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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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jugendlichen
Überschwang bis aufs Blut gehasst hatte.
(*Ich war ein einfaches Mädchen aus der Bretagne, die den Traum hatte an der
Sorbonne zu studieren. Ich bin nach Paris gegangen, als ich neunzehn Jahre alt
war...)
Sie konnte sich kaum erinnern, wie das Leben damals gewesen war. Sie war
unheimlich naiv gewesen, doch ihr Aussehen und ihr Gesangstalent hatten ihr Tür
und Tor geöffnet, sie fand schnell Anschluss und lebte das Traumleben, das sie
sich auf dem großelterlichen Hof erträumt hatte. Juno ersparte sich jedoch die
Details, darum ging es hier ja nicht. Ausschmückungen würden dem Ganzen nur
eine persönliche Note geben und die war hier in Anwesenheit von völlig Fremden
absolut überflüssig.
„Das einzige wertvolle Schmuckstück, das ich besaß, war dieser Skarabäus. Ich
wusste nicht, dass er eine besondere Bedeutung hatte. Damals gab es keine
Computerdateien, die penibelst geführt wurden… Nicht so wie heute.“
Juno erzählte in knappen Worten, was sich in der „Stadt des Grauens“ zugetragen
hatte. Sie hatte nicht vor, Mitleid zu erregen. Was geschehen war, war
geschehen. Der Stein hatte sie mit dem giftgrünen Aufleuchten warnen wollen,
doch sie war blind in die Falle der Aryaner getappt. Entführt und geschändet,
bevor der Krieger Manasses sie gerettet hatte, weil sie nicht das einzige
Mädchen gewesen war, das man zu der Zeit vermisste. Glück im Unglück, dass es
auch eine Immaculate betroffen hatte, zu deren Rettung der Krieger herbei geeilt
war. Natürlich erwähnte sie die Vergewaltigung nicht. Das ging niemanden etwas
an, wobei sich das mindestens zwei der anwesenden Personen denken konnten.
    „Ich war
beinahe schon durch den Blutverlust gestorben, doch der Krieger holte mich
zurück und war vermutlich selbst überrascht, dass ich keine âme perdue geworden war. Damit schien die Linie der Sidons endgültig gebrochen zu sein.
Ich konnte nach der Umwandlung nicht mehr frei wählen. Ich verließ Paris, um in
New York als Model zu arbeiten. Ich wollte nicht an dem Leben teilhaben, das
man mir aufgezwungen hatte.“
Diesen Freiheitsdrang würde auch Sidonie zeitlebens gespürt haben, das musste
Juno ihr bestimmt nicht erklären.
„Genau ein Jahr nach meiner Umwandlung traf ich Bertrand auf einer dieser Partys…
Ich trug den Anhänger leider nicht, sonst wäre ich ihm aus dem Weg gegangen. Es
stellte sich heraus, dass er der Mann gewesen wäre, den ich erwählt hätte,
wenn…“
Der Stein hatte es ihr verraten, als Bertrand ihn nach einer leidenschaftlichen
Liebesnacht von ihrem Nachttisch geklaubt hatte, um ihn sich genauer anzusehen.
Es war ein Schock gewesen, die Flügel aufleuchten zu sehen, obwohl Bertrand ein
Mensch war.
    „Nicht jede
Sacerda findet ihr Gegenstück in der Welt der Immaculate. Ihnen steht es ja
eigentlich frei, ihr Leben als Mensch oder Immaculate zu führen. Breed der
ersten Generation müssen nicht umgewandelt werden.“, warf Nico erklärend ein,
da Sid vielleicht nicht mehr genau wusste, wie die Gesetzmäßigkeiten sich
verhielten. Ihr Blick flog mitfühlend über die eisige Maske, die Juno über ihr
Gesicht hatte gleiten lassen. „Aber bei Juno war es schon geschehen…“
    „Eine
Beziehung war nicht möglich. Die damaligen Gesetze verboten sie. Ich durfte
einen gewöhnlichen Menschen nicht in unser Geheimnis einweihen. Der Schutz der
Rasse steht über allem. Ich hatte keine Wahl, als Bertrands Heiratsantrag
abzulehnen. Er ging zurück nach Paris, ich blieb in den Staaten, bis ich
feststellte, dass ich ein Kind von ihm erwartete. Die Umstellung des Körpers
benötigt ein Moratorium von 13 Monaten… Ich lernte Bertrand also einfach einen
Monat zu früh oder ein Jahr zu spät kennen. Ich war und bin nicht in der
Verfassung gewesen, mich um ein Baby zu kümmern, also beschloss ich, dass es am
besten für das Kind wäre, wenn es bei seinem Vater aufwachsen würde. Ich
brachte den Säugling sofort nach der Geburt zu ihm. Den Skarabäus ließ ich nur
zurück, weil er auch als Warnung vor Aryanern dient. Diesen Schutz wollte ich
in jedem Fall bei dem Kind wissen. Ich schrieb Bertrand später, dass er seine
Tochter über diese Besonderheit aufklären sollte. Er hat es anscheinend nicht
getan, weil er mir niemals verziehen hat.“
Juno zuckte mit den Schultern, sie hatte sich selbst niemals verziehen. Zurück
in den Staaten hatte sie mehr denn je ein wildes unverantwortliches Leben
geführt und immer öfters mit Drogen experimentiert, bis sie eine Kombination
und

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