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Eine Schwester zum Glück

Eine Schwester zum Glück

Titel: Eine Schwester zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Center
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mir ins Ohr: »Dein anderes nasses Outfit gefällt mir besser.«
    Barni führte Everett schnell ins Haus, wobei sie leise schnurrte: »Schauen wir, dass wir dich aus den nassen Klamotten rauskriegen.« Everett borgte sich ein paar Sachen von Clive – und zwar genau das Hemd, das Clive getragen hatte, als er vor Monaten zu mir ins Bett gestiegen war. Auch ich ging los und zog mir etwas anderes an: ein rotes Neckholder-Top, das heißeste Umstands-Outfit, das ich besaß – was nicht viel zu sagen hatte.
    »Sehe ich wie eine Tomate aus?«, fragte ich Mackie, als ich wieder nach unten kam.
    »Zum Anbeißen«, sagte sie mit einem Nicken. Ich rechnete mit einer Frage, was Everett und ich im Schilde geführt hätten, doch sie blieb aus. Mackies Schweigen zu dem Thema hatte etwas Trotziges an sich. Kein Everett mehr. Stattdessen führte sie mich zu Graham, einem Programmierer, den ich kennenlernen sollte und der sich ein Jahr lang von der Universität Princeton beurlauben ließ, um bei Clive ein Praktikum zu absolvieren.
    »Er ist ein Student«, protestierte ich auf dem Weg zu ihm.
    »Aber er ist in Princeton«, führte Mackie an und drückte meinen Arm, »also können wir ihm Bonusjahre anrechnen.«
    »Ich glaube, für Princeton zieht man welche ab.«
    Mich mit Graham zu unterhalten war lustiger, als ich er wartet hatte, denn während er mir den neuen Code auseinandersetzte, auf den sie gerade umstellten, fiel mir auf, dass Everett mich beobachtete. Er stand inmitten einer Gruppe neben Barni, die ihn immer wieder am Arm berührte, und er lachte jeweils im richtigen Moment und nahm auch an dem Gespräch teil. Doch sein Blick schweifte immer wieder zu mir herüber.
    Er hatte natürlich recht. Ich war dahingeschmolzen. Seit der elften Klasse hatte er zweifellos an seiner Kusstechnik gefeilt. Und noch etwas: Jener Kuss war zärtlich gewesen. Zärtlich genug, um mich davon zu überzeugen, dass er mich doch nicht hasste. Seit dem Tag im Flieger war er nicht mehr wirklich fies zu mir gewesen, aber eine kleine Gemeinheit hält eben manchmal lange vor.
    Ich fühlte ihm gegenüber eine gewisse Nähe – zum Teufel, eine Anziehungskraft –, doch ich hätte es als zu ma sochistisch empfunden, dem viel Beachtung zu schenken. Meine törichte Schwärmerei für Clive hatte mich genug auf Trab gehalten.
    Doch nach jenem Kuss veränderte sich meine Schwärmerei für Clive. Sie löste sich in Luft auf – wie bei einem Zauberkunststück. All die falschen Gefühle, die ich für Clive gehegt hatte, übertrugen sich auf Everett und wurden zu etwas Gutem. Ich war das Schmachten leid. Vielleicht wollte ich mich schon die ganze Zeit in Everett verlieben und brauchte lediglich eine Ermutigung. Es macht einfach etwas mit einem, wenn man von so einem schönen Mann – da konnte Mackie sagen, was sie wollte – geküsst wird. Ich kann es nicht erklären oder begreifen, und ich weiß, es lässt mich flatterhaft wirken, doch auf einmal stand ich neben Graham, nickte zum Thema Flash und Social Media und Twitter, während Everetts Blick bei mir eine wohlige Gänsehaut hervorrief.
    Um mich selbst auf die Probe zu stellen, warf ich einen Blick auf Clive, um zu sehen, wie sich das anfühlte. Und zum ersten Mal seit Monaten sah ich in ihm einfach meinen Schwager. Es fühlte sich nach nichts Besonderem an. Oder wie es sich eben anfühlt, wenn man den Vater der Kois im eigenen Bauch betrachtet.
    Später bereitete es mir Mühe, das Ganze zu deuten: Ich hatte mich im Laufe von sechs Monaten zweimal Hals über Kopf in zwei verschiedene Kerle verliebt. Hungerte ich so sehr nach menschlichem Kontakt, dass jegliche Berührung Liebessehnsucht in mir auslöste? War ich so leicht herumzukriegen, dass man mich bloß zu küssen brauchte, und ich gehörte dem anderen mit Haut und Haaren? Was war mit meinem eisernen Herzen geschehen? Ich war doch der Chuck Norris der Liebe, und auf einmal verhielt ich mich wie ein romantisches Girlie. Und das gleich zweimal. Aber dieses Mal fühlte sich einfach unglaublich an.
    Was wusste ich überhaupt von Everett Thompson, das nicht bloß eine entfernte Erinnerung war? Er hatte auf der Highschool ein vollständiges Schlagzeug in seinem Schlafzimmer, ein lebensgroßes Bob-Dylan-Poster und jedes Album der Rolling Stones, das je aufgenommen wurde. Er schloss zwei Jahre in Folge als Bester in Englisch ab. Früher aß er stets Sandwiches mit Mixed Pickles zum Mittagessen. Er las mit Leidenschaft Bücher über dem Unter gang geweihte

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