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Eine Schwester zum Glück

Eine Schwester zum Glück

Titel: Eine Schwester zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Center
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schwimmen geht.
    »Kann er sich keine Badehose leisten?«, fragte ich Mackie eines Tages.
    »Es ist unser Garten«, sagte Mackie. »Wer schaut denn da schon hin?«
    Ich vermisste meine Arbeit, die Leidenschaft, mit der ich sie angegangen war, und den Schwung, den ich jeden Morgen verspürt hatte. Mir fehlte mein Morgenspaziergang mit meinem Kaffee, meiner Banane und meinem Bagel. Ich wollte mich wieder für mein Leben verantwortlich fühlen, ein Ziel vor Augen haben und mir wie eine Erwachsene vorkommen. Ich vermisste es, richtig gut bei etwas zu sein. Ich konnte mir einreden, dass ich dabei war, mich selbst zu finden. Ich erzählte alten Bekannten im Lebensmittelgeschäft, freigestellt zu sein, und las jeden Ratgeber, den es nur gab. Aber was auch immer ich tat, es fühlte sich nach einer großen Leere an.
    Ich hätte ein paar Dinge anders machen sollen. Rückblickend würde ich mir gern selbst zurufen: »Such dir eine Arbeit! Beleg einen Kurs! Nimm dir dein eigenes Apartment!«
    Doch ich tat nichts dergleichen. Es ergab keinen Sinn, sich in Houston eine Arbeit oder ein Apartment zu suchen, wenn ich nach New York zurückziehen würde, sobald ich mit dem Babyprojekt fertig war. Was ich ganz gewiss tun würde. An einem besonders übellaunigen Tag erklärte ich Mackie, ich würde unter keinen Umständen in diesem rückständigen kleinen Provinznest bleiben. Woraufhin sie mir ins Gedächtnis rief, dass es sich um die viertgrößte Stadt im ganzen Land handelte. Sie verschränkte die Arme und sagte: »New York, L. A., Chicago, Houston .«
    Es gab Dinge, die ich nicht tun konnte – aber es gab vieles, was ich hätte tun können. Ich tat es bloß nicht. Ich dachte an die kleinen Depressionskärtchen, die Dr. Penthouse uns vor Monaten gegeben hatte. Ich hatte meine natürlich längst verloren. Was hatte auf der Liste gestanden? Wonach sollte man Ausschau halten? Eifersucht? Ge fühle von Sinnlosigkeit? Generelle Lethargie? Angst vor Gespenstern? Ich erinnerte mich nicht mehr.
    Mackie verstand nicht, warum ich mich so distanziert benahm. »Clive geht dir irgendwie auf den Wecker, nicht wahr?«, fragte sie eines Abends.
    »Überhaupt nicht.« Ich runzelte verwirrt die Stirn. »Ich finde Clive toll.«
    »Du blickst immer ganz schrecklich grimmig drein, wenn er ins Zimmer kommt.«
    »Tu ich nicht.«
    »Wenn ich es dir doch sage.«
    »Und ich sage dir, ich habe kein Problem mit Clive.«
    Mackie überlegte, ob sie mir glauben sollte oder nicht.
    »Ist es, weil er gesagt hat, Frauen wären schlecht am Steuer?«
    »Nein.«
    »Ist es das eine Mal, als er diese Furzgeräusche gemacht hat?«
    »Nein!«
    »Ist es, weil er Witze über Dads Bart macht? Das ist bloß britischer Humor.«
    »Nein!«
    »Was denn dann?«
    »Nichts! Himmelherrgott noch mal!«
    »Clive stimmt mir zu.«
    »Tut er?«
    »Er glaubt, dass du ihn nicht magst.«
    Ich ließ diese Nachricht auf mich wirken. Machte es Clive etwas aus, dass ich ihn vielleicht nicht mochte? Dann rief ich mir ins Gedächtnis, dass es egal war.
    »Ich mag Clive sehr wohl«, sagte ich. »Es ist nur –«
    »Es ist nur, dass diese ganze Sache mit der Schwangerschaft nicht so viel Spaß macht, wie du erwartet hattest?«
    Ich nickte.
    »Geht mir genauso.«
    In einer besseren Gemütsverfassung hätte ich mir vielleicht Gedanken darüber gemacht, wie sich diese Schwangerschaft für Mackie anfühlen musste. Hier war ich und machte genau das, was sie am meisten in ihrem Leben versucht hatte. Es war das Einzige, worin sie je versagt hatte. Und ich nahm alles als gegeben hin. Ich war verdrießlich und beschwerte mich, verdrehte die Augen angesichts meines Glücks. Es grenzt wirklich an ein Wunder, dass sie derart nett zu mir war.
    Doch Mackie war keine Frau, die einfach aufgab. Was Clive und mich betraf, kam sie zu dem Schluss, dass wir alle mehr Zusammengehörigkeit brauchten. Sie war überzeugt, dass ich Clive mit der Zeit mögen würde, wenn ich ihn nur ein bisschen besser kennenlernte. Folglich ging sie es generalstabsmäßig an, uns einander näherzubringen. Im Restaurant sorgte sie dafür, dass wir in Sitzecken neben einandersaßen. Im Auto schnappte sie sich die Rückbank und ließ uns beide vorne sitzen. Sie ließ uns so oft wie möglich allein, damit wir uns unterhalten konnten.
    Das funktionierte natürlich nicht.
    Endlich, nachdem sie mir Woche um Woche dabei zugesehen hatte, wie ich Trübsal blasend mein Bio-Essen auf dem Teller herumschob, nachdem mein Bauch bereits aussah, als hätte

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