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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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die Vorwürfe schon jetzt. Ihr Vater würde nie glauben, daß sie die Börse nicht ohne irgendeinen Verrat gewonnen hatte. Wie Sandkörner kratzten die Gedanken an ihrem Seelenfrieden, daß Mr. Seton zu einer unerwünschten Zeit einträfe und daß dadurch alles noch viel schlimmer würde. Sie zuckte zusammen, als sie sich die Auswirkungen einer solchen Begegnung mit ihrem Vater und Bruder ausmalte. Es schien wohl besser, daß sie die Börse zurückbrachte; aber bis sie dafür eine freie Stunde fand, mußte sie versteckt werden.
    Der Anbau, in dem der alles andere als prachtvolle Wallach ihres Bruders, Sokrates, seinen Stall hatte, fiel ihr ins Auge, und sie lächelte vor sich hin. Das war der beste Platz, den sie sich denken konnte, um etwas zu verbergen, das einem wiehernden Esel gehörte.
    Erienne benutzte die Hintertür des Gasthauses, um einzutreten. Eine schmale Treppe gleich hinter der Pforte führte hinauf zum zweiten Stock. Sie hielt Christopher Setons Börse unter ihrem Umschlagtuch verborgen und schlich vorsichtig die Treppe hinauf. Er war nicht gekommen, um die Börse zu holen, wie sie befürchtet hatte, und lieber als ihm Gelegenheit zu geben, sie des Diebstahls zu beschuldigen, wollte sie sie ihm bringen und damit einer unerfreulichen Szene vorbeugen.
    Es war zur frühen Morgenstunde, und das Licht der Dämmerung war noch trübe und nebelverhangen. Sie trug ein einfaches, ordentliches blaues Kleid mit einem gestärkten weißen Kragen. Gegen die Kühle des frostigen Morgens hatte sie nur ein Tuch umgebunden. Die abgetragenen schwarzen Schuhe machten kaum einen Laut auf dem kahlen Holzfußboden der oberen Halle, als sie dort entlangeilte. Ihre Absicht war, sein Zimmer zu finden, an die Tür zu klopfen und ihm die Geldkatze zu geben. Hoffentlich sah sie niemand hier in der Halle umherstreichen.
    Sie hatte gehört, daß sich die besten Zimmer an der Ostseite des Gasthofs befanden, und sie konnte sich kaum vorstellen, daß der arrogante Kerl etwas Minderes genommen hatte. Da die meisten Türen geschlossen waren, wurde ihre Suche nach seinem Zimmer schwieriger. An den Türen dieser Zimmer nach Osten hielt sie inne, um zu klopfen. Sie biss sich ängstlich auf die Lippe, als sie auf eine Antwort wartete. Als aus zwei Zimmern niemand antwortete, ging sie leise zum dritten, wartete eine Minute mit dem Ohr an der Tür, ehe sie die Hand hob und mit den Knöcheln anklopfte.
    Sofort wurde die Tür aufgerissen, und Erienne taumelte schwer atmend zurück, als der Yankee, nur mit einem Handtuch um die Hüften geschlungen, dastand. In seinen Augen stand Zorn, als es ihm ärgerlich entfuhr: »Ich habe dir gesagt …«, dann bemerkte er seinen Irrtum und brach mitten im Satz ab. Seine Augenbrauen hoben sich vor Überraschung, und ein langsames Grinsen zeichnete sich auf seinen Lippen ab. Es schien ihm ganz gleichgültig zu sein, daß er kaum bekleidet war.
    »Erienne … Sie habe ich nicht erwartet.«
    Offensichtlich!
    Eriennes Gesicht brannte. Der Anblick dieser braunen Schultern, der breiten, wie mit einem Pelz bedeckten Brust verstärkte ihre Verwirrung, und sie wagte nicht, ihren Blick hinuntergleiten zu lassen. Befangen zog sie die Börse hervor und öffnete den Mund, um zu erklären, aus welchem Grund sie gekommen sei. Da hörte sie Schritte die Hintertreppe hinaufeilen, und sie erschrak. Angst vor Entdeckung ließ sie erstarren, und sie vergaß, weshalb sie gekommen war. Es bedeutete das Ende der allerletzten Reste ihres guten Rufs, den sie noch haben mochte, hier in der Halle mit einem fast nackten Mann angetroffen zu werden. Noch ehe der Morgen vorbei war, würde ihr Vater von dieser Tatsache wissen, und sein Wutausbruch würde mit seinem Getöse und Donnern selbst einen Liniendampfer in schwerem Seegang beschämen.
    Aufgeregt ließ Erienne ihre Blicke durch den Flur schweifen. Sie mußte sich beeilen, und der einzig freie Weg war die Vordertreppe hinunter und durch die Gaststube. Sie hatte schon den ersten Schritt in diese Richtung gesetzt, als sie am Arm festgehalten wurde. Ehe sie sich noch wehren konnte, zog Christopher sie in sein Zimmer. Sie stolperte in einem kurzen, schnellen Kreis herum; aber die feste Bohlentür war bereits geschlossen, als sie dagegenfiel. Ihr Mund öffnete sich zu einem Schrei; aber seine Hand lag auf ihm wie eine Klammer, um ihren Widerspruch zum Schweigen zu bringen. Ein Stirnrunzeln und ein schnelles Kopfschütteln warnte sie. Sein anderer Arm legte sich um ihre Taille und zog sie

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