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Eine Nacht wie Samt und Seide

Titel: Eine Nacht wie Samt und Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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ihn aus der Klemme zu ziehen. Danach konnte sie zusammen mit Eugenia, Russ und Adelaide Newmarket verlassen. Damit wäre die Sache erledigt.
    Für sie und Dillon Caxton gab es keine gemeinsame Zukunft. Abgesehen von allem anderen wusste er ja gar nicht, wer sie in Wahrheit war. Und unter den gegenwärtigen Umständen war das ein Geheimnis, das sie besser vor ihm hütete.
    Die Tür ging auf, er trat mit einem Wälzer auf dem Arm ein.
    Erwartungsvoll angespannt blieb ihr Blick daran hängen.
    Er schloss die Tür und kam zum Schreibtisch. »Er ist schwer, lass ihn mich ablegen.«
    Sie machte einen Schritt zur Seite, und er lud das Register -ein Buch, mehr als sechs Zoll dick, einen Fuß lang und beinahe halb so breit - mit einem Plumps auf die Tischplatte.
    Eine Hand auf dem Buchdeckel, schaute er sie an, als sie sich neben ihn stellte. »Irgendein besonderer Eintrag?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich muss nur sehen, welche Informationen aufgelistet sind.«
    Er hob den Deckel an, schlug eine Seite voller Einträge auf; mit einer ausholenden Handbewegung deutete er darauf, dann trat er zurück.
    Pris starrte auf die feine Schrift, die die Seiten bedeckte. Sie sah zur Lampe; Dillon drehte bereits an dem Rädchen, sodass es heller wurde. Sie stellte sich vor das Buch, legte ihre Hände auf den Schreibtisch und beugte sich darüber, um die Seiten zu betrachten.
    Es war eine über die gesamte Doppelseite laufende Tabelle mit unterschiedlich breiten Spalten. Jeder Eintrag war wenigstens ein paar Zoll lang, fein säuberlich mit einem Linealstrich von dem daneben abgetrennt.
    In der ersten Spalte stand der Name des Pferdes, in der zweiten Geburtsdatum und -ort, in der dritten folgten Name und Abstammung der Mutter, meist über viele Zeilen laufend. Danach kam der Vater des Tieres samt seiner Abstammung, wieder ausgesprochen detailliert.
    Dann wurde weiter ins Detail gegangen. Die beiden letzten Säulen nahmen fast den gesamten Platz der rechten Seite ein, die eine war eine Beschreibung physischer Merkmale bis auf den kleinsten Farbklecks im Fell, die andere listete verschiedene »Punkte« auf. Pris wusste genug über Pferde, um zu begreifen, was sie da las, aber wie sollten solche Einzelheiten für irgendetwas nützlich sein? Noch dazu für etwas Ungesetzliches? Wenn Russ diese Einträge sähe, was würden sie ihm verraten?
    Sie las weiter, suchte nach einem Hinweis, nach irgendetwas, was da sein musste, davon war sie restlos überzeugt.
    Von dem Tisch aus musterte Dillon ihr Gesicht. Sah, wie konzentriert sie war, wie ihre Augen über die ordentliche Schrift seiner Schreiber glitt.
    Wonach suchte sie? Würde sie es wissen, wenn sie es fand?
    Sie kam am Ende des Eintrages an, hielt inne, dann betrachtete sie die Seite mit einer steilen Falte auf der Stirn und von Sorge verdunkeltem Blick erneut, ehe sie umblätterte und weiterlas.
    Seine Unruhe wuchs; er stieß sich vom Schreibtisch ab, ging zum Regal und zwang sich wenigstens zum Anschein von Geduld.
    Letzte Nacht hatte er entschieden, dass es nur einen Weg nach vorne gab, einen klaren, offensichtlichen Pfad für ihn. Er hatte unumstößliche Pläne für Pris Dalling, aber ehe er sie in die Tat umsetzen konnte, musste er den verworrenen Knoten lösen, den ihre Verstrickung in einen Rennbetrug geschaffen hatte. Letzteren aufzudecken war zudem seine verdammte Pflicht und Schuldigkeit. Solange sie da mit drinhing, worum auch immer genau es ging, war seine Loyalität in Zweifel gezogen, und das konnte er sich nicht leisten.
    So begründete er sein Vorgehen. So entschuldigte er den nagenden Drang, der ihn dazu bewogen hatte, ihr das Register zu zeigen - eine offene Missachtung der Regel, die er bis dahin nie in Frage gestellt hatte.
    Alles Lügen. Oder wenn schon keine direkte Lüge, dann doch weniger als die halbe Wahrheit.
    Hinter sich hörte er, wie sie weiterblätterte. Er schaute sich nach ihr um und sah, wie sie die Seite glatt strich und sich darüberbeugte, um sie zu lesen, ihr Profil wurde von dem goldenen Lampenschein nachgezeichnet.
    Er kam näher, um ihr Gesicht genauer sehen zu können. Ihre Miene sprach unverhohlen von Angst und wachsender Sorge.
    Besorgt trat er zu ihr.
    Die Wahrheit war, dass seine höchste Priorität war, ihr zu helfen; er musste alles beseitigen, was sie bedrohte.
    Nicht für einen Moment hatte er vergessen, dass echte Gefahr drohte. Gefahr von einem Mann, der auf sie geschossen hatte, Gefahr, deren Realität durch Colliers Tod bewiesen wurde.

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