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Eine Schwester zum Glück

Eine Schwester zum Glück

Titel: Eine Schwester zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Center
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unterwegs.«
    Er sah nach draußen, um den Wahrheitsgehalt meiner Aussage anhand des Wetters zu überprüfen.
    »Ich hab es eben in den Nachrichten gesehen«, ver sicherte ich. Dann sagte ich: »Deshalb bist du rausgekommen? Um über die Klospülung zu reden?«
    »Ich bin rausgekommen, weil du mich aufgeweckt hast und ich nicht wieder einschlafen konnte.« Sein Tonfall war ein wenig vorwurfsvoll, als hätte ich mich rücksichtslos verhalten. Als wäre ich diejenige gewesen, die sich nicht an die Verhaltensregeln beim Nebeneinanderschlafen gehalten hätte.
    »Ich habe dich aufgeweckt, weil mir winzige menschliche Wesen gegen die Blase gedrückt haben und ich kurz davorstand, alles vollzupinkeln, und du« – ich deutete auf ihn – »hast praktisch auf mir drauf geschlafen.« Dann, um den Umstand noch zu betonen: »Ich musste mich unter dir hervorwühlen .«
    Wer weiß, in welche Richtung sich die Unterhaltung von da an noch entwickelt hätte.
    Die Dinge lagen zweifellos offener zutage denn je. Wir waren allein und hatten uns eben erst aneinandergekuschelt. Wenn wir ein bisschen mehr Zeit gehabt hätten, hätten wir vielleicht über alles Mögliche reden oder streiten können. Doch uns blieb keine Zeit mehr. Denn ich spürte plötzlich, wie ein Schwall warmer Flüssigkeit aus meinem Körper strömte.
    Ich stand sofort auf. »O mein Gott!« Ich konnte das Nass spüren, das an den Innenseiten meiner Oberschenkel hinunterlief.
    »Was ist denn?« Everett stand ebenfalls auf.
    »Ich glaube, meine Fruchtblase ist geplatzt!«
    Everett sah die Pfütze, die sich zwischen meinen Füßen auf dem Boden bildete. »Ich dachte, die Babys sind für nächste Woche geplant.«
    Ich stieß einen kurzen Seufzer aus. »Ein Handtuch wäre prima.«
    Als er zurückkam, hatte er folgenden Vorschlag parat: »Vielleicht pinkelst du dich bloß voll.«
    »Das hier ist kein Pinkeln«, sagte ich. »Außerdem war ich eben beim Pinkeln. Schon vergessen, Pipi-Sheriff? Ich glaube, ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man pinkelt. «
    Allerdings war das Erste, was Dr. Penthouse sagte, als sie sich ein paar Minuten später auf ihren Pager hin meldete: »Vielleicht pinkeln Sie sich bloß voll.«
    »Was?«
    »Das kann manchmal gegen Ende passieren.«
    »Und das passiert jetzt gerade?« Ich wollte eine Antwort von einer Person, die sich gar nicht im selben Zimmer befand, noch nicht einmal in derselben Stadt. Eine Person, die schon vor Tagen nach Martha’s Vineyard geflüchtet war.
    »Wenn Ihre Fruchtblase geplatzt ist«, sagte sie, »wird weiter Wasser fließen. Wenn es sich bloß um Pipi handelt, wird es aufhören.«
    Es floss weiter. Und zwar richtig viel. So hatten nun also meine Wehen eingesetzt. Allerdings erst, wie ich später vielen Leuten viele Male erklärte, nachdem der Hurrikan vorüber war.
    »Du hast doch gesagt, dass du das nicht tun würdest!«, sagte Mackie, nachdem Everett sie geweckt hatte. Sie brachte mir noch ein paar Handtücher und überprüfte die Sofakissen.
    »Es tut mir leid!«, sagte ich.
    Und so kam es, dass wir vier – Mackie, Barni, Everett und ich – uns einen Weg durch Houstons überschwemmte Straßen bahnten, in seinem Jeep, im Regen, um drei Uhr morgens, auf dem Weg ins Krankenhaus.
    Und so wurden Mackie die Mama und ich die Tante von zwei Mädchen, genau wie Mackie es vorhergesagt hatte – und wie ich es schon die ganze Zeit über wusste. Mackie und Clive benannten beide nach mir: Baby Sarah und Baby Jane. Zwei perfekte zweieiige Zwillinge. Oder, wie es die diensthabende Ärztin in der Nacht formulierte, wobei sie ein Wort benutzte, das ganz genauso schön war: Schwestern.
    Was die Geburt betrifft, spare ich mir die Einzelheiten. Es war schrecklich. Und wunderbar. Beides gleichermaßen. Alle sagen, man vergisst die Schmerzen bei der Geburt. Ich hoffe inständig, dass das wahr ist.
    Die Babys kamen innerhalb von drei Stunden. Mein Muttermund war bei unserem Eintreffen im Kreißsaal vollständig geöffnet, und die Babys plumpsten einfach heraus wie die Einkäufe aus einer gerissenen Tüte. Sie ka men zu schnell für einen Kaiserschnitt oder eine PDA . Die Leute im Krankenhaus waren ganz aus dem Häuschen. »Es ist, als wären Sie hierfür geschaffen!«, zwitscherte eine Krankenschwester.
    »Bitte sagen Sie nicht so was«, meinte ich.
    Ich wollte meinen Kaiserschnitt. Einfach still liegen und die Sache den Profis überlassen. Niemals hatte ich auch nur mit dem Gedanken gespielt, diese Babys tatsächlich selbst auf die

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