner Gesellschaft -, damit deutlich gezeigt, wie ernst es ihm war, wie sehr er daran interessiert war, sie zu haben ... und zwar als Braut!
    Ihr Temperament regte sich. Die Katze lässt das Mausen nicht; Jaguare offenbar auch nicht. Er hatte seine Meinung über eine Heirat mit ihr gar nicht geändert, sondern einfach nur die Taktik.
    Er hatte die Zustimmung ihres Vaters und ihres Zwillingsbruders eingeholt, sogar die von Eugenia und allen anderen, die irgendwie von Bedeutung waren. Ihr fiel es wie Schuppen von den Augen. Mit einem Mal sah und begriff sie alles.
    Vor ihr kreischte die Sopranistin. Pris kniff die Augen zusammen, ohne etwas zu erkennen; sie biss sich auf die Lippen. Sie würde sich nicht dazu drängen lassen, ihn zu heiraten, nur weil er meinte, sie solle es tun, weil er es für richtig und anständig hielt. Selbst wenn die gesamte gute Gesellschaft und alle anderen so dachten.
    Das war nicht Grund genug, nicht annähernd genug. Nicht genug, sie auf Dauer zu halten.
    Schließlich endete der Gesang; die Damen erhoben sich, alle bemerkten Dillons Anwesenheit, alle fanden es höchst faszinierend. Und viele schienen es erfreut zur Kenntnis zu nehmen. Mit einem Blick erkannte sie, dass es niemanden im gesamten Raum gab, der ihr dabei geholfen hätte, ihm aus dem Weg zu gehen.
    Sie behandelte ihn mit Eiseskälte; er sah es, lächelte und weigerte sich, darauf zu reagieren. Er bemächtigte sich ihrer Hand, holte auch noch Adelaide dazu und brachte sie beide zu Eugenia. Er blieb noch eine Weile, um höflich Konversation zu machen, dann geleitete er sie nach unten, gesellte sich in der Kutsche zu ihnen, wo er und Eugenia ihre Ansichten zu den ägyptischen Schätzen austauschten, und lieferte sie schließlich wohlbehalten in Flicks Haus ab.
    Eugenia und Adelaide dankten ihm für seine Begleitung, wünschten ihm eine gute Nacht und gingen die Treppe hoch.
    Pris schaute ihnen nach, wartete, bis sie außer Hörweite waren, ehe sie sich grimmig entschlossen umwandte und ihn ansah.
    »Ich fahre jetzt zum Club, um deinen Bruder einzusammeln.« Er lächelte sie an. »Ich sorge dafür, dass er sicher hier ankommt.«
    Das Lächeln war genau das, dem sie nicht traute und das sie an eine Katze auf der Jagd erinnerte. Sein Blick war ernst, offen und viel zu eindringlich für ihren Seelenfrieden. Sie richtete sich auf, verschränkte ihre Hände vor sich und holte tief Luft.
    Er senkte den Blick, zog seine Manschetten zurecht. »Welches Zimmer hat Flick dir zugewiesen? Das am Ende des Flügels?«
    Sie blinzelte verwundert, wirksam abgelenkt von dem, was sie hatte sagen wollen. »Ja, woher weißt du das?«
    Dillon sah sie an. »Einfach gut geraten.«
    Vorhersehbar geraten. Als er in Horatias Haus eingetroffen war, hatte ein Päckchen auf ihn gewartet, in Flicks ordentlicher Handschrift an ihn adressiert. Darin befand sich ein Schlüssel, den er zunächst ratlos betrachtet hatte. Er besaß seit Jahren einen Schlüssel für Flicks Haustür. Da sie seine Verwirrung bemerkte, unterrichtete Horatia ihn, dass Flick ihm den Schlüssel überlassen hatte, um wieder gutzumachen, dass sie die Dalloways mit nach London genommen hatte; sie sei der Ansicht, der Schlüssel könne sich durchaus als nützlich

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