Eine Rose im Winter
die Vorhänge zu.«
Sie erhob sich auf ein Knie und reckte den Arm weit, um die Vorhänge zu ergreifen. Das Licht des Kaminfeuers enthüllte ihre Schönheit durch das durchsichtige Hemd und zeichnete die schlanken Rundungen ihres Körpers als Silhouette, doch dann war das schwache Licht ausgeschlossen und die Dunkelheit des Betts ungebrochen. Für Erienne war es, als schlösse sich eine Tür hinter ihr, die nie wieder geöffnet würde. Gefesselt von der Ehre, ihre Pflicht als Ehefrau zu erfüllen, war sie gekommen; doch jetzt auf der Schwelle zur Erfüllung konnte sie sich nicht zwingen, den letzten Schritt zu machen. Sie wartete; sie kämpfte mit ihren Ängsten und dem beinahe überwältigenden Wunsch zu fliehen.
Das Bett senkte sich etwas, als Lord Saxton sich aufsetzte, um vor ihr zu knien. Leicht wie eine Feder, die herniederflog, glitten seine Hände an ihren nur dünn verhüllten Armen herunter, und dann wurde der vermeintliche Panzer ihres Hemdes ihr über den Kopf gezogen. Als das Hemd herunterfiel, legten sich seine sehnigen Arme langsam um sie, und die Wärme seines Körpers preßte sich dicht gegen die Kühle des ihren. Erienne unterdrückte das Keuchen, das in ihrer Kehle aufstieg. Die jähe Überraschung, die sie erfuhr, kam überhaupt nicht aus ihrem Widerwillen heraus, sondern wurde eher durch die ungewohnte Härte zwischen ihren Schenkeln, die sie wie ein Brandmahl durchglühte, hervorgerufen. In ihrer Vorstellung erstand das Bild von ihm, wie er ihr damals in der Schänke begegnete, in dem Augenblick, als ihre Gegenwart ihn erregte. Sie empfand ihre Unschuld damals als nicht weniger erschüttert als in diesem Augenblick.
Seine Kraft war unerwartet. Leicht hob er sie hoch, drehte sie um und zog sie mit sich nieder. Obwohl der Stoff noch immer gegen ihr Ohr drückte und sie von dem vernarbten Gesicht trennte, liebkosten seine bloßen Lippen ihren Hals und wanderten tiefer, bis sie heiß und feucht auf ihrer Brust lagen. Sie ließen eine Hitze in ihr aufsteigen, die sie mit ihm nie für möglich gehalten hatte. Ein Wort drängte sich auf ihre Lippen, aber sie bezwang es grausam, denn es war der Name eines anderen. Die Tatsache, daß ihre Gedanken wanderten, machte seine Forderung noch dringender, in gieriger Erwiderung drängte sie sich an ihn, und ihre um seinen Nacken geschlungene Hand ertastete eine lange faltige Narbe, die sich über die Muskeln seines Rückens zog. Dies half ihr, sich selbst zu überzeugen, daß es Lord Saxton war, der sie umarmte, ihr Ehemann war vernarbt – nicht Christopher Seton!
An diese Gewissheit klammerte sie sich, als seine Zärtlichkeiten kühner wurden, als er die Geheimnisse ihres Körpers mit der Sicherheit eines wissenden Liebhabers entdeckte. Irgendwie war sie überrascht, denn sie hatte eher suchenden Eifer und rohe Unsicherheit erwartet. Jedoch er war zart … so unendlich zart. Mit behutsamer Langsamkeit wanderte seine Hand über jeden Zentimeter ihres Körpers, als genösse er, was er fand, und sie zitterte bei seiner leisesten Berührung.
Er lag zwischen ihren Schenkeln, und sie atmete schwer, als sein heißer Pfahl in ihre samtene Weichheit stieß. Ein jäher, ganz kurzer Schmerz durchfuhr sie, als das widerstrebende Fleisch unter dem anschwellenden Druck aufbrach. Seine Männlichkeit drang tief in sie ein, und Erienne biss sich auf die Lippen, um nicht aufzuschreien. Sie barg ihr Gesicht an seinem Hals. Ihre Fingernägel gruben sich in seinen Rücken, aber er schien es nicht zu bemerken, als seine Lippen ihr Ohr und ihre Stirn berührten. Sein Atem klang rau und heiser an ihr Ohr, und sie konnte das kräftige Schlagen seines Herzens auf ihrer nackten Brust spüren. Äußerst behutsam begann er, sich zu bewegen, sehr langsam zuerst, und der scharfe, stechende Schmerz schwand. Die weichen, rosigen Brustspitzen wurden von dem krausen Pelz auf seiner Brust gereizt. Sie begann, die stoßenden Bewegungen seiner Hüften zu erwidern, und beider rasende Leidenschaft wirbelte sie in schwindelerregende Höhen. Die sich immer weiter ausbreitende Wonne, die gleiche, die sie vor kurzem erlebt hatte, ließ sie sich windend ihm ihren Körper entgegenschleudern. Sie versanken ineinander in einen taumelnden Flug, der sie gemeinsam hochtrug, bis selbst der Himmel sie im Rausche umfing. Erienne rang nach Luft, wollte mehr, und er gab es. Es war eine gemeinsame Erfüllung, die sie suchten, als ihre Körper sich immer enger zusammenfanden, jeder Muskel vor Erregung bebte
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