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Eine Schwester zum Glück

Eine Schwester zum Glück

Titel: Eine Schwester zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Center
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nach Hause unter die Dusche.
    Ich fand es klasse.
    Als Barbara wieder bei der Besprechung erschien, war sie nicht ganz so überzeugt. »Das ist ein Himmelfahrtskommando«, sagte sie. »Ich wette hundert Dollar, wer auch immer dort hochklettert, wird vom Blitz getroffen oder stürzt ab und bricht sich das Genick.«
    »Barbara«, sagte ich. »Es wird funktionieren.«
    Und damit basta.
    Howard kannte einen Typen, der ein Publicity-Foto von mir machen konnte, mit dem wir die ganze Stadt zuplakatieren würden. »Sie wird einen Stylisten brauchen«, wandte Howard sich an Barbara, als stünde ich nicht direkt daneben. Er wies auf meine Locken. »Vielleicht die Dinger da glätten. Und richtig gutes Licht.« Dann hielt er inne, um mein Gesicht zu mustern, wobei sein eigenes sich zu einem besorgten Stirnrunzeln verzog. Dann entspannte er sich. »Es wird schon gehen«, sagte er. »Mein Freund macht aus jedem eine Schönheit.«
    Am nächsten Tag kamen Barbara und Howard nach einer Dachinspektion zu dem Schluss, dass es recht gut in Schuss sei, auch wenn wir alle zu dem Zeitpunkt so wild entschlossen waren, mich nach oben zu schicken, dass es relativ sinnlos war, sich das Dach überhaupt anzusehen. Sie nahmen mir das Versprechen ab, dass ich die ganze Zeit über, selbst beim Schlafen, einen Sicherheitsgurt tragen und am Geländer, das stabil wirkte, festgeschnallt bleiben würde. Ich versprach es. Ich hätte alles versprochen.
    Je mehr ich es mir vorstellte, desto größer wurde mein Entzücken. Vielleicht brauchte ich bloß ein neues Abenteuer. Die Dinge auf ebener Erde funktionierten nicht so, wie ich es mir erhofft hatte, und ich wollte zur Abwechslung mal sehen, wie etwas gut ausging. Je öfter ich daran dachte, vier Tage dort auf dem Dach zu verbringen, desto weniger konnte ich es erwarten. Ich wäre sogar hinaufgestiegen, wenn es morsch gewesen wäre oder verrostet und voller Löcher.
    »Ich habe gewusst, dass Sie es machen würden.« Ohne mich zu berühren, deutete Howard eine Umarmung an. »Genau wie ich wusste, dass Sie die Stelle bei uns annehmen.«
    »Nehme ich die Stelle denn an?« In dem ganzen Trubel hatte ich es beinahe vergessen.
    »Etwa nicht?«, meinte Howard. »Sie wären verrückt, es nicht zu tun.«
    »Na ja.« Ich runzelte die Stirn. »Eigentlich wollte ich nach New York zurückziehen. So lautete der Plan.«
    »Sie können immer noch nach New York zurückziehen«, sagte Howard. »Aber so ein tolles Stellenangebot kriegt man nur einmal im Leben.«
    »Warum möchten Sie, dass ich die Stelle annehme?«, fragte ich. »Sie mögen mich nicht einmal.«
    »Aber ich hasse Sie auch nicht.« Howard hob eine Augenbraue. »Und sonst hasse ich jeden.«
    Uns blieb ein Monat, um ein Medienspektakel zu inszenieren, und wir machten uns sofort an die Arbeit. Ich besuchte Radio-Talkshows und das Lokalfernsehen. Wir ließen neue Autoaufkleber mit der Aufschrift 99 Küsse und www.rettetdiebibliothekderliebe.org darunter drucken. Howards Freund fotografierte mich, nachdem er mir so viel Make-up ins Gesicht gekleistert hatte, dass ich nicht wiederzuerkennen war. Wir beklebten unsere Plakatwände mit meinem glamour shot . Da war ich nun, superglamourös, überall in der ganzen Stadt: KÜSSEN Sie diese Frau und RETTEN Sie die Bibliothek der Liebe!
    In der Zwischenzeit sah ich mich nach einer Wohnung um. So kam es schließlich, dass ich zurück nach Houston zog: aus Versehen. Indem ich rückwärtsging, während ich mir einredete, es sei vorwärts. Indem ich das eine plante, aber tatsächlich etwas anderes wollte. Es war eine große Entscheidung, nach Hause zu ziehen, und selbst während ich sie traf, rechnete ich felsenfest damit, dass ich es mir noch anders überlegen würde.
    Ich umkringelte Anzeigen in der Zeitung und sah mir Wohnungen an. Im Zentrum von Houston gibt es eine große Auswahl an niedlichen kleinen Maisonettewohnungen aus den Zwanzigern, Dreißigern und Vierzigerjahren. Ich schloss alle ohne zentrale Klimaanlage aus sowie jede Wohnung, die nicht schon von der Straße aus total hinreißend aussah. Wenn ein Vermieter nicht wusste, wie man sich um die Fassade eines Gebäudes kümmerte, hatte das Innere meiner Meinung nach auch keine Chance. Offiziell stand ich nicht unter Zeitdruck. Schließlich hatte ich eine Bleibe. Im Grunde sogar zwei.
    Ich wollte etwas Umwerfendes finden, aber das kann manchmal ein bisschen viel verlangt sein. Gleichzeitig wollte ich unbedingt mein richtiges Leben in Angriff nehmen. Dieses

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