Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Schwester zum Glück

Eine Schwester zum Glück

Titel: Eine Schwester zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Center
Vom Netzwerk:
dass ihr euch zu diesem Kurs angemeldet habt!«
    Und da fanden wir endlich zu der wilden Entschlossen heit, auf die sie es abgesehen hatte. Sie brachte uns so weit, und dann ließ sie uns dort verweilen: »Noch mal! Noch mal! Noch mal! Noch mal! Erzählt mir bloß nicht, fluchen sei geschmacklos! Erzählt mir nicht, Frauen sollten nicht laut werden! Diese Wörter sind eure besten Freunde! Diese Wörter sind eure Tapferkeit, eure Leidenschaft und eure Selbstachtung! Jetzt steht auf und lasst mich verflucht noch mal hören, wie ihr sie sagt!«
    Natürlich standen wir bereits. Doch wir richteten uns noch weiter auf und schrien uns die Seele aus dem Leib.
    Wir brüllten so laut, dass der Wachmann hereinkam, um nach dem Rechten zu sehen. Bei seinem Anblick im Türrahmen mit seiner Uniform, die zwischen den Knöpfen über seinem Donutbauch spannte, stießen wir alle einstimmig den letzten Schrei des Abends aus: »Gottverfluchter Scheißkerl!«
    Kopfschüttelnd zog er von dannen.
    Dann war die Stunde vorbei, und Dixie fing an zu klatschen. »Klatscht euch selbst Beifall, Mädels! Ihr könnt wirklich stolz auf euch sein!« Wir applaudierten uns selbst und Dixie. Wir tranken aus unseren Wasserflaschen und holten Luft. Dann gab Dixie uns als Hausaufgabe auf, unsere Flüche zu üben. »Am besten sagt man sie laut«, sagte Dixie. »Aber ihr könnt sie auch in Gedanken üben, wenn ihr Kinder habt.«
    Mir hatte noch nie etwas so viel Spaß gemacht, und ich ging nicht zum Auto, sondern hüpfte. Auf der Heimfahrt wollte ich von Dixie ganz genau wissen, wie sie das alles gelernt hatte, doch sie sagte bloß: »Mein erster Ehemann war ein echter Wichser.« Dann erklärte sie mir, es gäbe zwei Dinge auf der Welt, über die jede Frau Bescheid wissen müsse. Das eine sei Selbstverteidigung. Und das andere sei nicht Gegenstand ihres Kurses.
    »Was ist denn das andere?«, fragte ich.
    Dixie atmete tief ein, bevor sie antwortete: »Trost.«
    Ich dachte darüber nach. »Und wie funktioniert das?«
    »Tja«, sagte Dixie, »jeder Mensch ist anders. Was mich tröstet, hilft nicht bei dir.«
    »Und wenn ich nicht weiß, was mich tröstet?«
    Dixie hielt vor Mackies Haus. »Tja, Süße«, sagte sie. Sie küsste ihre Fingerspitzen und berührte meine Wange damit. »Dann ist es Zeit, dass du es herausfindest.«
    Ich lief den Weg zur Haustür, weil ich Mackie unbedingt von dem Kurs erzählen und sie auf der Stelle für nächste Woche verpflichten wollte. Zum ersten Mal seit Monaten fühlte ich mich gut. Ich war bereit, mit Mackie zu reden und ihr zu helfen, Bio-Gemüse fürs Abendessen klein zu schneiden und vielleicht sogar einen Abendspaziergang zu unternehmen.
    Ich fühlte mich so gut, dass ich beschloss, so bald wie möglich Everett anzurufen und zur Rede zu stellen. Wir hatten immerhin das neue Jahrtausend. Ich musste nicht herumsitzen, auf ihn warten und mich fragen, was zum Teufel passiert war. Ich konnte meine eben entdeckte Stimme zum Einsatz bringen und ihn selbst fragen. Ich würde meine Tapferkeit, meine Leidenschaft und meine Selbstachtung nutzen. Oder wenigstens Dixies.
    Doch zuerst musste ich Mackie von dem Kurs erzählen. »Ich habe eben den Weltrekord für Schimpfwörter gebrochen!«, rief ich, als ich die Haustür krachend ins Schloss fallen ließ. »Du wirst es nicht glauben!«
    Doch als ich um die Ecke bog, blieb ich wie angewurzelt stehen. Mir bot sich ein Anblick, den ich nicht glauben konnte. Genau da, an unserem Esstisch, saß Everett Thompson. Bei so etwas wie einem Pärchentreff. Mit Mackie und Clive. Und Barni.
    Die vier waren dabei, Bier zu trinken und Clives berühm tes Chicken Masala zu essen. Es verschlug mir die Sprache. Eine Minute lang vergaß ich sogar zu atmen. Ich blieb nur reglos stehen und starrte sie an. Everett. Bei einer Verabredung. Mit Barni.
    Sie schienen sich köstlich zu amüsieren. Ich betrachtete den Tisch: Alle waren so jung, so schick zurechtgemacht, so frisch gewaschen und wohlriechend. Angesichts dessen kam ich mir fett und alt vor, aus dem Gleichgewicht und träge, und spürte die Last meines dicken Bauches. Auf einmal schien mir all das Herumgefluche mit einem Raum voll Damen in pinkfarbenen Jogginghosen und Sport- BH s gar nicht mehr so cool. Barni trug ein trägerloses Strandkleid und schmale silberne Armreifen. Ihre mit Babyöl übergossene Haut sah genauso köstlich aus wie das Essen selbst. Bei mir war vollständig die Luft raus. Mein ganzer Mut verzischte.
    »Sarah!«, meinte Mackie. »Wir

Weitere Kostenlose Bücher