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Eine skandalöse Braut

Eine skandalöse Braut

Titel: Eine skandalöse Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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weil sie aus seiner Stimme einen bitteren Unterton heraushörte. Es war nur ein leises Anzeichen, aber sie bemerkte es trotzdem. Plötzlich gewann sie ein völlig neues Bild von ihm.
    »Ihr macht Euch wegen der Gerüchte Sorgen«, bemerkte sie ungläubig. Er war doch der Mann, der ihr gesagt hatte, er ignoriere jeden Klatsch.
    »Nein.« Sein Lächeln war nur schwach, aber das Nein klang endgültig. »Die Leute können erzählen, so viel sie wollen. Mich beunruhigt allerdings, dass man in der Öffentlichkeit Unwahrheiten über mich verbreitet. Wenn ich etwas mache und die Leute nichts anderes haben, über das sie reden können, dann dürfen sie mich gerne zum Gegenstand ihres Klatsches machen. Aber ich habe genug Sünden angehäuft, über die sie reden können, sie müssen nicht noch welche dazuerfinden.«
    Amelia wusste nicht, was sie darauf erwidern konnte. Ihre behandschuhten Hände sanken nieder und ruhten auf dem Sattelknauf. Sie entspannte sich.
    Er fuhr fort: »Ich entschuldige mich für keine meiner Handlungen, denn in der Regel schäme ich mich nicht für das, was ich tue. Ich bin bereit, Verantwortung zu übernehmen, aber es ärgert mich maßlos, von Dingen zu hören, die ich angeblich getan habe und die für mich vollkommen neu sind.«
    »Menschen sind interessant«, zitierte sie Tante Sophia. »Und vielleicht seid Ihr ein bisschen zu interessant.«
    »Was zum Teufel meint Ihr damit?« Seine dunklen Augen waren wie verschleiert. Sie fühlte sich an einen mythischen Kämpfer erinnert, der lässig im Sattel seines rassigen Pferds saß, während sie durch eine Nebelschwade ritten. »Ich bin ein ganz normaler Mann.«
    Nein, dachte sie. Aufmerksam studierte sie sein klares Profil. Trotz der kühlen Morgenluft wurde ihr ganz warm. An Alex St. James war nichts Gewöhnliches.
    Sie war einfach außergewöhnlich. In ihrem Haar lag ein leichtes, feuchtes Glitzern vom Nebel, das ihren bernsteinfarbenen Strähnen schmeichelte, die sie im Moment mit einem dunkelblauen Band zu einer schlichten Frisur im Nacken zusammengefasst hatte. Das Band passte perfekt zu ihrem adretten Reitkleid. Wegen der feuchten Morgenluft waren ein paar winzige Strähnen aus dem Zopf entwischt, ringelten sich um Amelias ovales Gesicht und betonten die zarten Wangenknochen. Irgendwie schaffte sie es, gleichermaßen züchtig und einladend zu wirken. Er konnte beim besten Willen nicht sagen, wie sie das schaffte.
    Die Mischung dieser Gegensätze hatte dazu geführt, dass er vor dem ersten Licht des Tages aufstand. Er wusch sich, ehe die Dämmerung den Horizont berührte, rasierte sich und saß nun zu einer Stunde im Sattel seines Pferds, zu der die meisten seiner Standesgenossen noch schliefen und sich von den Ausschweifungen des Vorabends erholten. Einige kamen um diese Zeit nach einer Nacht voller Festlichkeiten erst nach Hause zurück. Gewöhnlich standen die wenigsten vor der Mittagszeit auf, daher war es wirklich eine ausgezeichnete Idee, sich mit ihr im Park zu treffen. Die Wahrscheinlichkeit, von irgendwem gesehen zu werden, war äußerst gering. Der Stallbursche erstattete vielleicht ihrem Vater Bericht, dass ein Gentleman sich zu ihr gesellt hatte. Aber wenn das passierte, konnte sie ehrlich entgegnen, sie habe niemanden erwartet. Da sie die beiden einzigen Reiter im Park waren, war es nicht ungewöhnlich, dass er sich ihr anschloss.
    Hoffentlich strapazierte er sein Glück nicht zu sehr. Aber sie waren wirklich unter sich. Da sich außerdem kein Skandal daraus entwickeln konnte, wenn zwei Menschen einander zufällig begegneten, hatte er die Gelegenheit als günstig erachtet, um ein paar Informationen zu sammeln. Schließlich brauchte er immer noch diesen verflixten Schlüssel.
    Eigentlich widerstrebte ihm die Vorstellung, Amelia für seine Zwecke zu benutzen. Aber er hatte seiner Großmutter ein Versprechen gegeben.
    Im Übrigen genoss er ihre Gesellschaft, besonders da sie sich völlig ungezwungen geben konnten. Ihre makellose Haut war so blühend frisch wie ein Frühlingsmorgen, und der anklagende Blick in ihren Augen wich nun einem nachdenklichen Ausdruck, während ihre Pferde Seite an Seite dahinschritten.
    »Meine Tante hat das über Euch gesagt.« Ihre Lippen verzogen sich ganz leicht; er hielt den Blick unwillkürlich auf ihren Mund gerichtet. »Ich glaube, es war mit einer eindringlichen Warnung vor Euch und Eurem ausschweifenden Lebensstil verbunden.«
    »Vielleicht sollte ich eine dieser unnachgiebigen, ablehnenden Matronen

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