Eine riskante Affäre (German Edition)
»Was hast du mit Jess gemacht?«
Es gab eine Zeit der Wahrheit … die jetzt aber nicht gekommen war. »Nichts. Ich habe nichts mit ihr gemacht, bei dem du nicht hättest anwesend sein können.«
»Nichts?« Die Decke war verrutscht. Jess offenbarte einen Großteil ihrer sträflich goldenen Haut. »Warum fällt es mir so schwer, das zu glauben? Bei den Göttern der Unterwelt, sie ist ja völlig weggetreten.« Einen Moment lang sah Adrian so gefährlich aus, wie er war. »Ich hätte nicht gedacht, dass du ein Mann für einen komplizierten Racheakt bist. Was treibst du da?«
»Was für ein Racheakt?«
Eine Minute verging, dann bemerkte Adrian: »Du weißt nicht mal, wer sie ist.«
»Dein Mädchen? Sag es mir, verdammt noch mal! Ist sie nun dein Mädchen oder nicht?«
»Du weißt es nicht.« Adrians Miene war undurchdringlich. »Du hast nur kurz einen Blick auf Jess geworfen und sie dann ins Bett geschubst. Warum habe ich nicht gemerkt, dass es dazu kommen würde?«
»Ich habe sie nirgendwohin geschubst, sondern einfach nur warm gehalten.«
»Für wie blöd hältst du mich eigentlich?«
Der sture alte Bock lachte ihn aus. »Sie gehört nicht zu dir.«
»Ich sollte dir eine Abreibung verpassen, Bastian. Wirklich, das sollte ich.« Die Gesichtszüge seines Freundes fingen an, sich zu verändern. Unheilvolle Erheiterung schimmerte durch seinen Blick. »Du brauchst nicht mehr zu gucken, als hätte ich dir einen Bauchschuss verpasst. Sie ist nicht, wie du so beharrlich annimmst, mein Mädchen.«
Sebastian ließ den Atem ausströmen. »Ach, dann ist sie auch keine von deinen Agentinnen?«
»Nicht im Entferntesten.«
Er hatte gar nicht gemerkt, unter welcher Anspannung er stand, bis sich seine Muskeln entkrampften. Eine erstaunlich große Erleichterung überkam ihn, eine Empfindung, die er für den Moment verdrängte, um sich später noch einmal Gedanken darüber zu machen. »Wer ist sie?«
»Ah. Das ist die dringlichste aller Fragen, nicht wahr?« Adrian stand neben der Koje und beobachtete das Mädchen mit einem vielschichtigen Gesichtsausdruck, der nicht zu deuten war. »Ich habe zuletzt mit ihr gesprochen, da war sie vierzehn, dürr wie eine Bohnenstange und flach wie ein Brett.«
»Sie hat sich verändert. Und jetzt erzähl mir endlich, wer sie ist!«
Jess rollte sich mit einem leisen Stöhnen auf die Seite. Sie sahen sie beide an. Adrian war als Erster bei ihr und deckte sie wieder zu, wozu er ihre Hände hob und unter die Decke steckte … eine beschützende Geste, die jedoch seltsam teilnahmslos wirkte. »Lass uns das oben an Deck besprechen. Sie hat einen leichten Schlaf, und ich möchte nicht, dass sie mich sieht.«
»Mit einem Becher Brandy im Leib dürfte ihr Schlaf kaum leicht sein.« Er drängte sich an Adrian vorbei und setzte sich neben Jess aufs Bett. Ihr Haar hatte sich unter ihrem Arm verklemmt. Er holte es hervor und breitete es auf dem Kissen aus, damit sie es bequem hatte. Sie wachte nicht auf, sondern schmiegte sich in seine Hand und atmete in seine Finger. »Sie bekommt nichts mit. Was zum Teufel geht hier vor sich? Wer waren diese Männer?«
»Lass mich kurz darüber nachdenken. Ist noch etwas von dem Brandy übrig, oder hast du alles vergeudet, um Jess außer Gefecht zu setzen?«
»Red schon!«
»Ich denke noch nach.« Adrian nahm das Glas hoch, aus dem Jess getrunken hatte, und schnupperte daran. »Du hast ihr etwas hineingemischt.« Er hielt es ins Licht. »Was hast du genommen? Ich bin immer offen für Neues.«
»Das Pulver aus Alexandria. Nur Medizin.« Er blieb geduldig. Wenn sich Adrian so benahm, konnte man nur abwarten. »Was hatte sie auf der Katherine Lane verloren?«
»Das kann ich dir jetzt ja sagen. Sie hat ganz bewusst jemandem aufgelauert, nach allen Regeln der Kunst. Und zwar dir.«
Er blieb neben ihr auf dem Bett sitzen. Ihr Haar fühlte sich weich und leicht feucht an. Vielleicht spürte sie ihn, denn siewurde unruhig und spannte sich an, wachte jedoch nicht auf. Ihr Kopf stieß gegen sein Knie. Dann entspannte sie sich mit einem Seufzen an ihm, als hätte sie soeben sicher in den Untiefen einer tückischen Bucht festgemacht. »Was will sie denn von mir?«
»Sie hatte es natürlich auf deine Taschen abgesehen. Diese aufregende Neuigkeit stammt von Doyle. Sie hat ihm nicht erzählt, warum.«
Doyle war vom britischen Auslandsgeheimdienst, Adrians Stellvertreter. »Der da in der Gasse, der mit dem Bleirohr, das war Doyle?«
»Ich staune, dass du ihn nicht
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