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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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ihre Gedanken um Christopher. Sie dachte daran, wie sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. So sehr sehnte sie sich nach einem gutaussehenden Bewerber, daß sie ihn bereitwillig ins Haus gebeten hatte. Obwohl ihr Vater ihm gegenüber so viele Fehler gemacht hatte, konnte er immer noch nicht ertragen, Christophers Namen zu hören, ohne vor Wut rot anzulaufen. Es verwunderte sie nach wie vor, daß ihr Vater Avery lässig über alles Vergangene hinwegging, so als sei er der Unschuldige.
    Sie legte die Haarbürste nieder und drückte das Haar flach an den Kopf. Die langen Zöpfe fielen in dunklen Wellen auf ihren Rücken. »Bin ich in Wahrheit denn meines Vaters Tochter?« flüsterte sie vor sich hin. »Ist es meine Stirn, die seiner ähnelt?« Sie lehnte sich vor und sah ihr Spiegelbild nachdenklich an. »Vielleicht sind die Augen wie seine, oder die Nase.« Sie rückte die Kerze näher, um ihr Gesicht besser sehen zu können. Dann hob sie ihr Kinn und drehte das Gesicht von einer Seite zur anderen, fuhr die Linie ihrer vollen Unterlippe mit fragendem Finger nach. »Wo mag die Ähnlichkeit liegen? Etwa äußerlich?« Ihre Augen weiteten sich, als ihr Schreckliches schwante. »Nicht äußerlich! Innen! Hier liegt sie!« Ihre geballte Faust fuhr hinauf zu ihrer Brust und preßte sich auf ihr Herz, als sie in das Gesicht des Ekels und der Erkenntnis starrte, das angewidert zurücksah. »Ich habe meinem Ehemann die Rechte meines eigenen Eids versagt, und doch lebt in mir dieses mich lähmende Sehnen, nur gilt es einem anderen. Mein Vater gab sich der Lust an Gefräßigkeit und Kartenspiel hin und verkaufte mich, ja, verschacherte mich zu seinen Gunsten. Genau wie er! In meinen Adern rinnt das Blut meines Vaters!«
    Sie sprang auf und stemmte die Hände auf den Tisch; sie lehnte sich weiter vor, schrie ihrem Spiegelbild ins Gesicht: »Du klagst mich an. Aber ich lass' es nicht zu! Mein Mann soll das haben, was ich ihm versprach!«
    Ohne es bewußt zu wollen, war sie im Flur und war dann vor der Tür zu Lord Saxtons Räumen. Ehe sie noch lange über die kommenden Schrecken nachdachte, öffnete sie die reich geschnitzte Tür, trat ein, schloß sie und griff hinter sich, um den Riegel vorzuschieben.
    Im Kamin knisterte und flackerte ein niedriges Feuer, und obwohl die Samtvorhänge um das Himmelbett zugezogen waren, hatte er das Fußende der Wärme wegen offengelassen. Im Schatten des Inneren hörte sie hastige Bewegungen und dann eine heisere, gedämpfte Stimme, die doch laut durch den stillen Raum schwang.
    »Wer kommt zu mir?«
    Eriennes Herz flatterte in der Brust, aber wie schon die mutige Johanna von Orléans, konnte sie auf dem beschrittenen Weg nicht mehr umkehren. Erienne ging leise weiter, bis sie das Fußende des Bettes erreichte. Ihr Schatten wurde länger, bis er sich mit dem im Inneren des Bettes vereinte. Im Flackern des Lichts vom Kamin konnte sie die zusammengekauerte, verzerrte Form ihres Ehemannes unter den Decken sehen. Sie sah auch, daß er sich hastig ein seidenes Tuch über den Kopf geworfen hatte. »Ich bin's, Erienne, Mylord.«
    Sie löste den Gürtel und ließ das Hemd von den Schultern gleiten, dann lehnte sie ein Knie auf das Bett. Die abwartende Stille hielt an; sie zog das andere Knie hoch und erklomm die Matratze, setzte sich zurück auf die Hacken. Ihre Stimme zitterte, als sie den Grund für ihr Kommen erklärte. »Mylord, ich fürchte weniger, was Sie sind als das, was aus mir werden könnte, wenn Sie mich nicht ganz und gar zu Ihrer Frau machen. Es ist meine Bitte, daß Sie mich zu sich nehmen, auf daß es in unserer Ehe keine Fragen mehr gibt.«
    Sie lehnte sich zu ihm, um die seidene Maske von seinem Gesicht zu nehmen; aber seine Hand umfing ihr Gelenk und hielt ihre Finger davon ab, ihr Ziel zu erreichen. Selbst in der Nähe konnte Erienne nur die schwarzen Schatten seiner Augen sehen und nicht mehr.
    Lord Saxton schüttelte den Kopf und flüsterte mit sanfter Stimme: »Meine Liebe, in Wahrheit wird dieses Gesicht Sie noch immer in die Flucht jagen.«
    Erienne drehte ihre Hand um und hielt die seine. Sein Kopf beugte sich über sie. Durch das Tuch liebkosten seine Lippen ihre Hand, und Erienne war bewegt von der unendlichen Zärtlichkeit seines Kusses. Nach ein paar Sekunden richtete er sich auf, und als er sprach, war seine Stimme zärtlich, und ein seltsamer Ton von Mitleid schwang mit, als wisse er sehr wohl, welche Kämpfe sie mit sich ausfocht.
    »Erienne, meine Liebste … ziehen Sie

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