Eine Reise beginnt
Schrei. Vor ihr hatten sich zwei riesige, giftig orange und hell leuchtende Augenpaare geöffnet die sie nun neugierig anstarrten. Diese Augen beleuchteten einen großen schwarz glänzenden Kopf von etwas, was wohl eher zierlich zu sein schien. Valar verschluckte sich. Das Ding vor ihr schien nun den Kopf schräg zu halten und warmer, fast heißer Atem blies ihr ins Gesicht. Die Kriegerin hatte so etwas noch nie zuvor gesehen.
„ Was bei allen guten Geistern bist du?“, hauchte sie.
„ Mmerztschgl llihtzermm mooohhhhh“, hauchte es zurück. Das Ding schubste sie und Valar brauchte einen ganzen Moment, um zu begreifen, dass das Wesen ihr eine kleine Schale mit etwas zu trinken hin hielt. Valar deutete auf ihre Augen und zuckte mit den Schultern.
„ Tut mir leid aber ich sehe hier nichts.“
Dankbar nahm sie die Schale. Das Gebräu roch nicht besonders gut. Aber wenn diese Viecher ihr etwas hätten Böses wollten, dann würden diese sie sicher nicht aufpäppeln wollen. Valar schluckte mit mehr Ekel, als Hunger den Brei hinunter.
Nun waren die Augen wieder gerade. Das Wesen schlug zwei Steine aufeinander und entfachte ein kleines Feuer. Valar sah sich um. Sie saß in einer mit Laub und Holz ausgepolsterten Höhle, die mehrere Ausgänge in das Dunkel des Berges hatte. Vor ihr saß etwas, was minimal größer war wie ein Elf, jedoch wesentlich dünner zu sein schien. Dieses Ding hatte schwarze lederartige Haut, im Verhältnis zum Körper ungewöhnlich starke Krallen an den Füßen und Händen, Schwimm- und sogar Flughäute. Allerdings sahen diese schon recht zerfetzt aus. Das Wesen hatte einen spitzen Kopf, so wie man ihn sich bei Drachen vorstellen würde und eben diese übergroßen grellen Augen, die es jetzt gerade zu kniff. Anscheinend mochte das Wesen kein Licht. Wieder legte das es seinen Kopf schief und machte einen neugierigen Gesichtsausdruck. Valar viel die Schale aus der Hand. Das Gebräu machte extrem müde. Langsam, ohne es zu wollen sank die Menschin in sich zusammen. Sie merkte noch wie das fremde Wesen gewandt und leise nach vorne glitt, ihren Kopf auffing und die Kriegerin wieder sachte auf ihr Lager legte. Dann wurde alles schwarz um sie herum.
16.) Die Tochter der Fahn
Die Abendsonne fiel warm und weich durch die hohen Fenster des Tempels von Kanriem. Die mit unzähligen Spiegeln gestalteten Wände und Säulen fingen dieses Licht auf und gaben es in dünnen glitzernden Lichterfäden weiter. Ein Fremder hätte den Eindruck erhalten können, dass Millionen von kleinen Spinnen hier den ganzen Raum mit rötlich und silbrig glitzernden Fäden eingesponnen hatten. In der Mitte wurde das Licht kunstvoll um einen kleinen Platz gelenkt.
Auf diesem von Licht umgebenen Stück des Tempels saß eine schneeweiße, sehr große Tiergestalt und schloss gerade seine funkelnden, rubinroten Augen.
Vor diesem elegant und erhaben wirkenden Wesen lag ein großes Buch, welches in Leder eingebunden und mit Silberbeschlägen verziert war. Wie von Geisterhand bewegte sich dieses plötzlich vom Boden weg und öffnete sich. Die letzte unbeschriebene Seite blätterte auf, fing in einem goldenen Licht an zu brennen und der ganze Raum begann in einer seltsamen und monotonen und unheimlichen Melodie zu stöhnen. Die feuerroten Augen öffneten sich angestrengt wieder und in der Flammenwand wurden Bilder sichtbar.
Bilder von Wäldern, Flüssen, Wegen, Bergen… so als wollte das seltsam anmutende pferdeähnliche weiße Geschöpf mit ihren Gedanken und dem Buch die Gegend absuchen.
Angestrengt konzentrierte sich Lihn auf ihre Magie und huschte so von Ort zu Ort. Vorsichtig tastete sie sich immer mehr in den Norden vor, hektisch und in großer Angst von Etwas entdeckt zu werden, dessen Aufmerksamkeit sie lieber nicht auf sich lenken wollte.
Lihn starrte lange auf Bilder von Wäldern, kleineren verlassenen Höhlen und Steppen. Hektisch und voll Angst suchte sie die Landstriche des Buches ab. Plötzlich fuhr das weiße Wesen hoch. Vor ihr tauche brennendes Land auf. Jeder Baum und jeder Strauch brannte in schwarzen Flammen. Schwarzer Hagel prasselte hernieder und schlug den kranken Pflanzen die letzten Blätter von den Ästen. Wilde Tiere stoben panisch und ziellos und ohne jeglichen Schutz umher. Manche von ihnen hatten unnatürlich große schwarze Augen. Unheimliche Schatten ließen sich vom Wind tragen und Blitze zuckten hernieder.
Lihn stöhnte. Sie schien Schmerzen zu haben. Mit tränenden Augen verbannte
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