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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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halb krächzende Stimme gewann ihre volle Aufmerksamkeit. »Mich zu berühren ist durchaus nicht, als versuche man einen Aal zu halten.«
    In plötzlicher Verlegenheit sah Erienne beiseite. Es war, als könnte er ihre Gedanken lesen, denn die gleichen Worte waren ihr durch den Kopf gegangen. Sie hatte ihn nie als einen Menschen betrachtet, viel eher als eine teuflische Gestalt.
    »Ich bin ein Mann, Erienne«, versicherte er ihr; das Lachen war aus seiner Stimme verschwunden. Wieder schien er ihre Gedanken zu lesen: »Ein Mann mit all seinen Bedürfnissen und Wünschen. Und Sie, mein Liebling Erienne, Sie sind so schön, daß es mich quält.«
    Obwohl sie mit Bedrückung spürte, wie die Augen hinter der Ledermaske schwer auf ihr ruhten, konnte sie nicht zu dem Ledergesicht aufblicken und antwortete mit kaum hörbarer Stimme: »Ich kämpfe mit mir selbst, Mylord. Ich habe die allerwildesten Vorstellungen, und meine Ängste sind weder durch einen Blick auf Ihre Maske noch auf das, was darunter liegt, zu beschwichtigen. Doch vielleicht, wenn ich Ihr Gesicht sehen könnte …«
    »Sie würden vor Schauder und Entsetzen zurückschrecken«, unterbrach er sie knapp. »Wilde Vorstellungen können eines Tages durch einen Traum besiegt werden, doch wüssten sie genau, wie mein Gesicht aussieht, so wäre die Tür zwischen uns für immer zugeschlagen. So ist es besser, wenn das Dunkel und die Unsicherheit Sie bedrängen, als wenn das genaue Bild meines Gesichtes Sie verfolgen würde. Es bleibt mir keine andere Wahl, ich muß warten, bis meine Zeit gekommen ist. Doch sogar Sie werden eines Tages erkennen müssen, daß sich auch unter einer unansehnlichen Hülle etwas Wertvolles verbergen kann, daß man auch in einem verschrammten und abgenutzten Wagen noch bequem fahren kann.«
    Erienne wahrte ihr Schweigen, während sie sich gegen das Schaukeln des Wagens abstützte. Seine Worte gingen ihr durch den Kopf. Er verlangte nach ihr, und eines Tages mußte sie sich ihm hingeben. Doch bis jetzt war für sie die Angst vor dem, was hinter der Maske lag, noch immer unerträglich.
    Sie waren schon ein gutes Stück hinter Wirkinton, als Gewehrschüsse die Insassen des Wagens aufhorchen ließen. Bundy öffnete die kleine Klappe über dem vorderen Sitz und rief aufgeregt: »Straßenräuber, Mylord! Ein ganzes Dutzend! Kommen von hinten näher!«
    Lord Saxton lehnte sich aus dem Fenster, um nach den aufrückenden Dieben Ausschau zu halten, doch er zog seinen Kopf schnell zurück, als ein Schuß dicht dabei das Holz der Tür splittern ließ. Er gab einen kurzen Befehl in Richtung des kleinen Fensters. »Sag Tanner, er soll sie auf Distanz halten. Ich sehe zu, was ich tun kann, um die verdammten Kerle zu zerstreuen. Und Bundy … lass Aggie verschwinden.«
    »Jawohl, Sir!« antwortete der Mann fast mit Vergnügen und knallte die kleine Tür zu. Man hörte einen Schrei, als er Aggie in die Gepäckkiste unter seinen Füßen stopfte. In wütendem Protest war eine Flut barscher Schimpfworte von ihr zu vernehmen, die allerdings mit einem Schlag verstummten, als eine Kugel pfeifend von einem großen Straßenstein abprallte.
    Lord Saxton blickte seine Frau entschuldigend an. »Madam, ich bedaure, wenn ich Ihnen Ungelegenheiten bereite, aber ich muß Sie bitten, auf den vorderen Sitz zu wechseln.«
    Erienne kam eilends dieser Aufforderung nach, während Tanner die Pferde zu einem schnelleren Tempo antrieb und Bundy vom Dach des Wagens wild ein paar Schüsse in die Luft abgab. Sowie sie den Rücksitz verlassen hatte, packte Lord Saxton den vorderen Teil der Polster und zog ihn in die Höhe. Zu ihrem Erstaunen fiel ihr Blick auf einen kofferähnlichen Raum, in dessen Innerem sich säuberlich nebeneinander über ein Dutzend Flinten nebst einer Holzkiste mit abgemessenen Pulverladungen in kleinen Seitenbeuteln befanden. Ihr Mann nahm ein Steinschloßgewehr heraus und löste über dem hinteren Sitz ein paar Riegel, die ein schmales Brett hielten, das den Blick nach rückwärts versperrte. Er spannte den Hahn, prüfte die Pulverpfanne und setzte sich dann so auf den vorderen Sitz, daß ihn die Schwingungen des Wagens kaum erschütterten. Ein langer Augenblick verging, während er wartete, dann drückte er sich den Gewehrkolben in die Schulter. Es schien, als ob er gerade seine richtige Stellung gefunden hätte, als eine Pulverwolke, begleitet von einem tiefen Stöhnen, das Wageninnere erfüllte. Erienne sprang bei der ohrenbetäubenden Explosion von ihrem

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