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Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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spiegelte sich das Wissen um all die Küsse wider, die sie ausgetauscht hatten, sowie das, was sie dabei empfunden hatte. Er wusste, dass er es wiederholen konnte, wann immer er wollte. Und das machte es ihr nicht leicht, seinem Blick zu begegnen.
    Weil sie nicht schlafen konnte, hatte sie letzte Nacht eine Weile damit zugebracht, sich zu fragen, ob Sebastian wohl erwog, die Stufen zu ihr hinaufzusteigen und sie zu lieben. Doch er hatte es unterlassen.
    Ein geschickter Mann wie er würde nicht mehr als zwei Minuten brauchen, um sie aus dem Nachthemd zu schälen. Er würde es ihr abstreifen und ein paar der Dinge tun, die er so gut beherrschte. In Jess’ Magengrube setzte eine seltsam heiße Regung ein, als sie mit derlei Gedanken im Kopf zu ihm hochblickte. Sie wollte mit ihm schlafen. Sie besaß keine standhafte Moral, das war ihr Problem. Eine Folge der vielen Jahre als Diebin.
    »Hab dich schließlich aufgespürt«, sagte er. »Zu schade, dass wir nicht draußen auf See sind. Einer der Vorteile bei einem Schiff ist, dass man immer weiß, wo man jemanden findet.«
    »Ja, einer der Vorteile.«
    Der Kapitän hatte sein Halstuch abgelegt – es hing dort hinten über dem Geländer – und den Kragen aufgeknöpft, weshalb ein Teil seiner braunen Haut zu sehen war. Sein Gesicht war wie jene Felsgruppen in der Wüste Ägyptens, über die ein rauer Wind fegte, der alles beseitigte, was nicht standhalten konnte. Jeder Vorsprung, jede Vertiefung war rau. Er musste ein schweres Leben gehabt haben, um zu einem Gesicht wie Wüstenfelsen zu kommen. Manchmal, wenn sie ihn ansah, hätte sie am liebsten diese Kanten und Mulden geküsst, nur um ihm zu zeigen, dass es auf der Welt auch etwas Sanftes gab.
    Törichte Gedanken, wenn es um einen Mann wie ihn ging. Sie erbebte. Es war ein warmes Beben.
    »Du siehst müde aus«, stellte er fest. »Warum gehst du nicht nach oben in dein Zimmer und machst ein Nickerchen? Es dauert noch Stunden, ehe Adrian alles vorbereitet hat, sodass wir kommen können.«
    »Eigentlich sollte ich meine Zeit eher dem Lagerhaus widmen. Immerhin habe ich noch ein Geschäft zu führen. Die Northern Star legt morgen ab. Marineausrüstung für Lissabon.«
    »Ebbe und Flut fallen nicht aus, nur weil du nicht deine Finger im Spiel hast. Entspann dich. Du hast verantwortungsvolle Leute. Pitney weiß, wen man bestechen muss. Aber die Northern Star ist nicht mit Marineausrüstung beladen, sondern mit Schmuggelware für die Bretagne, hab ich recht? Tee?«
    »Indigo und Tee. Und auf dem Rückweg Brandy. Sobald sie alles abgeliefert haben, fährt die Star weiter nach Lissabon. Wir könnten jedoch auch etwas Marinebedarf transportieren. Wer weiß?« Mist. Ein Mal, nur ein einziges Mal, würde sie gern ein ganz gewöhnliches Gespräch mit diesem Mann führen. Übers Wetter oder über Pferde. Etwas furchtbar Britisches. »Ich sollte dort sein.«
    Als sie an Sebastian vorbeiblickte, konnte sie sehen, dass der Himmel voller Wolkenfetzen war, die von links nach rechts hetzten. Fast fühlte es sich so an, als stünde das Himmelszelt still und es drehte sich die Erde mit ihnen darauf. Von solchen Gedanken wurde ihr ganz schwindelig.
    Sebastian fing an, mit den Fingerspitzen über ihre Stirn zu streichen. Es war ein wunderbares Gefühl. Sie sollte ihn lieber auffordern, das zu lassen, da jeder aus dem Fenster schauen und sie sehen konnte, und das hier gehörte sich nicht.
    Sie fragte: »Willst du das eigentlich alles hier draußen mit mir machen? Küssen und so weiter. Noch so ein verrückter Ort dafür.«
    Er erwiderte leise:
    »Wer der Liebe verfällt – und hat nicht der Liebe
    einzig wahres End’ im Sinn, der fahret aufs Meer
    und kommet nur seekrank wieder her.«
    Soweit sie das sagen konnte, reimte es sich kaum, aber das Gedicht war auch nicht gerade lang. »Ist das Poesie?«
    »Das ist John Donne.«
    »Gedichte habe ich noch nicht viele gelesen. Ich hatte es zwar immer vor, bin jedoch irgendwie nie dazu gekommen. Was du mir damit sagen willst, ist, dass du ehrgeizigere Ziele verfolgst, als mich nur zu küssen. Stimmt’s?«
    »Stimmt genau.«
    »Das könntest du auch einfach sagen.« Jess gähnte ihn an, nicht als Kommentar zu diesem Gedicht, sondern vor lauter Müdigkeit. Sie würde noch einen Tee trinken, ehe sie sich am Abend die vielen Aufzeichnungen vornahm.
    »Erinnerst du dich, als ich mich kürzlich nachts in deinem Arbeitszimmer umgesehen habe?« Das war eine höfliche Umschreibung dafür, dass sie drei

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