Eine Rose im Winter
erwidern oder die Dinge abzuleugnen.
Christopher entfaltete ruhig die Papiere und machte ihn auf den Namen aufmerksam, der schräg darüber geschrieben war. »Ihre Unterschrift, nehme ich an.«
Nach einem kurzen zögernden Blick wurde Avery rot und wütend. »Und wenn es meine Unterschrift ist? Was geht Sie das an?«
»Diese Schulden gehen mich sehr wohl etwas an«, erwiderte Christopher höflich. »Ich habe sie von den Londoner Kaufleuten übernommen und zu dem hinzugefügt, was Sie mir schon schulden.«
Avery war offensichtlich verwirrt. »Und warum tun Sie so etwas?«
»Oh, ich glaube, daß Sie im Augenblick nicht in der Lage sind zu zahlen, doch ich bin bereit, mich großzügig zu zeigen. Im allgemeinen bin ich nicht ein Mann schneller Entscheidungen, wenn es um eine bleibende Verbindung geht, doch sie haben mich dazu gezwungen. Im Austausch für die Hand ihrer Tochter bin ich bereit, Ihnen eine Bestätigung auszustellen, daß diese Schulden bezahlt sind.«
»Niemals!« schrie Farrell und übertönte Eriennes überraschten Seufzer. Er stand auf dem Gestell am Ende der Stufen und schüttelte seine Faust gegen Christopher. »Ich möchte keine Schwester haben, die mit jemandem wie Ihnen verheiratet ist!«
Christopher hob seinen Blick, um den jungen Mann mit offenem Spott zu betrachten. »Warum fragen Sie nicht einfach Ihre Schwester, wie sie sich gern entscheiden würde?«
»Bevor ich sie Sie heiraten lasse, bring' ich Sie eher um!« grollte Farrell. »Nehmen Sie das als eine Warnung, Mr. Seton.«
Christopher lachte höhnisch. »Sie sollten mit Ihren Drohungen vorsichtig sein, Sir. Ich glaube nicht, daß Sie noch einen Arm verlieren möchten.«
»Damals haben Sie Glück gehabt. Das wird sich nicht wiederholen.« Farrell knurrte wütend.
»Gemessen an dem, was Sie bis jetzt gezeigt haben, brauch' ich mir keine Sorgen zu machen.«
Christopher ließ den Bruder unvermittelt stehen und wandte sich Avery zu. »Denken Sie gut über mein Angebot nach, Bürgermeister. Entweder Sie erlösen heute eine Menge Geld aus dem Verkauf Ihrer Tochter oder Sie geben sie mir als Zahlung Ihrer gesamten Schulden.«
Erienne erinnerte sich an die Nächte, die sie an Farrells Bett gesessen hatte, während er sich vor Schmerzen wand und aufbäumte. Damals hatte sie sich geschworen, für das, was der Yankee ihm angetan hatte, Rache zu nehmen, und jetzt stand derselbe Mann da und verlangte entweder ihre Hand oder die Zahlung von Schulden, als ob es vollkommen gleichgültig sei, was er bekommen würde. Wie konnte er nur so anmaßend sein anzunehmen, daß sie ihm vor Dankbarkeit zu Füßen sinken würde für alles, was er getan hatte. Nie hatte er auch nur einen Augenblick darauf verwendet, ihr ein Versprechen von Liebe oder Hingabe zu machen. Mit unsicherer Stimme fragte sie ihn: »Würden Sie auch eine Frau nehmen, die Sie verachtet?«
Christopher sah sie eine Weile an, bevor er mit einer Gegenfrage antwortete. »Würden Sie es vorziehen, einen von den Männern zu heiraten, die hier herumstehen?«
Erienne senkte die Augen. Geschickt hatte er genau den Kern all ihres Leids getroffen.
»Sie wird sehen, was für Chancen sie auf der Tribüne hat«, knurrte Avery böse. »Hier sind schon Leute, die bereit sind, den Brautpreis für so ein properes Ding zu bezahlen. Und außerdem würde ich Ärger kriegen, wenn ich all die jungen Männer hier enttäuschte, indem ich sie Ihnen gäbe, bevor sie überhaupt hätten mitbieten können. Und da viele davon meine Freunde sind, könnt' ich das nicht machen.« Er bestätigte seine Worte, indem er mit dem Kopf nickte. »Kann ich fairerweise meinen Freunden nicht antun.«
Christopher verstaute die Papiere wieder in seinen Mantel. »Sie haben Ihre Entscheidung getroffen, und ich werde den Ausgang der Sache abwarten. Seien Sie dessen versichert, daß ich volle Rückzahlung meines Geldes verlange, bevor ich die Angelegenheit als erledigt betrachte.« Er tippte kurz an seine Hutkrempe. »Bis später dann.«
Avery stieß seine wie gelähmt dastehende Tochter voran und forderte sie auf, die Treppe hinaufzusteigen. Für Erienne war es ein heikler Augenblick. Sie wollte sich eine Haltung kalter Verachtung bewahren und allen mit ruhigem Trotz begegnen, doch ihr schwer verletzter Stolz und die Angst vor einer ungewissen Zukunft überwältigten sie. Für einen Moment war sie durch die aufsteigenden Tränen wie blind und stolperte über den Saum ihres Kleides. Noch einmal fand sie eine Hand, die ihr zu Hilfe
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