Eine Schwester zum Glück
Übergangsstadium dauerte nun lange genug. Ich wollte mich niederlassen, renovieren und meine Möbel aus dem Lager in New Jersey befreien, wo ich sie zurückgelassen hatte. Ich vereinbarte, dass alles nach Texas verfrachtet werden sollte. Das würde eine Weile dauern, und ich hoffte, dass ich ein Apartment finden würde, bevor der Umzugstruck eintraf.
Doch nichts passte so richtig. Vielleicht stellte ich zu hohe Ansprüche. Manche Wohnungen lagen zu sehr im Schatten. Andere waren zu sonnig. Manche waren zu sehr modernisiert worden und hatten all ihren Altbau-Charme eingebüßt. Andere waren überhaupt nicht modernisiert worden und wirkten heruntergekommen. Entweder fand ich eine süße Wohnung in einer miesen Straße oder eine miese Wohnung in einer süßen Straße. Immer war etwas verkehrt.
Eines Tages hörte Howard zufällig mit, wie ich Ryan, dem Praktikanten – der ein wenig mit mir flirtete, da wir nun Kuss-Partner waren –, eines Tages in der Mittagspause davon erzählte. Howard kam herüber und packte mich an den Schultern. »Haben Sie eben gesagt, dass Sie nach einer Wohnung suchen?«
Ich nickte. »Das ist richtig.«
»O mein Gott! Kommen Sie mit.« Und er zerrte mich so schnell von meinem Stuhl am Besprechungstisch, dass ich ein halbes Thunfisch-Salat-Sandwich und eine volle Flasche Evian stehen ließ.
Howard zog mich nach draußen auf den Parkplatz und deutete auf seinen Wagen. »Rein da«, befahl er, und ich gehorchte. Unterwegs telefonierte er.
»Ich hab jemanden für dich«, sagte er. »Sie ist ideal! Kannst du dich mit uns treffen?«
Nachdem er aufgelegt hatte, wandte er sich mir zu und erklärte, er habe einen Freund, der nach Paris zöge und dessen Mietvertrag noch ein halbes Jahr lang laufe. Abschließend sagte Howard: »Sie sind der größte Glückspilz, den ich kenne.«
»Ich komme mir nicht gerade wie ein Glückspilz vor.«
»Schätzchen«, sagte Howard. »Erstens: Sie müssen lernen, dankbarer für das zu sein, was Sie haben. Und zweitens: Sie haben diese Wohnung noch nicht gesehen.«
Nach fünf Minuten hielten wir vor einem weißen, stuckverzierten Haus im spanischen Stil der Zwanzigerjahre. Im Erdgeschoss befanden sich Läden – eine kleine Kunstgalerie, ein Café –, und in einer Seitenstraße war ein gewaltiger Torbogen mit einem Eisengitter. Eine Frau ließ uns hinein und gab Howard den Schlüssel. Als wir gerade eine breite Treppe in den ersten Stock hinaufsteigen wollten, drehte Howard sich zu mir um und sagte: »Sie werden mich vor Dankbarkeit küssen, sobald Sie die Wohnung sehen.«
»Ich hebe mir alle meine Küsse für Ryan auf.«
Doch ich ahnte bereits, dass es gut werden würde.
Wir erklommen die Stufen. Als wir oben ankamen, blieb ich wie angewurzelt stehen. »O. Mein. Gott.«
»Stimmt.« Howard sah sich um. »Stimmt genau.«
Ich fand wieder einmal keine Worte für das, was ich sah. Doch ein paar Dinge erwähne ich trotzdem: Es gab einen zweistöckigen Innenhof voll mit riesigen Palmen, Mosaik steinen, Torbogen, eisernen Tischchen und Stühlen – und lauter entzückende kleine Wohnungen, die von allen Seiten auf den Hof hinausgingen.
Howard musste mich mit dem Ellbogen anstupsen. »Luft holen!« Dann führte er mich eine weitere Treppe hinauf und ließ mich in eine helle Wohnung mit hohen Decken, zimtfarbenem Hartholz, weiß vergipsten Wän den, riesengroßen Fenstern, Bogendurchgang, einem Kamin, Glas türen und kleinen Flügelfenstern, die von der Küche aus auf den Innenhof hinausgingen. Selbst leer – das Mobiliar des Vormieters war bereits auf dem Weg nach Frankreich – war sie wunderschön.
Ich stand mitten im Zimmer, und der Anblick raubte mir den Atem. Howard sah mir ungefähr sechzig Sekunden dabei zu, wie ich mich umsah, dann klappte er sein Handy auf und drückte auf die Wahlwiederholung. Und ohne auch nur einen Kommentar meinerseits abzuwarten, sagte er in den Apparat: »Sie nimmt sie.«
Drei Wochen später war ich eingezogen. Ich ließ den Mietvertrag auf mich überschreiben, die Spedition lieferte meine Möbel, und ich verbrachte einen ganzen Tag bei Target, um alles andere zu besorgen.
Meine eigenen vier Wände. Meine eigenen Sachen. Wohin der Blick auch schweifte, gab es einen Eindruck von mir, meinen Vorlieben und meinen Farben: Da waren mein milchschokoladenfarbenes Sofa, meine rote Keramik lampe mit dem zylinderförmigen Lampenschirm, mein Schaukelstuhl im Craftsman-Stil und das folkloristische Huhn in Rot- und Brauntönen mit den Worten
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