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Eine Schwester zum Glück

Eine Schwester zum Glück

Titel: Eine Schwester zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Center
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zusammengekniffen.
    Als mich Stunden später ein gewaltiges Donnern weckte, lag ich auf dem Rücken – wovor Mackie mich immer gewarnt hatte. Ich durfte das auf gar keinen Fall machen wegen der Blutzufuhr der Babys. Ich wollte mich auf die Seite drehen, doch quer auf mir lag etwas Schweres, gleich unterhalb des Schlüsselbeins, und ich konnte mir nicht erklären, worum es sich handelte. Es war so schwarz in der fensterlosen Kammer, dass ich überhaupt nichts erkennen konnte, und ich musste nach oben greifen, um das Ganze mit der Hand zu ertasten.
    Es war Everetts Arm.
    Nachdem ich den Arm entdeckt hatte, merkte ich, dass auch Everetts Gesicht ganz nah war. Er hatte sich auf der Seite eingerollt, so weit wie möglich von Barni abgewandt, den Arm über mich gestreckt und das Gesicht so dicht an meinem Nacken, dass ich seinen Atem spüren konnte. Ich blinzelte, um besser sehen zu können, doch dann kam ich zu dem Schluss, dass ich das gar nicht brauchte. Ich brauchte nichts zu sehen. Ich musste nur stillhalten und fühlen.
    Ich hatte es als unbequem empfunden, hochschwanger in einem schmalen Bett zu schlafen, aber es war nichts im Vergleich dazu, auf dem Boden einer Abstellkammer zu liegen. Mein Rücken tat weh, meine Schultern, meine Hüften, meine Brüste. Doch ich wollte mich nicht bewegen. Ich musste aufs Klo, aber ich ignorierte es. Mein Hintern war eingeschlafen, aber das ignorierte ich ebenfalls. Ich lag einfach lange Zeit da und spürte das Gewicht von Everetts Arm auf mir und das Kitzeln seines Atems in meinem Nacken. Stimmt, er war ein rechthaberischer, militaristischer, unter-Vortäuschung-falscher-Tatsachen-küssender Fiesling, der sich geweigert hatte, Landratten zu sagen, selbst als ich ihm fünfzig Mäuse geboten hatte, doch ich hätte ohne Weiteres die Nacht bis zum Morgen so verbringen können.
    Wenn sich nicht genau in diesem Moment ein Baby bewegt, gedreht oder irgendeine akrobatische Übung veranstaltet und anschließend einen spitzen Körperteil gegen meine Blase gedrückt hätte – woraufhin völlig klar war, dass ich mir in die Hose machen würde, wenn ich nicht sofort aufstand.
    Ich schob Everetts Arm weg und kroch davon, indem ich mich so leise wie möglich vom Boden hochhievte.
    Nachdem ich auf dem Klo gewesen war, mir das Gesicht gewaschen und eine Weile hinten aus dem Fenster gesehen hatte, brachte ich es nicht über mich, in den Wandschrank zurückzukehren. Es regnete in Strömen, und der Swimmingpool war übergelaufen. Dieser Anblick war zwar furchterregend, aber auch schön. Ich schaltete die Fernsehnachrichten ein und erfuhr zu meiner Erleichterung, dass der Sturm in eine andere Richtung abgedreht hatte und auf seinem Weg nach Westen allmählich an Wucht verlor. Der jetzige Regen, meinte der Wetteransager, sei das Schlimmste, was wir zu erwarten hätten. Ich sah noch ein paar Minuten weiter zu, schaltete dann den Fernseher aus und setzte mich auf das Sofa vor den großen Fenstern, um mir eine Weile den Regen anzuschauen.
    Und dann setzte sich jemand neben mich. Everett.
    Er saß dicht neben mir. So dicht, dass Barni über den Anblick ihres Schnuckileins, Schnuckileins, Schnuckileins nicht allzu erfreut gewesen wäre. Er hatte mich erschreckt, weil er sich so angeschlichen hatte, und ich wollte es ihm gerade vorhalten, als mir sein Gesichtsausdruck auffiel. Er starrte mich sehr eindringlich an, als würde er über etwas Wichtiges nachdenken oder gleich etwas Wichtiges tun. Ich rührte mich nicht, wartete ab und überlegte, dass er immer zwischen Interesse und Desinteresse hin und her zu pendeln schien, zwischen Zuneigung und Zorn, zwischen heiß und kalt. Ich wusste nie, womit ich zu rechnen hatte.
    Doch als er endlich etwas sagte, nach der ganzen Spannung, die sich aufgebaut hatte, wusste ich, womit ich rechnete: mit etwas absolut Weltbewegendem.
    Stattdessen bekam ich zu hören: »Hast du eben gespült?«
    »Was?«
    »Niemand darf spülen – schon vergessen?«
    Ich starrte ihn an.
    »Wir haben es doch besprochen«, sagte er. »Keine Klospülung! Wir müssen das Wasser in den Rohren sparen.«
    Wir hatten es tatsächlich besprochen – oder wenigstens hatte er es getan.
    »Ich hab’s vergessen«, sagte ich.
    »Tja, du darfst es aber nicht vergessen«, versetzte Everett.
    »Was bist du eigentlich? Die Pipi-Polizei?«
    »Wir könnten hier tagelang ohne Wasser in der Falle hocken. Willst du es wirklich wegspülen?«
    »Tatsächlich hat der Sturm die Richtung geändert. Er ist nach Westen

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