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Eine Schwester zum Glück

Eine Schwester zum Glück

Titel: Eine Schwester zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Center
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Zwerchfells in die Höhe. Howard Hodgeman wandte den Blick ab, weil er hoffte, ich würde mich wieder einkriegen. Als ich es nicht tat, kramte er in seiner Schreibtischschublade herum und suchte mir eine Packung Taschentücher heraus. Nach einer Weile widmete er sich wieder seinen E-Mails.
    »Achten Sie gar nicht auf mich«, sagte ich, während ich immer weiter weinte.
    »Ich tue mein Bestes«, seufzte er.
    Als ich laut in sein letztes Taschentuch trompete, stand er auf. »Ich denke, wir sind fertig«, sagte er, und ich wider sprach nicht – selbst als genau in diesem Augenblick der Bücherstapel vom Heizkörper fiel. Ich wusste, es war zu spät.
    Ich packte meine Sachen zusammen und folgte Howard die Treppe hinunter in die Eingangshalle des Gebäudes. Meine Absätze dröhnten auf den Stufen, und meine Schwangerenoberschenkel rieben den Stoff der Strumpf hose aneinander wie riesige Grillenflügel. Und als ich mich auf der Heimfahrt im Rückspiegel betrachtete, sah ich, dass der Mascara meine Augen in Waschbärflecken ver wandelt hatte.
    Wir blieben an der Eingangstür stehen, und er streckte mir die Hand entgegen. Ich ergriff sie mit den Worten: »Ich werde diese Stelle niemals bekommen, nicht wahr?«
    »Keine Chance«, sagte er beinahe sanft. Er berührte mich an der Schulter und sagte, anscheinend ohne sich meiner Schwangerschaft bewusst zu sein: »Fahren Sie nach Hause und genehmigen Sie sich einen starken Drink.«
    »Darauf können Sie wetten«, sagte ich und tätschelte meinen Bauch.
    Doch gerade als ich den Türknauf berührte, um zu gehen, wurde die Tür von der anderen Seite geöffnet, und eine Frau mit einem grau melierten Bob kam herein. Ich erkannte sie wieder. Doch noch wichtiger war, dass auch sie mich wiedererkannte. Als sich unsere Blicke trafen, legte sie den Kopf ein wenig schräg, und als Howard Hodgeman mir die Dame als Barbara Tierney vorstellte, wusste ich längst genau, wer sie war.
    »Sie sind Everett Thompsons Mutter!«, sagte ich.
    »Und Sie sind das Mädchen, das ihm auf der Highschool das Herz gebrochen hat.«
    Sie hatte nicht unrecht. »Sie haben ein gutes Gedächtnis«, meinte ich.
    In der darauffolgenden Gesprächspause bemerkte sie mein aufgedunsenes, rotes Gesicht.
    Barbara Tierney wandte sich an Howard Hodgeman: »Was hast du ihr angetan, Howard?«
    »Schätzchen«, sagte er und berührte ihren Arm. »Was hat sie mir angetan?«
    »Wir hatten gerade eben ein Vorstellungsgespräch«, erklärte ich.
    Doch Howard Hodgeman flüsterte weithin hörbar: »Wir hatten gerade eben einen Nervenzusammenbruch.«
    Wie sich herausstellte, war Barbara Tierney die Geschäfts führerin. Sie war seit sieben Jahren dort, und sie hatte vierzehn Bauwerke gerettet, auch wenn ihr das bei vielen anderen nicht gelungen war. Doch vierzehn alte Gebäude zu retten wollte etwas heißen in Houston, und sie war ein bisschen berühmt dafür. Ich hatte schon viele Male von ihr ge hört, ohne zu ahnen, wer sie eigentlich war. Ohne zu ahnen, dass ich ihr einst vor vielen Jahren dabei geholfen hatte, eine Geburtstagslasagne für ihren in-nicht-allzu-ferner-Zukunft liebeskranken Sohn zuzubereiten. Doch damals hatte sie »Thompson« geheißen. Sie musste in der Zwischenzeit geschieden sein. Und dann erneut geheiratet haben.
    Barbara Tierney sah Howard Hodgeman an, in Gedanken bei der Stelle. »Und? Bekommt sie sie?«
    Howard Hodgeman schüttelte den Kopf und verdrehte ein wenig die Augen, als wollte er nicht nur Nein sagen, sondern Auf gar keinen Fall . Dann wandte er sich an mich. »Aber es war toll, Sie kennenzulernen!« Und er floh die Treppe hinauf, wobei er rief: »Viel Glück mit Ihrem posttraumatischen Syndrom!« Er ließ mich mit Everett Thompsons Mutter allein.
    Mrs. Tierney machte ein liebenswürdiges Gesicht. »Er ist einfach fies«, erklärte sie mir. »Das gehört zu seinem Charme.«
    Ich deutete mit einem Schulterzucken ein Was soll’s an.
    Und genau da trat Everett Thompson durch die Tür.
    Bei meinem Anblick blieb ihm der Mund ein wenig offen stehen – meiner tat wahrscheinlich das Gleiche –, und er starrte mich nur an, bis die Tür hinter ihm zufiel. Während dieser kleinen Pause wurde mir etwas klar: Mackie hatte das Ganze eingefädelt. Sie wusste, dass Barbara Tierney die ehemalige Barbara Thompson war, und auch, dass Everett seine Mutter gut behandelte und sich gelegentlich zum Mittagessen mit ihr traf. Ihr war klar, wenn ich dort arbeitete, würden wir einander zwangsläufig ab und zu über den Weg

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