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Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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Iren, die mit dem Leben davongekommen sind, aufgestöbert. Sie kommen seit Neuestem aus Dublin, wo vermutlich niemand um sie weint. Vor zwei Tagen wurden sie am Kai angeheuert mit dem Auftrag, Jess zu entführen. Und zwar von – ich zitiere – ›’nem schwarzhaarigen Kerl, dick eingemummt‹, was meine Suche auf die halbe männliche Bevölkerung Londons beschränkt. Sebastian … sie ist Josiah Whitbys Tochter.«
    Es war wie der lange Fall, wenn das Schiff ins Wellental einer Sturmdünung glitt, nur dass er die Talsohle nie erreichte. Sein Sturz war endlos und wurde die ganze Zeit über von einem grässlichen Gefühl begleitet. »Jess … Whitby.«
    »Ja.«
    Josiah Whitby war Cinq, ein Mörder und Verräter. Niemand wusste dies besser als Sebastian. Er hatte den Beweis beschafft, der den Mann an den Galgen bringen würde.
    Jess seufzte und regte sich. Die Rundung ihrer Schulter tauchte unter der gestreiften Wolle auf wie eine auf den Strand rollende Welle.
    Diese Frau besaß eine Menge schöner Stellen. Josiah Whitbys Tochter lag gerade schlafend in seinem Bett.
    Der Verräter wurde Cinq genannt, weil er seine Nachrichten mit zwei angedeuteten Würfeln unterschrieb, bei denen die Fünfen oben lagen. Die Büros in Whitehall waren seine ganz private Leihbücherei. Irgendwie kam er an die Geheimnisse des Kriegsministeriums und der Admiralität. Und irgendwie war er ihnen aus England nach Frankreich entfleucht, vorbei an der britischen Seeblockade. Napoleon hatte den Inhalt der britischen Pläne noch vor der britischen Armee in Spanien gekannt.
    Vor zwei Jahren hatten französische Fregatten die Neptune Dancer bei Jersey aus dem Hinterhalt überfallen. Sie war mit Mann und Maus untergegangen.
    Sein Schiff. Seine Männer. Alle tot, weil Cinq die Segelpläne an die Franzosen weitergegeben hatte. Der erste Maat der Neptune Dancer war Sam Carter gewesen, ein wilder, rauer Yankee aus Portland. Der beste Freund, den ein Mann haben konnte. Im Alter von fünfzehn Jahren waren sie gemeinsam nach Ceylon und Indien gesegelt.
    Zwei Jahre lang war Sebastian hinter Cinq her gewesen. Er hatte ihn aufgespürt und Beweise zusammengetragen, die den Mann zur Hölle fahren lassen würden. Josiah Whitby war so gut wie tot. Der Strick würde ihm einen schnelleren Tod verschaffen, als dieser Verräter Sam Carter gewährt hatte.
    Sebastian durchquerte den Raum und blickte auf die Themse, um Jess Whitby nicht ansehen zu müssen.
    Adrian sagte: »Josiah ist unschuldig, das weißt du.«
    Sie hatten endlos darüber gestritten. »Er ist dein Freund.«
    »Freundschaft hat nichts damit zu tun.«
    »Oh doch. Nur darum geht es.« In der Kabine war es zu hell, als dass Sebastian durch die Scheibe nach draußen hätte blicken können. Er beschattete sie mit der Hand und sah flussaufwärts. Es gab Schiffe, die das letzte Tageslicht ausnutzten, um noch mit der Flut auszulaufen. Nichts, was er einem seiner Kapitäne überlassen würde. »Du hast immer von einer Tochter gesprochen, die du aus Russland kanntest. Das ist dieses Mädchen.«
    »Sie hat das Unternehmen auf die Beine gestellt. Das Buchführungssystem, das dir so gut gefällt, ist ihr Werk. Sie hat es sich mit sechzehn ausgedacht.«
    »Wie … bemerkenswert.« Dieses reibungslos funktionierende Uhrwerk aus Zahlen, präzise, raffiniert und wohldurchdacht. Nicht zu glauben, dass so etwas von einem sechzehn Jahre alten Mädchen stammte.
    »Josiah handelt mit Waren und ist ein Meister im Feilschen. Aber Jess ist diejenige, die ihnen Reichtum gebracht hat. Als sie zwölf war, damals in Petersburg, hat sie sich immer am Frühstückstisch über irgendein Thema ausgelassen, hat Josiah Vorschriften gemacht, wie viel er für Bernstein oder Zobelpelze zu bieten habe. Sie saß da und hat die Gewinnspanne für Schmuggeltouren über drei Grenzen hinweg errechnet. Und ich habe mich zu ihr gebeugt und sie daran erinnert, dass sie ihre Zöpfe von der Butterschale fernhalten soll.«
    »Sie heißt aber doch nicht wirklich Jess, oder? Du hast sie irgendwie anders genannt.«
    »Jessie. Eigentlich lautet ihr Name Jessamyn.«
    Jessie. Genau. Sebastian dachte daran, wie er sich in der Nähe von Boulogne in einem Taubenschlag versteckt und dort auf das Schmugglerboot gewartet hatte, das bei Tagesanbruch kommen sollte. Dabei hatte er Adrian zugehört, der über eine Jessie in Sankt Petersburg sprach, die immer noch mit Trägerrock und langen Zöpfen herumlief und die Geschäfte ihres Vaters auf unübertreffliche Weise

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