Eine riskante Affäre (German Edition)
beiden lassen eine Frau die Drecksarbeit machen.« Er stieß sich an den Knien ab und richtete sich auf. »Ich stecke hier in diesem Käfig fest. Welche Entschuldigung haben Sie?«
Sebastian unterdrückte seine Wut. »Dass ich keine große Lust habe, diese Frau in Ketten zu legen. Ich bezweifle jedoch, dass mildere Maßnahmen von Erfolg gekrönt wären.«
»Da haben Sie wohl recht.« Whitby holte die Karaffe aus einer Lücke im Bücherregal und füllte sich ein Glas. »Die haben einen verdammt zweitklassigen Portwein hier. Ich würde Ihnen ja welchen anbieten, doch ich glaube nicht, dass Sie mit mir trinken würden.«
»Da liegen Sie richtig.«
Unter dem Schreibtisch erklang ein nagendes Geräusch. Natürlich hätte es von Ratten stammen können. »Sie hat diesen elenden Nager bei Ihnen gelassen?«
»Aye. Jess ist der Meinung, ich bräuchte Gesellschaft. Kedger klaut sich Dinge vom Schreibtisch und zerknabbert sie in kleine Stücke. Gerade hat er sich einen Pinsel geschnappt.« Whitby richtete sich in aller Ruhe wieder am Schreibtisch ein. »Und alles scheint diesem Gauner zu bekommen. Jetzt erzählen Sie mir aber mal ohne viel Drumherum, was Sie mit meiner Jess vorhaben. Wenn Sie nur zu mir altem Mann gekommen sind, um damit zu prahlen, dass Sie mein Mädchen verführt haben, hat sich der weite Weg für Sie nicht gelohnt.«
»Die Neptune Dancer . Mein Schiff. Die Männer an Bord waren meine Freunde.«
»Das dürfte eines der Schiffe sein, die unser Verräter auf dem Gewissen hat. Ein Kennett-Schiff.« Whitby seufzte. »Tut mir leid, Mann, aber damit hab ich nichts zu tun.«
»Ich bin der Fährte von zweihundert Pfund von der französischen Geheimpolizei zu einem Mittelsmann in Neapel und von dort auf Ihr Londoner Girokonto gefolgt. Sie wurden von den Franzosen bezahlt. Das steht außer Zweifel.«
»Was heißen soll, dass Sie keine Zweifel haben. Na schön. Auch ich fände einige dieser Beweise überzeugend, wüsste ich es nicht besser.«
»Sie sind so schuldig wie die Sünde.«
Mit nachdenklichem und absurd normalem Gesicht zog der Alte an seiner Pfeife. »Ich wünschte, ich könnte noch ein paar Minuten mit Jess verbringen, anstatt mit einem bulligen Kerl wie Ihnen«, erwiderte er schließlich bedauernd. »Dennoch bin ich froh, Sie mal zu Gesicht zu bekommen.«
»Auch ich wollte längst einmal einen Blick auf Sie werfen.«
»Haben Sie doch schon, würde ich sagen.« Whitby deutete mit der Pfeife auf das Landschaftsgemälde, das an der nächsten Wand hing. »Dadurch spähen Sie oder die anderen doch ins Zimmer. Ich frage mich, was Bastard Kennett mit meiner Kleinen will, wenn er mich für einen Mörder hält. Hab nie davon gehört, dass Sie sich an Frauen rächen.«
»Das hat nichts mit Jess zu tun.«
»Aber damit sitzt sie zwischen zwei Stühlen, oder etwa nicht? Sie nehmen Rache für eine Kriegshandlung, Mann, was großer Blödsinn ist. Der Kapitän, der Ihr Schiff versenkt hat, ist wahrscheinlich ein ganz liebenswürdiger Kerl. Haben Sie etwa vor, ihn bei Gelegenheit aufzuschlitzen, wenn das alles vorbei ist?«
»Nicht ihn. Nur Cinq.«
»Na, dann viel Erfolg bei der Suche! Vielleicht ist er ja der Schurke, für den Sie ihn halten.« Whitby nahm einen Zug aus seiner Pfeife. »Er könnte jedoch auch ein ehrbarer Mann sein, der für eine Sache kämpft, an die er glaubt.«
»Mir ist egal, was er ist.« Sebastian krallte sich in die Sessellehnen und spürte, wie sich sein Atem gewaltsam in der Brust wand. Der Alte saß da, zog genüsslich an seiner Pfeife und philosophierte, während raubeinige, aufrechte Kerle auf der Neptune Dancer viel zu früh ihr Leben hatten lassen müssen. Es war ihnen nicht vergönnt gewesen, alt zu werden. »In ein paar Stunden wird Jess mir den Namen von Cinq liefern. Sollten Sie das sein, ist es der Furien eigene Rache. Dann sterben Sie durch die Hand Ihrer eigenen Tochter.«
Sebastian stand auf. Es gab nichts mehr, was er Whitby noch zu sagen hätte. Nichts, was er noch für ihn tun konnte. Der Mann war doppelt so alt wie er und saß wie eine Ratte in der Falle. »… und sie wird damit leben müssen, für Ihren Tod verantwortlich zu sein.«
»Kennett.«
Er fuhr herum und blickte Whitby an.
»Es gibt lauter falsche Indizien.«
»Oder den Beweis.«
»Sie haben das Mädchen gekauft. Nun sind Sie für sie verantwortlich. Sollten die Beweise gegen mich sprechen, erwarte ich von Ihnen, dass Sie sie außer Landes schaffen. Außer Gefahr. Das sind Sie ihr
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