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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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jetzt!“
    Nico und die
anderen legten die blutigen Handflächen auf den Stein, der sich sehr warm und
beinahe lebendig anfühlte. Das erinnerte sie an die Nacht, als sie
unerlaubterweise hier ihr eigenes Ritual begangen hatte. Sie erschrak nicht
mehr, als sie den Sog spürte, den der Altar ausübte. Diesmal war es jedenfalls
nicht so schmerzhaft wie zuvor.
Das Orakel sprach magische Worte, deren Intensität sich immer weiter steigerte,
dann leuchtete die Platte des Altars kurz auf und jagte einen heißen Impuls
durch ihre Arme, der sie bis ins Mark zu treffen schien. Es war ein Gefühl, als
würde sie kurzzeitig alle miteinander verbunden sein. Untrennbar auf ewig.
Beinahe so intensiv wie den Bund mit dem Einen einzugehen, der aus dem eigenen
Herz und der Seele ein Ganzes machen würde.
Als sie die Hände von dem Stein zogen war die Schnittwunde beinahe schon
verheilt und sie drehten sich zu den Zeugen um, von denen der zivile Teil leise
Ah’s und Oh’s ausstieß, weil sie damit den letzten Beweis angetreten hatten,
dass sie wirklich und wahrhaftig ein Anrecht auf diese ehrenvolle Aufgabe
besaßen.
    Ein Spalier
aus Fackelträgerinnen erhielt Einzug, deren Feuer eigentümlich intensive
Gerüche verströmte. Nico hörte die Erklärung des Orakels wie aus weiter Ferne,
dass man sie nun feierlich zum Festsaal begleiten würde, wo sie sich stärken
und Glückwünsche entgegennehmen konnten.
An den untersten Stufen stand immer noch die europäische Garde und Nico
erwiderte das Lächeln, das Urien ihr schenkte. Er hatte nur so finster
ausgesehen, weil es ihm schwer gefallen war, gegen eine vermeintlich schwächere
Frau anzugehen. Auch er hatte sie mit den anderen verglichen, was sie ihm kaum
übel nehmen konnte. Der Duft, den die Fackeln verströmten, wurde immer
intensiver und Nico wurde ganz mulmig davon. Es kam ihr vor, als wäre sie in
einer Rauchwolke gefangen und würde nicht mehr richtig Luft bekommen. Der
Geruch war weit schlimmer als Weihrauch oder Myrrhe.
Nico verharrte auf der untersten Stufe und bemerkte erleichtert, dass die
Patronas sich bereits auf dem Rückzug befanden. Vor ihnen wollte sie sich keine
Blöße geben.
    „Pia
Nicolasa?“ Urien trat an sie heran und griff nach ihrem Ellenbogen, so dass sie
verwirrt zu ihm aufblickte. Sie schwankte leicht, obwohl sie es nicht bemerkte.
Dann wurden ihre Knie ihr weich, als hätte sie mit einem Mal keine Muskeln mehr
oder hätte die Kontrolle darüber verloren. Sie öffnete den Mund, um um die Hilfe
des Kriegers zu bitten, doch sie brachte nur einen gehauchten Laut heraus,
bevor sie die Augen verdrehte und praktisch in die Arme von Urien fiel, der sie
geistesgegenwärtig auffing und sie einfach von den Beinen fegte.
Zwischen den flatternden Lidern hindurch tauchten die besorgten Gesichter ihrer
Mitstreiter über ihr auf, doch sie konnte ihnen nicht sagen, dass mit ihr alles
in Ordnung war. Sie fühlte sich nur erschöpft. Es lag bestimmt an der ganzen
Aufregung, oder nicht?
Sie zitterte mit einem Mal am ganzen Leib und barg das Gesicht instinktiv an
dem wärmenden Stoff über der muskulösen Brust, die sie gerade nicht zuordnen
konnte.
    „DAMON
ARCUS!“, donnerte plötzlich eine ungehaltene Stimme durch den ganzen Saal.
    “Hm?!” Damon,
der eben schon mit den Gedanken beim Büffet gewesen war, fuhr fragend herum zu
Flavia, die nach ihm rief, als hätte er vorher noch einen Teil des Castles in
Brand gesteckt. Alles, was Damon durch den Kopf ging, war: “Ich hab nichts
gemacht.”
Warum waren alle auf einmal so aus dem Häuschen? Er war schon auf dem Weg nach
draußen gewesen, weil er sich über auf das vorbereitete Essen stürzen wollte.
Nico hatte ihn schließlich in der vergangenen Stunde ziemlich gefordert. Er
hatte ganz bestimmt das größte Los von allen mit seiner Soulmate gezogen.
    Er kann
doch nichts dafür… Mir ist nur ein wenig… komisch…
Nico wurde bewegt und dann spürte sie, wie sie auf etwas Weichem abgelegt
wurde.
    Flavia hatte
Damon derweil am Ärmel gepackt und schleifte ihn in den Raum (fehlte nur noch,
dass sie ihn am Ohr zog), wohin sich die frisch verbundenen Eheleute
normalerweise zurückzogen. Das Orakel wehrte die besorgten Freunde an der Tür
ab und dankte dann dem Krieger Urien, der Nico hierher getragen hatte.
Flavia ließ von Damon ab und setzte sich zu der ohnmächtigen Nico auf den
Diwan, um sich über sie zu beugen und einen tiefen Atemzug von ihr zu nehmen,
was sie mit einem überraschten Gesichtsausdruck

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