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Eine Schwester zum Glück

Eine Schwester zum Glück

Titel: Eine Schwester zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Center
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das Wort verliebt verwenden, aber glauben Sie mir, sosehr wir uns auch über die Semantik streiten mögen, es war genau das und nichts anderes.
    Drei unglaubliche Monate lang nach jener verrückten Nacht durchlitt ich Qualen, deren Existenz ich nie auch nur geahnt hatte. Ich hatte wohl schon vorher einmal so empfunden, aber nicht lange. Und nie derart intensiv oder mit solch einem hohen Einsatz. Beispielsweise noch nie, während ich schwanger war. Und nicht in Hinblick auf den Menschen, dessen Baby ich gerade austrug. Zuvor hatte ich mich immer für Typen interessiert, bei denen wenigstens die entfernte Möglichkeit bestand, dass sie sich auch für mich interessieren könnten. Bei Clive war das nicht möglich. Und selbst wenn dieses Gekuschele ihn genauso aus der Bahn geworfen hätte wie mich – es hätte die Lage nur noch verschlimmert, wenn ich tatsächlich bekommen hätte, was ich wollte.
    Wenn ich sage: »die Lage verschlimmert«, meine ich: mein Leben ruiniert . Und das aller Übrigen ebenfalls.
    Fortan konnte ich mich nicht einmal im selben Zimmer wie Clive aufhalten. Die angenehme Frühstück-und-Abendessen-Routine, die wir drei uns zugelegt hatten, ging völlig den Bach runter. Ich aß mit Mackie, wenn Clive verreist war, ansonsten nahm ich mein Essen mit auf mein Zimmer. Ich sagte ihnen, mir wäre schlecht, ich wäre müde, meine Hormone spielten verrückt. Doch ich sagte ihnen nicht, dass ich jede Minute mit Mackie damit verbrachte, ihr Gesicht, ihre Stimme und Körpersprache unter die Lupe zu nehmen – um zu sehen, ob der absolut unwahrscheinliche Fall eingetreten war, dass sie das Interesse an ihrem Ehemann verloren hatte. Das war übrigens nicht der Fall.
    Das war die einzige Fantasie, die ich mir gestattete: Mackie, die Clive verließ. Ich verbrachte viel Zeit damit, mir dieses Szenario in sämtlichen Varianten auszumalen. Mackie würde einen französischen oder schottischen oder hawaiianischen Reisenden in der Schlange bei Starbucks oder in der Reinigung kennenlernen. Sie würden ins Ge spräch kommen, und Mackie würde ihren Kaffee verschüt ten oder ihren Stapel Blusen fallen lassen. Er würde sich bücken, um ihr zu helfen, und ihre Blicke würden sich treffen. Binnen weniger Tage würde sie ihre Sachen packen, um ein neues Leben in einem fernen Land anzufan gen. Es würde ihr leidtun, Clive und mich zurückzulassen, aber sie wollte unter allen Umständen der Stimme ihres Herzens folgen. Clive würde ihr eine Zeit lang nachtrauern, dann aber merken, dass ich ohnehin die bessere Schwester war. Dann könnten wir sorglos an den Kühlschrank gelehnt rumknutschen. Dann hätten wir endlich alles. Bloß eben Mackie nicht.
    Diese Fixierung hatte allerdings einen Vorteil. Ich nahm die Welt um mich her auf eine ganz andere, aufmerksamere Art wahr. Derartige Gefühle, ein Leben so reif, startklar und voll überschäumender Emotionen, haben etwas Köstliches. Das Ganze hatte etwas Hoffnungsvolles und Lebendiges an sich. Außerdem: Nach jenem versehentlichen Kuss von Clive fühlte ich mich zum ersten Mal seit sehr langer Zeit einsam. Nachts in meinem Einzelbett im Kinderzimmer, während ich beobachtete, wie sich mein gewölbter Bauch mit jedem Atemzug hob und senkte, befand ich mich viereinhalb Meter von dem entfernt, was ich am meisten wollte, ohne die Möglichkeit, es jemals zu bekommen. Und diese Art von Leiden musste einfach auch etwas Gutes haben.
    In New York hatte ich wenigstens meine Arbeit. Und auch keinen Mangel an Verabredungen. Eine Frau mit Bindungsschwierigkeiten übt eine besondere Anziehungs kraft auf Männer aus. Sie spürten, dass ich nicht zu haben war, also war es für sie leicht, mehr von mir zu wollen. Mehr Verabredungen, mehr Interesse, mehr Leidenschaft. Im Falle von Kid Dy-no-mite mehr Zeit in der Abstellkammer. Wenn es eine Masche gewesen wäre, hätte sie prima funktioniert. Doch es war keine Masche. Ich stellte mich nicht desinteressiert, um sie hereinzulegen; ich hatte tatsächlich kein Interesse. Dementsprechend war auch keiner dieser Männer gut für mich.
    Mackie und ich redeten oft darüber, dass das Leben zwei große Kategorien umfasste – Arbeit und Familie – und dass die meisten Menschen nur die eine oder die andere im Griff zu haben schienen. Leute, die tolle Jobs hatten, sehnten sich nach einer besseren Beziehung, und welche mit einer guten Beziehung suchten gewöhnlich nach einem besseren Job. Clive, der beides hatte, war eine Ausnahme. Doch Mackie und ich waren, bis

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