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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Dosis fand, die auch einen Immaculate irgendwann das Leben kosten würde,
das ohne Bertrand keinen Sinn machte. Sie fühlte sich leerer und einsamer denn
je.
Ihre blauen Augen suchten den Blick des Enforcers, der ja so vehement auf der
Wahrheit bestanden hatte. Ihre Schulden waren doch mit dieser Zusammenfassung
der Ereignisse sicher beglichen.
Eine traurige Geschichte… Sehr bedauerlich. Die arme, verrückte Nuntia.
Es war ihr völlig gleichgültig, was die anderen Immaculate von ihr dachten. Es
war unwichtig geworden, nachdem ihre Hoffnungen auf ein neues Glück für immer
zerstört worden waren.
    "Es lag
ganz und gar nicht in meiner Absicht, meinen Tod vorzutäuschen. Es stand auf
Messers Schneide, aber sie fanden mich noch rechtzeitig. Die Bilder in der
Presse waren nicht mehr rückgängig zu machen, also starb Juno Felix in den
Staaten. Ich bin zurück nach Frankreich gegangen, wo ich ein gesellschaftlicher
Niemand war. Ist das genug Wahrheit für Sie?“
Er hatte nichts weiter damit erreicht, als dass das Mädchen in seinen Armen
sich in mitleidigen Tränen auflösen würde. Was nutzte ihr das Wissen? Sie war
nicht die Mutter dieses Kindes, sie hatte es nur ausgetragen und dabei die
ganze Zeit gehofft, es würde niemals zur Niederkunft kommen. Eine schreckliche
Zeit, in der sie sich nach Bertrands Nähe geradezu verzehrt hatte. Sie war
danach nur noch ein Schatten ihrer selbst gewesen.
Gott, wie oft träumte sie von der Nacht, als sie das kleine Mädchen auf seinem
Bett abgelegt hatte, während er in der Küche Kaffee kochte? Sie hatte auf der
Balustrade eines Balkons gekauert und ihn dabei beobachtet, wie er die leere
Straße nach ihr absuchte. Der Traum ließ sie heute noch schweißgebadet aus dem
Schlaf hochschrecken.
    Sid verbarg
ihr Gesicht an Malcolms Brust, sie stand ganz stocksteif da, während sie Junos
Worten lauschte, die ihr einen kalten Schauer nach dem anderen über den Rücken
jagten. Entgegen ihrer Annahme weinte sie nicht, die Tränen waren durch das
Entsetzen versiegt, das sie bei den sachlich formulierten Erklärungen empfand.
Neunzehn Jahre alt… Sid hatte sich in diesem Alter auch an der Sorbonne
eingeschrieben, aber sie war in Paris aufgewachsen und war nicht davon
überwältigt gewesen. In den Siebzigern ging es hoch her. Das Mädchen vom Land
war sicher in einen Strudel von Erlebnissen gezogen worden, so wie ihr das an
der Uni geschehen war. Anschluss zu finden, war Juno sicher nicht schwer
gefallen.
Und dann wurde sie überfallen und es hatte keinen dunklen Ritter gegeben, der
sie aus den Klauen der Aryaner befreit hatte. Sidonie hatte nicht vergessen,
was Malcolm ihr über diese Kreaturen erzählt hatte. Nach so einem Erlebnis wäre
sie auch mehr als angeschlagen gewesen. Sie hatte nun ein paar Monate Zeit,
sich darauf vorzubereiten, eine Immaculé zu werden und würde den Schritt
mit Malcolm gehen. Juno war gewaltsam und ohne jegliches Wissen in diese Welt
gerissen worden.
Die Parallelen waren erschreckend. Sie hatte sich auch in Malcolm verliebt und
er hatte sie von sich gestoßen, da er für sie keine Zukunft gesehen hatte. Die
Gesetze mochten inzwischen lockerer gehandhabt werden, dennoch war es eine
Erleichterung für sie, dass sie dieses Erbe des Baal in sich trug. Allein die
Vorstellung, Malcolm nie wieder sehen zu dürfen… Ihr armer Vater. Er hatte
niemals erfahren, dass Juno für ihre Ablehnung einen guten Grund gehabt hatte.
War er mit derselben hier zur Schau gestellten Kaltschnäuzigkeit abserviert
worden, die Juno so vortrefflich beherrschte?
Sie wusste nicht, wie sie der Frau gerade jetzt in die Augen sehen sollte. Sie
stand hier in der sicheren Umarmung des Mannes, den sie auserwählt hatte, von
dem sie ein Kind erwartete und der sie zurück liebte. Das musste auf Juno doch
wie ein Schlag ins Gesicht wirken.
Das Kind, das sie nur ausgetragen hatte, führte ihr gerade den Triumph über das
Schicksal vor, das Juno niemals gemeistert hatte.
    Malcolm
bedauerte es, Juno mit seiner unerbittlichen Seite gequält zu haben, doch es
musste endlich Licht in die Dunkelheit kommen, die sie und die Vergangenheit
ihrer Tochter umgab. Das, was ihr widerfahren war, überraschte ihn keineswegs.
Zu oft war er schon Zeuge von Entführungen gewesen oder hatte in diesen
Angelegenheiten als Sucher fungiert. Er war Enforcer und zuletzt war die
europäische Sophora durch sein Mitverschulden verschwunden. Deswegen machte er
sich immer noch die allergrößten Vorwürfe. Man hatte bisher

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