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Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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niedergelassen und durchstöberte jetzt seinen Schreibtisch. Er konnte förmlich sehen, wie sie sich an die Arbeit machte. Dabei sollte sie sich doch eigentlich ausruhen.
    Er lag im Bett, hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und starrte in die Nacht, während er gegen den absurden Drang ankämpfte, einfach hineinzugehen und ihr bei der Durchsuchung seines Büros zu helfen. Sie konnte doch nicht geschlafen haben, oder? Nicht mehr als ein oder zwei Stunden. Nach diesem kleinen Einbruch würde sie in die Morgendämmerung marschieren und die Geschäfte bei Whitbys aufnehmen.
    Während er darauf wartete, dass sie fertig wurde, nickte er hin und wieder ein. Hielt auf seine Art Wache. Schließlich öffnete und schloss sich die Tür seines Arbeitszimmers. Ein minimales Klicken. Er hörte das Rascheln von Stoff auf Haut. Sie wollte in ihr Zimmer zurück.
    Er würde einen Dieb hochnehmen.
    Ohne das geringste Geräusch stieg er aus dem Bett, griff nach seinem Morgenmantel, zog ihn an und ging zur Tür. Als er sie öffnete, erwarteten sie ihn bereits. Ihr dreißig Zentimeter großer, grauer Späher machte Männchen und knurrte leise. Dutzende winziger Zähne glänzten drohend im Kerzenschein.
    Sie trug ein weißes Nachthemd mit langen Ärmeln und hohem Kragen sowie einen großen dunklen Schal eng um die Schultern gezogen. Ihr Haar war zu zwei langen Zöpfen geflochten.
    »Miss Whitby und ihre Eskorte«, stellte er fest. »Etwas schlaflos diese Nacht?« Dann sah er ihren Blick, und der Spaß war vorbei. »Was ist los?«
    »Ich wollte Sie nicht wecken«, antwortete sie deprimiert. »Ich war unten in der Küche. Ich wollte … Tee.« Was für eine amateurhafte Ausrede!
    »Sie waren in meinem Büro.«
    Sie sah genauso blass und niedergeschmettert aus wie jemand, den man in den Magen geboxt hatte. »Ich muss wieder ins Bett.«
    »Was haben Sie in meinem Büro gefunden? Was?« Sie war auf etwas äußerst Schockierendes gestoßen. Er konnte sich nicht vorstellen, was das sein sollte.
    Jess wollte weitergehen, doch er hielt sie auf. Obwohl er seine Hand sanft auf ihre Schulter legte, nagelte er sie auf der Stelle fest, indem er ihr vermittelte, doppelt so groß wie sie zu sein und den längeren Atem zu besitzen. Das Frettchen gab Laute von sich, die an brodelnde Kiesel erinnerten. »Erzählen Sie mir, was Sie gefunden haben.«
    »Nichts.« Sie wischte sich übers Gesicht, als entferne sie Spinnweben. »Ich kann jetzt nicht reden.«
    »In meinem Büro ist nichts zu finden. Was haben Sie gesehen?«
    Sie gab ihm keine Antwort. Ihre Kerze zitterte. Und auch der Schein an der Wand zitterte und flackerte wie Lichter auf See.
    Es hatte Sebastian viel Mühe gekostet, sich ihr Vertrauen Stück für Stück zu erarbeiten. Jetzt hatte er allen Boden verloren, den er je gutgemacht hatte. Wenn er sie jetzt gehen ließ, würde sie ihm wie eine Gazelle entspringen. Wenn nicht, würde ihm dieses verdammte Viech mit den kleinen spitzen Zähnen den Fuß abreißen.
    Eine Tür öffnete sich. Quentin steckte den Kopf in den Flur. Er trug eine Nachtmütze und blinzelte wie eine Eule. »Bist du das, Bastian? Was ist los?«
    »Jess hat nur etwas gesucht. Ich kümmere mich um sie.«
    »Miss Whitby? Jess?«
    »Geh wieder zu Bett!« Normalerweise gab er Quentin keine Befehle. Er erinnerte ihn nicht daran, wessen Haus das war und wer hier das Sagen hatte. Für Quentin war es hart genug, auf Kosten eines anderen Mannes zu leben. Aber heute Nacht hatte er keine Zeit, um auf Quentins zartbesaitetes Wesen Rücksicht zu nehmen.
    Seine Familie würde sich daran gewöhnen müssen, Jess in seinem Schlafzimmer zu sehen. Wenn sie dazu bereit war. Wenn sie wollte, dass sie es erfuhren. Aber jetzt noch nicht. Nicht jetzt.
    »Sebastian. Das ist nicht hinnehmbar. Obwohl ich sicher bin, dass dies hier völlig harmlos ist, erscheint es mir doch ziemlich unangemessen. Ich muss sagen, dies ist so nicht hin…« Quent versteckte sich hinter der Tür. Er wollte wohl nicht in seinem Nachthemd gesehen werden, das seine dürren Schienbeine zeigte. Er war schon immer eitel wie ein Pfau gewesen. »Das hier ist äußerst unklug. Ich empfehle dir dringend, Eunice zu wecken. Sie ist die Stimme der Vernunft. Ich gehe nicht davon aus, dass du meinen Rat befolgst, und du wirst vielleicht … «
    »Bitte. Sie müssen sich keine Sorgen machen.« Jess drehte und wand sich, wenn auch leise, um nicht die ganze Mannschaft in den Flur zu rufen. »Ich wollte niemanden wecken. Ehrlich

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