Eine Sacerda auf Abwegen
sie es sagte. Ihre Lippen zitterten beim Sprechen und sie atmete
schwer. Das kam nicht nur von der Aufregung in ihrem Inneren. Sie wollte ihn.
Chadh nahm einen tiefen Atemzug und weidete sich an ihrem Duft, der in frischem
unsichtbaren Nebel immer höher um Juno herum aufstieg und er reagierte darauf,
so dass sie es aufgab, zu schimpfen und zu zetern. Er hatte sie genau da, wo er
sie haben wollte. Juno würde nicht mehr so schnell zu ihrer Selbstbeherrschung
zurückfinden. Sein rechter Mundwinkel zuckte zufrieden nach oben. Ein schiefes
Lächeln also, welches zusammen mit dem zufriedenen Ausdruck in seinem Blick
gemein gewirkt hätte, wäre Juno dies in ihrer Rage aufgefallen.
„Du weißt gar
nichts! GAR NICHTS! Manasses spielt hier überhaupt keine Rolle! Wofür hältst du
mich eigentlich?! Dir sollte doch klar sein, dass ich dich…“
Juno stolperte sich abgehackt durch den Satz, da sie schwer nach Atem rang,
während sie gegen ihre eigene Schwäche ankämpfte. Beinahe hätte sie sich dazu
hinreißen lassen, ihm die Wahrheit an den Kopf zu werfen. Das stachelte ihre
Wut auf ihn nur noch mehr an, so dass sie die Hand hob und ihm eine schallende
Ohrfeige verpasste, die sein Gesicht zur Seite schnellen ließ.
„Ich hasse dich!“, warf sie ihm in an den Kopf, weil das die einzige heftige
Empfindung war, die sie ihm gegenüber gefahrlos eingestehen durfte.
Ihre Finger pochten von der Heftigkeit des Schlages, sie stand praktisch wie
ein zorniger Racheengel mit zerwühlten Haaren vor ihm, dessen Augen weit
aufgerissen waren und dessen Körper vor kaum zu kontrollierender Erregung zu
beben schien. Über das wilde Klopfen ihres Herzens hinweg dachte sie nur den
Bruchteil einer Sekunde, dass sie vielleicht einen Schritt zu weit gegangen
war, weil sie Chadh falsch einschätzte oder gar unterschätzte.
Chadhs Augen
blitzten erwartungsvoll, als Junos Beherrschung weiter entgleiste. Doch statt
der erhofften Aussprache traf ihn lediglich ein weiterer Höhepunkt ihres Zorns.
Die Ohrfeige brannte sich in seine Wange ein wie das heiße Eisen in die Haut
eines Tieres. Sofort erstarb jeder Funken Amüsiertheit und machte einem
teuflischem Ausdruck Platz, der an Ernst nicht mehr zu überbieten war. Es
war eine Sache, ihn zu schlagen, aber eine ganz andere ihm ins Gesicht zu
lügen. So dumm war er dann auch nicht.
Chadh packte Junos Hände und drehte sie ihr vor Wut über den Schlag schnaubend
auf den Rücken, wo er beide Handgelenke aneinander drückte, um sie mit einer
einzigen Hand umfassen und festhalten zu können. Sie war so dünn, dass es
mühelos klappte und wenn sie noch so sehr zappelte, sie würde sich nicht
befreien können und erreichte damit nur, dass sich beim Aufbäumen ihr Körper an
seinem rieb. Ihre Gegenwehr erstarb also genauso plötzlich, wie die Ohrfeige
auf seiner Wange gelandet war. Aus gutem Grund. Sie war ihm endgültig in die
Falle gegangen.
“Wenn du mich
so wenig magst, Juno, gibt es keinen Grund, weiterhin mit mir in diesem
Gefängnis zu bleiben. Du kannst gehen, wohin du willst. Dein Mitleid will ich
genauso wenig wie das meiner Tante.”
Seine Lippen kräuselten sich zu einem geringschätzenden Zug, wobei er nur noch
flach Atem schöpfte, da ihm ihre Nähe schon wieder mehr zu Kopf stieg als gut
für ihn war. So dicht beieinander, ihre Münder wiederholt nur wenige Zentimeter
voneinander entfernt. Sie zogen einander an und stießen gleichzeitig einander
ab, weil jeder von ihnen Angst hatte, den letzten entscheidenden Schritt zu
wagen, der sie unauslöschlich aneinander schweißen würde.
“Und keine Sorge, ich weiß, dass du lügst und dass dir der Sinn nach etwas
anderem als Ohrfeigen steht. Aber ich mache mir nichts aus einem Spiel, in dem
ich nicht mehr sein darf als ein williger Bauer auf dem Schachbrett, der sich
für seine Königin opfern soll.”
Chadh hob die freie Hand und hob sie an Junos Gesicht, um mit den Fingerspitzen
über ihre erhitzte Wange zu streicheln. Ganz langsam und ihr weiterhin tief in
die sturmumtosten blauen Augen schauend ließ er sie ihren Hals bis zu ihrem
Dekolletee hinab gleiten, welches sich ihm offenherzig präsentierte, da das
Shirt nicht mehr viel vor ihm verbarg. Der rote Punkt des Käfers war im Tal
zwischen ihren Brüsten nicht mehr auszumachen. Auch das Mal in seiner Hand war
beinahe vollständig verheilt.
“Sei nicht dumm und vertausch gleich wieder nicht die Rollen, nur weil dich der
Mut verlässt, Juno. Du bist eine Königin und noch viel mehr. Du
Weitere Kostenlose Bücher