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Eine skandalöse Braut

Eine skandalöse Braut

Titel: Eine skandalöse Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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ausdrücklichen Wunsch zu heiraten.
    Sie war als Anstandsdame auserkoren worden, und obwohl die Saison so vielversprechend begonnen hatte, hatte sie es ihrem Schützling irgendwie ermöglicht, sich ausgerechnet in den Mann zu verlieben, den ihr Vater als Letzten akzeptieren würde. Zudem war ihre Nichte von Alexander St. James kompromittiert worden, und sie war fröhlich mit ihm weggelaufen.
    Hathaway hätte also allen Grund, auf sie wütend zu sein.
    Aber wenn sie die Zeit zurückdrehen könnte, würde sie alles noch einmal genauso machen. Der eine Augenblick, als Amelia die Hand ausstreckte und St. James sanft die Locke aus dem Gesicht strich, hatte Sophia alles gesagt. Der Ausdruck auf dem Gesicht ihrer Nichte war so strahlend glücklich gewesen, dass Sophia jetzt die Schultern straffte und ihrem Schwager mit resoluter Haltung entgegentrat. »Ich hoffe, wir haben Euch nicht bei etwas Wichtigem unterbrochen, Stephen.«
    Hathaway blickte auf. Er bemerkte Richard und runzelte die Stirn, ehe er seinen Stift beiseitelegte. »Ich beantworte gerade ein paar Briefe, aber das kann vermutlich warten.« Sein Lächeln war dünn. »Heute werde ich erstaunlich oft gestört.«
    Dieser versteckte Hinweis auf St. James’ Besuch war unangenehm.
    Sophia wählte einen Sessel, dessen Polster von der Sonne ausgebleicht war. Sie faltete die Hände im Schoß. Richard blieb neben ihr stehen. Hathaway blickte erwartungsvoll von einem zum anderen. »Nun?«
    Vielleicht war es besser, wenn sie einfach mit der Wahrheit herausrückte. »Amelia ist durchgebrannt.«
    »Was?«
    Sie fuhr fort: »Es ist meine Pflicht, Euch das wenigstens mitzuteilen, ehe Ihr Euch um ihre Abwesenheit sorgt.«
    »Wie nett von Euch.« Seine Stimme war so eisig, dass sie sich vorstellen konnte, sich in den arktischen Regionen Amerikas zu befinden, von denen sie bisher nur gehört hatte. Sie wünschte sich in der Tat, in diesem Augenblick lieber dort zu sein als hier. Stephen lehnte sich zurück. Sein Gesicht war unbeweglich. »Natürlich mit St. James.«
    Es ließ sich kaum leugnen. Im Übrigen würde nur ein kompletter Dummkopf Alex’ Besuch und die daraus resultierende Ablehnung seines Heiratsantrags durch ihren Schwager nicht mit ihrem Durchbrennen in Verbindung bringen. Der junge Mann hatte anschließend genau richtig gehandelt. Andernfalls wäre Amelia nämlich nach ihrer Heimkehr weggesperrt oder schleunigst mit einem anderen Mann verlobt worden.
    Aber Sophia steckte jetzt trotzdem in einer verzwickten Lage.
    »Da Ihr offenbar von diesem Debakel wisst, Madam«, stieß Hathaway hervor, »darf ich wohl annehmen, Ihr seid an der Sache nicht unbeteiligt?«
    »Ich habe den beiden nicht geholfen«, erwiderte sie steif und setzte sich auf. In ihrem Alter wurmte es sie gewaltig, wie ein Schulmädchen getadelt zu werden.
    »Aber Ihr habt offensichtlich auch nichts unternommen, um es zu verhindern.«
    »Er hat vor dem Atelier des Schneiders auf uns gewartet.« Dank der aufmerksamen Lady Drury würde Lord Hathaway diesen Teil der Geschichte ohnehin bald erfahren. Sie erzählte es ihm also besser selbst.
    »Und Ihr habt zugelassen, dass er sie überredete, mit ihm wegzulaufen?«
    »Er musste sie dazu nicht überreden.«
    »Warum habt Ihr ihn nicht aufgehalten?« Er schrie nun beinahe.
    »Habt Ihr Euch Alexander St. James schon einmal angeschaut, Mylord?« Sie gab sich Mühe, nicht allzu sarkastisch zu klingen. »Er ist ein großer, gut gebauter Mann. Erklärt mir doch bitte, wie ich ihn hätte aufhalten sollen.«
    »Ich meinte das nicht wörtlich, Madam. Das wisst Ihr genau. Zu meinem Unglück scheint Amelia auf Euch zu hören. Wenn er sie nicht dazu gezwungen hat …«
    »Er musste sie nicht zwingen. Sie ist sehr verliebt in ihn. Ich bezweifle, ob ich irgendetwas hätte sagen können, das daran etwas geändert hätte.«
    Die folgende Stille konnte man nur wütend nennen.
    Nach einigen Augenblicken brach ihr Schwager das Schweigen mit ätzendem Spott. »Dann darf ich jetzt wohl meiner Sorge Ausdruck verleihen, die mich von jeher geplagt hat, weil Ihr so großen Einfluss auf meine Tochter ausgeübt habt.«
    Das tat weh. Aber es überraschte sie nicht. Irgendwie war sie sogar froh, dass er es endlich aussprach. »Dann darf ich vielleicht jetzt sagen«, erwiderte sie und hob trotzig das Kinn, »dass Ihr nie irgendeinen Einfluss auf sie gehabt habt?«
    »Was wollt Ihr damit andeuten?«
    »Wisst Ihr denn überhaupt, was sie will?«
    »Solange sie nicht St. James will, bin ich

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