Eine Rose fuer Captain Sparhawk
seiner Schwester nicht zustimmen, obwohl er wusste, dass sie recht hatte. Schließlich war sie zwei Jahre jünger als er. „Rose ist stärker, als sie aussieht. Sie hat mir selbst gesagt, dass sie sich viel besser fühlt.“
„Was hätte sie denn sonst sagen sollen?“ Ungeduldig seufzend sank Jerusa auf die Teakholzbank im Schatten der Farnbäume und nahm eines der Kissen auf den Schoß, um mit der Faust darauf zu schlagen, wie sie es gern mit Nick getan hätte. „Vor allem, wenn du die ganze Zeit über so unfreundlich zu ihr bist. Mordieu , wie du sie angefahren hast, als sie sagte, du hättest sie gerettet! Es ist ein Wunder, dass sie nicht schon in jenem Augenblick ohnmächtig wurde.“
„Ich wollte sie nicht anfahren“, erwiderte er schuldbewusst. „Ich war wütend auf mich selbst. Wenn ich nur halbwegs bei Verstand gewesen wäre, hätte ich darauf bestanden, dass sie unter Deck ging, ehe wir überhaupt in Schussweite kamen.“
„Nun, so hat es sich nicht angehört.“ Jerusa sah ihn neugierig an. „Ich mag kaum glauben, dass du eben deinen Fehler eingestanden hast. Das ist das erste Mal, soweit ich mich erinnere, oder? Bist du wirklich mein dickköpfiger Bruder Nick, oder hat ein Geist, der nicht von dieser Welt ist, dich fortgetragen und durch einen anderen ersetzt?“
Sofort dachte er an Lily, und genauso schnell verdrängte er sie aus seinen Gedanken. „Wirklich lustig“, sagte er. „Wie übersteht Michel nur die Tage mit dir, ohne sich kaputtzulachen?“
„Er bemüht sich.“ Sie schob eine Haarnadel zurück an ihren Platz. „Miss Everard entspricht in keiner Weise der Frau, die ich mir vorgestellt hatte, nachdem du deinen Mann mit einer Nachricht hierher geschickt hattest. ‚Eine englische Lady, gekapert und jetzt wegen des Lösegeldes festgehalten.’“
Die Empörung in ihrer Stimme nahm Nick als Zeichen, sich ein erleichtertes Lächeln zu gestatten. „Hast du vielleicht geglaubt, ich würde dir einen alten Drachen aufbürden?“
„Natürlich nicht. Es mag vielleicht schon über ein Jahr her sein, seit du dich zuletzt hier hast sehen lassen, aber ich bezweifle, dass dein Geschmack sich seither so sehr geändert hat.“ Sie lehnte sich auf der Bank zurück, kreuzte die Füße und presste das Kissen an ihre Brust.
Jerusa war jetzt über dreißig und Mutter von vier Kindern, aber Nick wäre jede Wette eingegangen, dass sich noch immer so viele Männer nach ihr umdrehten, als wäre sie noch die Belle von Newport. „Ich wusste, dass die Lady jung und schön sein würde, oder doch zumindest annehmbar, sonst hättest du sie bei deinem Agenten in Charles Town gelassen, anstatt sie hierher zu bringen.“
„Rose ist alles das. Sie ist jung, schön und annehmbar“, erwiderte er und setzte sich neben Jerusa auf die Bank. „Außerdem spielt sie gern. Was also überrascht dich an ihr?“
„Ich hatte nicht erwartet, dass sie in dich verliebt sein würde“, antwortete Jerusa leise. „Nicht, dass du nicht liebenswert bist – mordieu , andere Frauen haben meine schrecklichen Brüder immer unwiderstehlich gefunden – aber dieses Mädchen ist anders. Es steht ihr überdeutlich ins Gesicht geschrieben, und sie ist unglücklich, weil sie nichts dagegen tun kann. Sie liebt dich, Nick.“
„Das glaube ich nicht“, erwiderte er, obwohl sein Herz vor Sehnsucht schneller schlug. Es war dumm, es war falsch, aber er hoffte trotzdem. War es das, was sie vorhin versucht hatte, ihm zu sagen? „Sie soll einen anderen Mann heiraten, einen englischen Offizier, der mit der Flotte in St. Lucia stationiert ist. Und obwohl sie den Bastard kaum kennt, hat sie ihre Meinung doch nicht geändert. Wie kann sie mich da lieben?“
„Weil es so ist, stupide !“, rief Jerusa aus. „Und noch mehr hat es mich erstaunt, dass du ihre Liebe erwiderst.“
„Zum Teufel, Jerusa, jetzt redest du wirklich Unsinn“, erklärte er verblüfft. Oh, er begehrte Rose, und sie war ihm nicht gleichgültig, und er mochte sie, tatsächlich sogar mehr als jede andere Frau, an die er sich erinnern konnte, aber er liebte sie nicht. Verdammt, das tat er nicht. „Ich habe noch niemals jemand geliebt.“
„Aber du tust es jetzt“, erwiderte Jerusa ernst.
Nick erhob sich so würdevoll, wie es ihm nur möglich war. „Und ich sage dir, du irrst dich. Außerdem, selbst wenn ich es wollte, wüsste ich gar nicht, wie ich es anstellen sollte.“
„Du musst überhaupt nichts wissen “, spottete sie. „Du fühlst, du träumst, du
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