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Eine skandalöse Braut

Eine skandalöse Braut

Titel: Eine skandalöse Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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Bett, und da alle bei Sonnenaufgang aufstehen, habe ich diese Angewohnheit beibehalten, auch wenn Lady Fontaine sie als sehr unmodern empfindet.«
    Wie persönlich durfte er wohl fragen? »Wart Ihr einsam?«
    »Ich habe es nicht so empfunden«, sagte sie einfach. Ihr Profil war klar und rein. Sie runzelte die Stirn. »Wenn man nichts anderes kennt, kann man nicht vergleichen. Aber die Regeln, die von der feinen Gesellschaft diktiert werden, üben keinen Reiz auf mich aus. Ich vermute, deshalb hält man mich für merkwürdig.«
    »Überhaupt nicht.« Er lächelte sie an. Sie sah in ihrem modischen Reitkleid alles andere als merkwürdig aus. Ihre Eleganz hatte etwas mit ihrer Kleidung zu tun, aber vor allem strahlte sie eine eigentümliche Gelassenheit für eine so junge Frau aus. Vielleicht lag der Grund dafür in ihren Lebensumständen. Ihre Mutter hatte sie sehr früh verloren; das hatte er mit ihr gemeinsam. Andererseits hatte er zwei ältere Brüder, seine Großmutter und zahlreiche Tanten, Onkel und Cousins. Sein Vater war manchmal abweisend, aber er hatte sich überraschend lebhaft an der Erziehung seiner Söhne beteiligt. Für einen Mann in seiner außergewöhnlichen Stellung war das selten.
    Amelia war jung, schön und sehr begehrt. Sie stammte aus einer wohlhabenden und privilegierten Familie. Ihre Distanziertheit lag vielleicht einfach darin begründet, dass sie sich viel Selbstständigkeit bewahrt hatte.
    Obwohl ihre Lebenssituationen völlig unterschiedlich waren, empfand er eine gewisse Verbundenheit mit ihr. Er hatte eine große Familie, und als jüngster Sohn eines Dukes war er eindeutig nie so wichtig gewesen wie sein ältester Bruder, weshalb er im Haushalt keine so herausragende Stellung eingenommen hatte. Vielleicht hatte er sich deshalb den Büchern zugewandt, war auf Reisen gegangen und später in den Krieg gezogen. Ohne die Bürde von Johns Verantwortung als Erbe oder Joels Hingabe zur Kirche war er gezwungen gewesen, sich seinen eigenen Platz in der Welt zu suchen, weil er ihm durch seine Geburt nicht vorgeschrieben worden war.
    Alex entschied sich, Gabriellas unschmeichelhafte Beobachtungen nicht weiter zu thematisieren. »Ihr könnt Euch glücklich schätzen, Eure Tante zu haben, wie ich das Glück habe, meine Großmutter an meiner Seite zu wissen.« Er verzog das Gesicht. »Obwohl ich zugeben muss, dass ich mich als Kind zeitweise nicht besonders glücklich geschätzt habe. Die Frau hat die beängstigende Fähigkeit, durch einen hindurchzusehen, wenn man sich danebenbenommen hat.«
    »Ich kann mir vorstellen, dass Euch dieser Blick auch heute noch hin und wieder trifft, Mylord«, murmelte Amelia. Sie verzog den Mund zu einem Lächeln.
    Diese ironische Bemerkung ließ ihn unwillkürlich lachen. Er grinste anzüglich. »Gelegentlich.«
    »Was Tante Sophia betrifft, so ist sie ein wenig exzentrisch, aber ich verehre sie. Ich kann mich an meine Mutter gar nicht erinnern.«
    »So geht es mir mit meiner auch.«
    Sie ritten eine Weile schweigend nebeneinander. Der Nebel lichtete sich langsam, während die Sonne höher stieg. Zwischen den Bäumen hielten sich einige Schwaden hartnäckig, waberten hin und her wie Geister, die nach den Beinen ihrer Pferde griffen. Hinter ihnen ritt der Stallbursche im respektvollen Abstand. Er war nicht so nahe, dass er ihr Gespräch belauschen konnte.
    Alex hätte sie beinahe gefragt, ob er sie bei Gelegenheit wieder auf ihrem frühmorgendlichen Ritt begleiten dürfe, aber dann entschied er sich dagegen. Es war viel besser, wenn er es so machte wie heute Morgen und einfach auftauchte. Dann könnte sie immer noch ehrlich behaupten, sie habe nie ein Treffen mit ihm geplant. Stattdessen begann er, sie nach ihrem Musikgeschmack und ihren Lieblingsautoren zu befragen, und erkundigte sich, welche Blumen sie mochte. Stück für Stück setzte er ein Bild der verehrten Lady Amelia zusammen.
    Als er sich schließlich höflich entschuldigte und davonritt, war er sehr dankbar für ihre unmodernen Angewohnheiten. Er hatte das Gespräch genossen. Natürlich begehrte er sie körperlich, daran bestand für ihn kein Zweifel. Selbst wenn sie dieses brave, dunkelblaue Kleid aus Popeline trug, das bis zum Hals zugeknöpft war, stellte er sich vor, wie er ihr die Stoffschichten auszog. Wie er sie auf das vom Tau geküsste Gras legte und sie lehrte, wie Mann und Frau einander Lust schenken konnten. Aber sie war auch in anderer Hinsicht interessant.
    Außerdem hatte er erfahren, dass es

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