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Eine Schwester zum Glück

Eine Schwester zum Glück

Titel: Eine Schwester zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Center
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Welt zu bringen. Ich wollte einfach im Krankenhaus einchecken und sie mir entfernen lassen.
    Doch es ist verblüffend, wie oft das Universum einem das Gegenteil von dem gibt, was man eigentlich will. Während in jener Nacht das Hochwasser draußen immer noch anstieg, erlebte ich den Großteil meiner Wehen in einem Rollstuhl im Wartezimmer der Notaufnahme – während eine Sprechstundenhilfe, die sich kein bisschen vom Wunder des Lebens beeindrucken ließ, das sich gerade vor ihren Augen abspielte, jede Einzelheit über meine Krankenversicherung notierte und quasi erst noch die Steuererklärung für mich machte, bevor sie uns endlich durchließ.
    »Ist das hier denn nicht die Not aufnahme?«, sagte Mackie zu jedem, der in einem Arztkittel an uns vorbeikam. »Sieht denn keiner, dass wir einen Notfall haben?«
    Ein Verletzter mit einer Schusswunde kam vor uns dran. Ich erinnere mich noch, dass sich Everett, der bis zu dem Zeitpunkt wie ein Wachtposten stumm auf und ab gegangen war, an Mackie wandte: »Wer wird denn während eines Hurrikans angeschossen?«
    Worauf Mackie erwiderte: »Wer kriegt schon während eines Hurrikans ein Baby?«
    Barni nahm mich unter ihre Fittiche, überprüfte mei nen Puls und nahm die Zeit, wie weit die Wehen auseinan derlagen. Doch sie war keine große Hilfe und schmollte sogar ein wenig, weil wir nicht in das Krankenhaus gefahren waren, in dem sie arbeitete.
    »Es steht nicht auf der Liste ihrer Versicherung«, erklärte Mackie immer wieder.
    Und Barni sagte immer wieder: »Ist schon gut. Überhaupt kein Thema.«
    Wir schafften es gerade noch in den Kreißsaal. Ich schwöre es, um ein Haar hätte ich die Babys im Korridor zur Welt gebracht. Uns blieb noch nicht einmal Gelegenheit, meinen Kittel zuzubinden. Man sagte Barni und Everett, sie sollten draußen warten, und Barni versuchte immer noch, die Leute zu überzeugen, sie mit hineinzulassen, als die Tür mit einem Klicken zuging.
    Dann waren da nur noch Mackie und ich. Und als Nächstes, nach viel kürzerer Zeit, als möglich schien, nach dem ganzen monatelangen Planen des großen Tages, an dem ich niederkommen sollte, war das Ganze vorüber, die Babys waren gesäubert und gewickelt, und wir hielten je eines im Arm. Eigentlich wollte ich, dass Mackie beide bekam. Ich versuchte sogar, die Schwester wegzuwinken, als sie mir das Baby brachte. Doch sie hielt mir das kleine Bündel entgegen, und ich wusste nicht, wie ich es ausschlagen sollte, ohne einen Moment zu ruinieren, der eigentlich wunderschön sein sollte und an den wir alle uns für immer gern erinnern wollten. Also nahm ich es. Sie.
    Noch bevor das Baby in meinen Armen lag, wusste ich, dass ich nicht hinsehen sollte. So neugierig ich auch war, hatte ich das deutliche Gefühl, dass ich unter gar keinen Umständen irgendetwas von den Dingen tun sollte, die Mütter tun. Ich war nicht die Mutter dieses Babys, und nichts auf der Welt schien in dem Augenblick so wichtig zu sein, wie diese Tatsache in Erinnerung zu behalten.
    Mackie betrachtete ihres und gurrte es an, brabbelte Fragen wie »Was bist du denn für eine süße Maus? Was bist du denn für ein Mäuschen?« und stieß wie verrückt Freudenschreie über die kleine Haartolle aus und die kleinen Augenbrauen und die kleinen Ohrläppchen. Ich hatte richtig Mitleid mit dem Zwillingsmädchen, das bei mir gelandet war.
    Nach einer Minute hielt Mackie inne und sah auf. »Ich fass es nicht, dass Clive das hier verpasst hat!« Da bemerkte sie meine geschlossenen Augen und meine Haltung.
    »Was ist denn los?«, fragte Mackie.
    »Nichts.« Ich sah immer noch nicht nach. »Ich bin bloß so unglaublich müde.«
    »Oh –«, sagte Mackie. »Natürlich.«
    »Könntest du das hier auch kurz nehmen?«
    »Sicher!« Mackie kam näher. »Aber ist sie nicht wunderschön?«, fragte sie, während die Schwester ihr das Baby reichte.
    Ich nickte, immer noch mit geschlossenen Augen, und sagte: »Total.« Und ich log nicht, obwohl ich der Kleinen nie ins Gesicht gesehen hatte. Sie war wunderschön. Ich brauchte meine Augen nicht, um das zu wissen.
    Dann stellte ich mich schlafend und lauschte Mackies Gegurre, bis ich tatsächlich eingeschlafen war.
    Die Babys waren einen Monat zu früh gekommen – rein formal zwei Tage, bevor sie voll ausgetragen waren. Doch sie waren groß genug und gesund, und sie mussten nicht lange im Krankenhaus bleiben. Ich auch nicht. Bei mir gab es keine Komplikationen, und Mackie brachte später wie versprochen Champagner ins

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