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Eine skandalöse Braut

Eine skandalöse Braut

Titel: Eine skandalöse Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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weitergehen. Eine leichte Brise zerzauste sein Haar und wehte es ihm in die Stirn. Eine Nebelschwade trieb an ihnen vorbei wie ein verlorener Geist.
    »Aha. Ich sehe, ich bin in Ungnade gefallen.« Er blickte sie abschätzend von der Seite an. In seinem Blick lag eine gewisse Vorsicht. »Ich vermute, dass Eure Tante Euch gewarnt hat, nachdem sie uns vor einigen Tagen erwischt hat. Sie hat bestimmt gesagt, ich habe unlautere Absichten. Seid versichert: Das Einzige, was ich jetzt gerne haben möchte, ist ein angenehmer Ausritt am Morgen. Ich kümmere mich um die geschäftlichen Belange der kleineren Güter meines Vaters. Diese Aufgabe beschäftigt mich einen Großteil des Tages, da ich mit Verwaltern, Mittelsmännern und Anwälten verhandeln muss. Ich finde, Eure Angewohnheit, morgens schon früh auszureiten, ist eine exzellente Idee.«
    Es war ihr bisher nicht in den Sinn gekommen, dass er überhaupt arbeitete. Schon gar nicht, dass er so viel beschäftigt war. Die Söhne aus den Adelsfamilien verfügten oft über ein eigenes Vermögen, und das führte in vielen Fällen zu einem ausschweifenden Lebenswandel. Der Gedanke, er könne auch eine andere Seite haben und nicht nur der verwegene Charmeur sein, war beunruhigend. Im Übrigen war es unmöglich, ihm einfach zu gestehen, wie eifersüchtig sie auf Maria Greco war. Deshalb murmelte Amelia bloß kurz angebunden: »Sehr interessant.«
    »Ich habe das Gefühl, mich trifft eine gewisse weibliche Empörung.«
    Das erinnerte sie wieder daran, um wie vieles weltgewandter und erfahrener als sie er war, und besserte ihre Laune keineswegs. Sie hatte in der letzten Nacht so wenig geschlafen, dass ihr Kopf jetzt schmerzte. Und das war seine Schuld. Amelia fauchte: »Ich bin sicher, Ihr seid mit weiblicher Empörung durchaus vertraut. Hat Eure Operndiva auch solche Anwandlungen, wenn sie sich über Euch ärgert?«
    Ach du lieber Himmel! Hatte sie das tatsächlich gerade gesagt? Wie peinlich und wie blauäugig von ihr. Andererseits hatte sie keine große Erfahrung darin, ihre Gefühle zu verheimlichen.
    Alex hätte es beinahe versäumt, sich unter einem niedrig hängenden Ast zu ducken, den er erst im letzten Moment bemerkte. Er fluchte leise. »Ach so. Jetzt verstehe ich«, murmelte er.
    Wie konnte er sie verstehen? Sein Leben bestand doch aus einer Reihe unverbindlicher Liaisons. Wenn man dagegen die Unruhe betrachtete, die sie nach zwei Küssen erfasste, die er ihr gegeben hatte – zwei herrlich romantische, unvergessliche Küsse –, dann war das ein Unterschied wie Tag und Nacht.
    Amelia wurde bewusst, wie krampfhaft sie die Zügel umklammerte. Ihre Finger schmerzten. »Was versteht Ihr?«
    »Eure plötzliche Feindseligkeit.« Sein Lächeln war bedauernd. »Ich vergesse oft die zerstörerische Kraft, die von der Gerüchteküche ausgeht.«
    Amelia blickte ihn an. Sie gab sich große Mühe, möglichst unbeeindruckt auszusehen, aber im Moment fühlte sie sich fürchterlich allein gelassen.
    Er machte eine kleine, unmissverständlich frustrierte Handbewegung. »Ich weiß nicht, ob Ihr mir das glauben könnt, aber Maria und ich hatten nie eine Beziehung. Da ich keine Ahnung habe, was Ihr gehört habt, muss ich wohl vom Schlimmsten ausgehen. Darum lasst mich frei heraus erklären, was sich tatsächlich zutrug, auch wenn sich das einer jungen, unschuldigen Lady gegenüber nicht schickt. Die Gerüchte, die um uns kreisen, sind samt und sonders falsch. Bis auf eine Ausnahme. Ich habe eine Nacht mit ihr verbracht, in der ich betrunkener war, als gut für mich war. Sie hatte in dieser Nacht offenbar das Bedürfnis, ihren berauschenden Erfolg am Premierenabend der Oper gebührend zu feiern.«
    Das musste ja schon Monate zurückliegen. Der Gedanke war trotzdem entsetzlich, aber Amelia spürte, wie ein Teil der Anspannung sich löste, der sich in ihren Schultern ballte. »Ach so. Aber warum …«
    »Sie hat den Klatsch zu ihrem Vorteil genutzt und sich so auf meine Kosten etwas Ruhe verschafft. Wenn man das so nennen kann, weil all die heißblütigen Böcke, die der ton aufzubieten hat, hinter ihr her sind. Man ist sich gemeinhin einig, dass ich von einem Bett ins nächste ziehe, weshalb ich dieses Missverständnis nicht aufgeklärt habe. Das habe ich bereits vor einiger Zeit aufgegeben.«
    In den Bäumen zwitscherten die Vögel, und die Luft roch überraschend frisch für einen Morgen in London. Die kühle, feuchte Brise strich über ihr Gesicht. Aber all das rückte in den Hintergrund,

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