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Eine Schwester zum Glück

Eine Schwester zum Glück

Titel: Eine Schwester zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Center
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Parkplatz und einem Schild an der Eingangstür, auf dem stand: sämtliche Nahrungsmittel und Getränke sind im Wagen zu lassen oder werden beschlagnahmt .
    J. J. hatte mehrere Minuten lang nichts gesagt. Als ich den Wagen gerade anhielt, sagte er: »Ich weiß nicht, was ich machen soll.«
    Es war an der Zeit, dass ich hineinging. Auf einmal war ich empört, als würde ich, sollte das Telefonat auch nur eine Sekunde länger dauern, das Handy mit meiner bloßen Hand zerquetschen.
    »Du weißt nicht, was du machen sollst?«, sagte ich. »Im Ernst? Hier kommt ein Wink. Fang damit an, dich an ein absolutes Mindestmaß menschlichen Anstands zu halten.«
    »Ich schwöre, ich habe nicht gewusst, dass sie so zartbesaitet ist, als ich sie kennengelernt habe.«
    Da schaltete ich die Zündung aus und riss die Bremse hoch. »Alle Frauen sind zartbesaitet, du gottverfluchter Scheißkerl.«

9
    E s war gut, dass J. J. angerufen hatte. Ich war allmählich verwirrt gewesen und hatte geglaubt, Dinge wie Küsse in Pools wären wichtig. Doch J. J.s Anruf rief mir in Erinnerung, dass derlei Dinge nicht von Bedeutung sind. Küsse in Pools, heimliche Liebschaften, Schwärmereien für Schwäger – diese Dinge taten wir nur, um uns davon abzulenken, was tatsächlich wichtig war. Dies waren die Seifenopern des Lebens, die Melodramen, die Minikrisen, die unsere Aufmerksamkeit in Beschlag nahmen, während die übrige Menschheit von Hungersnöten, Krieg und Tod heimgesucht wurde.
    Ich saß eine Minute reglos im Auto und lauschte auf meinen Atem.
    Im Grunde hatte ich keinen Plan, wie ich bei Veronica vorgehen sollte. Ich wusste nicht, was ich zu ihr sagen sollte, als ich hineinging und mich in das Besucherbuch eintrug. Mir schwebte vor, ihr vielleicht zu erklären zu versuchen, was für ein schlechter Mensch J. J. war. Es schien notwendig, ihr begreiflich zu machen, dass er das ganze Aufheben, das sie von ihm gemacht hatte, gar nicht wert war. Vielleicht würde ich ihr sogar erzählen, dass ich vor Jahren auch einmal mit ihm zusammen war, und mich als Beispiel anführen für eine Frau, die auch ohne ihn überlebt hatte, ja, der es prima ging – auch wenn sich darüber streiten ließ, ob es mir tatsächlich prima ging oder nicht. Ich klammerte mich an die Vorstellung, dass die Wahrheit sie befreien würde. Dass Veronica sich besser fühlen würde, wenn sie erst einmal erkannt hatte, dass er es nicht wert war – als könnte ich ihr gebrochenes Herz mit ein paar rationalen Argumenten flicken.
    Mir würde schon etwas einfallen. Ich würde sagen, was auch immer mir in den Sinn käme, und dann nach Hause fahren.
    Doch das war, bevor ich hineinging und sie erblickte.
    Ich erkannte sie kaum wieder. Sie war nicht mehr das Mädchen, an das ich mich erinnerte. Ich hatte vor nicht allzu langer Zeit über einen Monat mit ihr verbracht und ihr unzählige Kaugummis gereicht, während ich geschäftig hin und her eilte und alles Mögliche organisierte. Ich hatte wochenlang ihre Fotos betrachtet. Selbst jetzt noch prangte ihr Dekolleté an jedem Bus der Stadt. Zumindest vage hätte sie mir bekannt vorkommen müssen.
    Natürlich hatte ich nicht erwartet, dass sie sich in Rancho Verde in einem Spitzen- BH rekelte. In Gedanken hatte ich schon Anziehsachen mit eingerechnet. Aber abgesehen davon hatte ich die junge Frau aus der Kampagne erwartet. Auch wenn ich tief in meinem Innern wusste, dass die Frau aus der Kampagne gar nicht wirklich existierte. Und nie existiert hatte. Wir hatten sie erfunden. Wir erschufen sie mithilfe von Retusche, Beleuchtung und In-Szene-Setzen, durch Styling und Bildbearbeitung. Ich hätte das besser als jeder andere wissen müssen, doch als ich Veronica in der Eingangshalle sah, stellte ich zu meinem Entsetzen fest, dass da nicht die geringste Ähnlichkeit zwischen ihr und dem BH -Model bestand. Sie waren wie zwei verschiedene Menschen. Und das waren sie auch.
    Wie sie so mit übergeschlagenen Beinen in einem der gewaltigen Sessel saß, sah sie ungefähr so groß wie ein Sofakissen aus. Sie konnte unmöglich zwei Kilo über irgendeinem Gewichtslimit liegen. Sie musste Größe 32 haben. Oder sogar noch kleiner.
    Immer noch in meiner knallpinkfarbenen Selbstverteidigungstracht lehnte ich mich über meinen Sechsmonatsbauch, um sie anzusehen. Mein Bauch fühlte sich auf ein mal unanständig riesig an. »Veronica?«, sagte ich. »Erinnerst du dich noch an mich?«
    Das tat sie, als sie aufblickte. »Du bist der Boss. Von Marston & Minx.«
    Der

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