Eine Rose fuer Captain Sparhawk
sie wird die Narbe zurückbehalten.“ Seine Augen verschleierten sich, und er strich ganz leicht mit einem Finger über Roses Handrücken. „Ich weiß, wie wichtig Ihr Frauen euer Aussehen nehmt, Lily, also versuchen Sie nicht, mir etwas anderes zu erzählen. Rose war bis jetzt so makellos, und jetzt wird sie jedes Mal, wenn sie ihren Arm betrachtet – nein, jedes Mal, wenn sich das Wetter ändert und sie den Schmerz fühlt – daran denken, wie leichtsinnig ich war.“
„Ach was, doch nicht Rose“, schalt Lily. „Oder jedenfalls nicht Ihre Rose . Sie wird die Ärmel all ihrer Kleider ändern lassen, um die Narbe vorzuzeigen, damit sie damit prahlen kann, woher sie stammt und wie Sie sie vor dem Schlimmsten bewahrt haben. Sie wird diese Geschichte für den Rest ihres Lebens erzählen.“
„Oh ja, vor allem, wenn ihr Leben nur kurz sein wird, weil sie bei mir bleibt.“ Er ließ sich müde in seinen Stuhl zurückfallen und rieb sich die Augen. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann er das letzte Mal mehr als eine Stunde am Stück geschlafen hatte. War das wirklich schon vier Nächte her, noch ehe sie in Charles Town an Land gegangen waren? „Aber ich habe über das nachgedacht, was Sie sagten, Lily, ich habe lange und gründlich nachgedacht. Und Sie haben recht. Soviel Rose mir auch bedeutet, ich kann sie nicht überallhin mitnehmen. Dazu habe ich kein Recht.“
Er lächelte Lily traurig an. „Sie reden doch dauernd davon, dass Sie mich bessern wollen. Würde es Sie glücklich machen, wenn ich sie aufgebe?“
Fassungslos sah Lily ihn an. „Aber doch nicht zugunsten Lord Eliots!“
Nick seufzte und ließ den Kopf hängen. Er konnte ihrem Blick nicht länger standhalten. „Wenn sie es will, dann sogar das. Ich werde sie nach Martinique bringen, nach St. Pierre, und ich werde sie dort zurücklassen. Sobald die Leute Ihres Vaters auf Barbados das Lösegeld für sie gezahlt haben, wird sie frei sein und überall hingehen können, wohin sie will.“
„Aber das dürfen Sie ihr nicht antun!“, rief Lily bestürzt aus. „Sie wird ihn heiraten und entsetzlich unglücklich sein!“
„Ich dachte, Sie würden ausschließlich mich beschützen.“
„Das tue ich auch“, erwiderte Lily und bewegte aufgeregt ihren Fächer. „Natürlich tue ich das, Nick.“
„Dann freuen Sie sich, Lily, denn ich habe mich geändert.“ Er wäre niemals darauf gekommen, dass er sie so mit ihren eigenen Waffen würde schlagen können, doch jetzt, da es ihm gelungen war, empfand er es als wenig befriedigend.
„Aber dies habe ich doch gar nicht gewollt!“
„Ich auch nicht, Lily“, sagte er müde. „Aber ich sehe keinen anderen Weg. Ich werde Rose nach St. Pierre bringen. Dort ist sie in Sicherheit. Und nichts, was sie tun oder sagen, wird mich davon abbringen.“
„Ich möchte nicht hier sein, Nick“, erklärte Rose. Sie presste das Kinn gegen die Brust wie ein eigensinniges Kind. „Das ist schlimmer, als zu den Ratten und Mäusen in den Laderaum geschickt zu werden. Sehr viel schlimmer.“
„Na, vielen Dank.“ Nick runzelte missmutig die Stirn. „Ich wäre dir dankbar, wenn du diese Ansicht meiner Schwester verheimlichen würdest.“
Er wusste, dass er jetzt eigentlich lächeln sollte, aber er war viel zu angespannt, um es auch nur zu versuchen. Der kleine zweirädrige Karren schlingerte hinter den beiden weißen Maultieren her durch die engen, verwinkelten Straßen von St. Pierre. Er fühlte sich wie auf dem Präsentierteller in dem rosa gestrichenen Karren, die Knie bis ans Kinn gezogen auf dem engen Platz hinter dem Fahrer, und mit Roses riesigem gefleckten Koffer, der hinter ihnen angeschnallt war. Und dazu schien die Sonne heiß auf sie herab. Seit wann, fragte er sich verwundert, war der Weg zu dem Haus seiner Schwester so verdammt lang?
„Es wird dir hier bei Jerusa und Michel viel besser gehen“, meinte Nick in dem Versuch, etwasVernünftiges zu sagen. „Ein Schiff ist kein geeigneter Platz für eine Frau.“
„Das behauptest du “, begehrte Rose auf. „ Ich hätte es vorgezogen, auf der Angel Lily zu bleiben, anstatt ein ungebetener Gast im Haus deiner Schwester zu werden. Ich frage mich, ob sie mich jede Nacht in meinem Gemach einschließen wird.“
Er seufzte. „Sei nicht albern, Rose. Du bist Jerusas Gast, nicht ihre Gefangene. Vielleicht wirst du sie sogar mögen.“
„Das werde ich nicht, wenn sie dir auch nur im geringsten ähnlich ist.“ Rose drehte sich trotzig von ihm weg
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