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Eine Schwester zum Glück

Eine Schwester zum Glück

Titel: Eine Schwester zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Center
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wusste, dass es unbewohnbar war. »Wir gehen meistens in ihre Wohnung«, hatte mein Dad mir erzählt. Obwohl sie im Grunde zu klein für die beiden war.
    »Warum sucht ihr euch nicht einfach zusammen ein neues Haus?«, hatte ich ihn gefragt.
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht.« Und dann: »Sie kümmert sich gern um kaputte Dinge.«
    Dixie hatte gleich nach Thanksgiving mit ihren Renovierungsarbeiten im Haus meines Dads angefangen, ohne dass einer von beiden es uns gegenüber erwähnt hätte. Sie wollte fertig werden, bevor sie einzog, und hatte vor, gleich nach der Hochzeitsreise einzuziehen. Vielleicht war sie bloß effizient und handelte schnell, oder es kam ihr einfach nicht in den Sinn, uns Bescheid zu geben. Oder – und das war wahrscheinlicher – Mackie war nicht an den Apparat gegangen, als Dixie anrief, um mit uns darüber zu reden. Wie auch immer, wir wussten nicht das Geringste von den ganzen Handwerkern, die scharenweise in dem Haus arbeiteten – bis zu dem Tag, an dem Dr. Penthouse das allererste befruchtete Ei in meinem Körper einpflanzte.
    Als wir von dem Termin zurückkamen, klingelte das Telefon.
    Mackie warf einen Blick auf die Anruferkennung und ging nicht ran. Sie erklärte: »Es ist Tammy Wynette.« Doch dann klingelte das Telefon erneut. Und noch einmal. Bis Mackie dafür gesorgt hatte, dass ich in Jogginghosen mit einer Tasse Kräutertee und einer Ausgabe von People auf dem Sofa saß, hatte Dixie viermal angerufen.
    »Gib mir das Telefon«, sagte ich, als es wieder läutete.
    »Nein«, sagte Mackie. »Sie ist schlecht für unser Qi.«
    Doch als ich mich erhob, um es mir selbst zu holen, lenkte Mackie ein. Sie zeigte auf mich und sagte: »Runter!« Mackie wollte nicht, dass ich aufrecht stand, weil sie Angst hatte, die Zygote könnte sich lösen. Sie griff nach dem schnurlosen Telefon und warf es mir zu.
    Dixie war wegen der Schublade ziemlich durch den Wind.
    »Er hat sie irgendwie vergessen«, hörte ich mich sagen – obwohl ich mir nicht sicher war, ob das so ganz der Wahrheit entsprach. Ich selbst hatte seit Jahren nicht mehr in diese oberste Schublade gesehen, aber ich wusste trotzdem, dass es sie gab. Es war nichts, was ich auf Cocktailpartys oder dergleichen erwähnte, und ich versuchte wohl, nicht allzu oft daran zu denken. Doch insgeheim wusste ich von der Schublade. Und mehr noch: Ich fand es schön, dass es sie gab. Und unserem Dad ging es wahrscheinlich genauso.
    Ich lernte im Laufe dieses Fünfminutengesprächs mit Dixie viel über unseren Vater. Und über Dixies Fähigkeit herumzuschreien. Anschließend stand ich auf und sagte zu Mackie, die an der Arbeitsfläche Sandwiches machte, wir müssten los.
    »Sie hat Moms Sachen gefunden«, erklärte ich.
    »Und?«
    »Und es klingt, als habe Dad Moms Kleiderschrank nie leer geräumt.«
    »Doch, hat er. Als wir im Ferienlager waren. In dem Jahr, als ich mir die Nase gebrochen habe.«
    »Es scheint, als habe er es doch nicht gemacht.«
    »Nein?«
    Ich schüttelte den Kopf. Dann fügte ich hinzu: »Es ist auch möglich, dass er nie ihre Medikamente aus dem Arzneischränkchen weggeworfen hat.«
    »Okay. Das ist eigenartig.«
    »Dixie war ziemlich aus der Fassung.«
    »Und?«
    »Wir müssen rüber und mit ihr reden.«
    »Nein«, sagte Mackie.
    »Mackie«, sagte ich. »Es geht nicht anders.«
    »Du solltest nicht aufrecht stehen. Du solltest dich in der Horizontalen befinden.«
    »Das ist nur eine Theorie von dir. In Wirklichkeit stimmt das gar nicht.«
    Mackie kümmerte sich wieder um das Mittagsessen. Sie hatte einen Plan, und an den hielten wir uns gefälligst. »Willst du damit sagen, Theorien können nicht auch zutreffen?«
    »Macks«, sagte ich. »Ich will damit sagen, dass wir hinmüssen. Und zwar jetzt.«
    Mackie blickte nicht auf. Ich wurde deutlicher.
    »Genau in diesem Augenblick gießt sie sich einen starken Drink ein. Und sobald sie ihn getrunken hat, fängt sie an, jede einzelne Kleinigkeit, die je unserer Mutter gehört hat, in Müllsäcke zu stopfen und diese an den Bordstein zu hieven.«
    Sechs Minuten später läuteten wir an der Tür unseres Elternhauses, und Mackie sagte: »Ich wette hundert Dollar, dass es drinnen leuchtet und blinkt wie in Vegas.«
    Als Dixie die Tür aufmachte, deutete Mackie auf mich und sagte: »Sie könnte schwanger sein, okay? Also keine plötzlichen Bewegungen.«
    Dixie gab sich Mühe, angemessen zu reagieren. Sie musterte mich von oben bis unten und sammelte sich. »Tja, Süße,

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