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Eine Schwester zum Glück

Eine Schwester zum Glück

Titel: Eine Schwester zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Center
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» Für mich sind das goldene Eier « in coolen, von Hand gemalten Buchstaben quer über dem Körper. Es war nicht so, dass ich diese Dinge brauchte, um zu wissen, wer ich war, aber es war nett, ab und zu daran erinnert zu werden.
    Ich wollte, dass Mackie herkam und sich die Wohnung ansah – mir fiel kein anderer Mensch ein, dem ich sie lieber gezeigt hätte –, doch sie verließ ihr Haus nicht mehr. Es sei denn, sie schlüpfte in einen Jogginganzug und ging mit dem Zwillingswagen einen Block weit, bevor sie dem Geschrei der Babys nachgab und wieder umkehrte. Die Situation mit Mackie war viel zu lange viel zu eng gewesen, doch allmählich ließen die Spannungen nach.
    Es war geradezu ironisch, dass ich mich jetzt, da ich meinen Körper zurückhatte, einsam fühlte. Als ich nun meine eigene Wohnung hatte, fühlte es sich zu ruhig an. Weil Mackie mich nicht mehr in den Wahnsinn trieb, schien sie zu weit weg zu sein. Da ich nun all das besaß, wonach ich mich verzehrt hatte, sehnte ich mich wieder nach anderen Dingen.
    Ich dachte darüber nach, was Dixie über Trost gesagt hatte, und fragte mich, welche Dinge mich trösteten. An meinem dritten Abend in meiner fabelhaften neuen Behausung saß ich in meiner kleinen Küche und fertigte eine Liste an:
    Trostreiche Dinge:
    • Tee
    • Warmes Wasser auf der Haut
    • Dicke Socken
    • Vor-sich-hin-Summen
    • Lachen
    • Offene Kamine
    • Mit der Schwester spazieren gehen
    • Mit der Schwester telefonieren
    • Wenn einem jemand das Obst zu einem lachenden Gesicht anordnet
    • Jemanden zu haben, der sich weigert, imaginäre Tumore zu untersuchen
    Ich liebte meine neue Wohnung. Doch nach einem Blick auf meine Liste ließ sich nicht leugnen, dass ich mich zum ersten Mal seit einer Ewigkeit danach sehnte, meine Schwes ter wiederzusehen.

13
    D och es war an der Zeit für die Dachbesteigung.
    An jenem Morgen trafen wir uns mit der Presse auf den Eingangsstufen der Bibliothek. Und damit meine ich drei Reporter und eine Bloggerin, die Fotos mit ihrem Handy machte.
    Um den Anfangstag meiner Dachbesteigung zu bestimmen, mussten wir rückwärts rechnen. Der Kiss-a-Thon war für vier Uhr am Samstag eingeplant, folglich stieg ich am Dienstagvormittag um zehn nach oben. Damit hatte ich genau 102 Stunden Zeit – drei Stunden Puffer zum Austreten und Zähneputzen. »Und wenn ich nicht die ganzen drei Stunden aufbrauche?«, fragte ich Howard.
    »Das geht klar«, antwortete Howard. Ihm war nur wich tig, dass ich meine offiziellen neunundneunzig Stunden vor der Kundgebung um vier abarbeitete. »Wen kümmert es schon, wenn Sie noch ein oder zwei Stunden zusätzlich warten müssen?«
    »Mich kümmert es«, sagte ich.
    Aber im Grunde hatte er recht. Am Dienstagvormittag um zehn machten wir für die morgendliche Pressemitteilung einen Schnappschuss von mir mit meinem Rucksack und Zelt, in meinem Rettet-die-Bibliothek-der- Liebe!- T-Shirt und sauberer, als ich es lange Zeit sein würde. Dann umarmte Howard mich rasch, murmelte Blei ben Sie am Leben! und schickte mich los. Die Bibliotheksleiterin führte mich zu dem Treppenaufgang und wies mir dann den Weg nach oben.
    Auf dem Balkon im ersten Stock hielt ich inne, sah mich um und wünschte mir, dass alles gut ausginge – dass das Spektakel funktionierte, dass die Leute aufhorchen und es uns gelingen würde, das Gebäude zu retten. Und dass mich nicht der Blitz traf.
    Dann machte ich mich an die zweite Treppe, die zur Spitze der Kuppel führte. Jede Stufe knarzte. Der Schnapp riegel oben hatte ein Vorhängeschloss, doch ich kannte die Zahlenkombination. Im Nu war ich durch die Falltür hindurch und befand mich oben auf einem Gebäude, das sich wahnsinnig hoch anfühlte.
    Vielleicht war es drei Stockwerke hoch – zwei Stockwerke und eine Kuppel. Eigentlich hatte ich vor, mich aufrecht hinzustellen und zu Howard hinunterzuwinken, damit er die Stoppuhr anstellen könnte. Stattdessen kauerte ich am Boden und streckte die Hand durch das Geländer. Howard winkte zurück und startete die Stoppuhr. Ich beobachtete sie beinahe zwei Minuten lang, schließlich wandte ich meine Aufmerksamkeit meinem neuen Leben auf dem Dach zu.
    Zuerst musste ich das Zelt aufschlagen, doch ich hatte zu viel Höhenangst, um gleich damit zu beginnen. Stattdessen saß ich in einer Ecke und ließ den Blick über die Baumwipfel, die Gehsteige unten und die vorüberfahrenden Autos schweifen. Howard schoss ein paar Fotos von mir und kehrte ins Büro zurück. Dann war ich

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