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Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)

Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)

Titel: Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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verlassen hat, mein Kind.«
    »Ich bin eigentlich schon länger kein Kind mehr«, murmelte Vivian Lacrosse, und Lady Julia nickte zur Bestätigung. »Stimmt. Wir sind im gleichen Alter.«.
    Warum um alles in der Welt ist diese schöne junge Frau noch nicht verheiratet? Ach, egal. Das ist wohl kaum mein Problem …
    » Versucht bitte nicht, mich abzulenken.« Eugenia schaute die jungen Frauen tadelnd an. »Also, wo ist Lady Lillian hingegangen?«
    »Das hat sie nicht gesagt«, erklärte Vivian leise.
    »Aha, jetzt kommen wir allmählich voran. Ihr habt also gesehen, wie sie verschwunden ist.«
    »Sie hat sich nur entschuldigt, Euer Gnaden. Ich habe sie nicht gefragt, wohin sie wollte.«
    »Aber wenn Ihr eine Vermutung anstellen müsstet: Wo könnte sie sein? Immerhin ist sie schon eine ganze Weile weg.«
    Angesichts des durchdringenden Blickes, der zweifellos Gehorsam forderte, sank Vivians Mut. »In der Bibliothek«, flüsterte sie, und erneut nickte Lady Julia zustimmend.
    Das Schicksal hatte sich wirklich gegen sie verschworen, denn zu allem Überfluss stellte sich heraus, dass das einzig infrage kommende Fenster sich nicht öffnen ließ. Entweder war der Rahmen so aufgequollen, dass sich alles verzogen hatte, oder es lag am Riegel selbst, der eingerostet war. Offenbar wurde es nur selten oder gar nicht geöffnet. Und die anderen Fenster ließen sich von der Terrasse einsehen.
    »Euer Freund sollte sein Haus besser in Schuss halten«, murmelte sie. Die Standuhr in der Zimmerecke tickte bedrohlich, brachte ihr zu Bewusstsein, wie schnell die Zeit verstrich.
    »Ich könnte die Scheibe einschlagen.« Damien Northfield klang noch immer, als sei er von ihrer Zwangslage gänzlich unbeeindruckt.
    »Das würde zu viel Lärm machen, fürchte ich. Gut möglich, dass niemand etwas hört, doch es kann immer jemand vorbeikommen und Alarm schlagen. Das wäre unserem Wunsch nach Diskretion nicht gerade förderlich. Außerdem könnten die Bücher durch die eindringende Feuchtigkeit Schaden nehmen, und das möchte ich nicht verantworten.«
    Es irritierte ihn, wie klug und vernünftig sie klang. Und zweifellos wusste sie auch, dass man sofort eine Verbindung zwischen dem zerbrochenen Fenster und ihrem vom Regen ziemlich derangierten Aussehen herstellen würde. Ihre Geschichte, dass sie einfach rausgegangen war, um frische Luft zu schnappen, verlöre dadurch jeden Funken Glaubwürdigkeit.
    »Natürlich bleibt uns immer noch die andere Möglichkeit.«
    Der Geheimgang. Lily schüttelte sich bei dem Gedanken, in feuchten, dunklen Tunneln herumzukriechen. Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie das schaffte. Als sie ihm erzählte, dass sie keine finsteren, engen Räume mochte, hatte sie untertrieben. Sie bekam dort nicht nur Beklemmungen, sondern regelrechte Panikanfälle. In ihrer Kindheit war sie während eines Versteckspiels versehentlich in einem Kleiderschrank eingesperrt worden war – vielleicht lag da die Ursache für diese unüberwindliche Abneigung.
    Northfield wartete mit undurchdringlicher Miene. Typisch Spion, dachte sie mit einem Anflug von Verärgerung. Schließlich nickte sie. »Ich nehme an, irgendwie müssen wir hier heraus. Das Wichtigste ist für mich, dass niemand uns beide in diesem Raum eingeschlossen findet.«
    Sein Lächeln war ironisch. »Wie schmeichelhaft.«
    »Ich wollte Euch damit in keiner Weise beleidigen.« Ohne es zu wollen, klangen ihre Worte steif. »Ich meine das nicht persönlich«, sagte sie deshalb schnell. »Bloß darf ich wirklich nicht mit einem Gentleman in dieser Situation angetroffen werden. Mit keinem, ausnahmslos.«
    Sein Blick ruhte prüfend auf ihr. »Das habe ich durchaus begriffen«, sagte er und ging hinkend zum Kamin, tastete mit seinen Händen die Wand ab.
    Zu Lillians Überraschung glitt die Vertäfelung plötzlich ohne ein Geräusch beiseite und gab den Blick auf eine Tür frei. Als er sie öffnete, quietschten die Scharniere so laut, dass sie unwillkürlich zusammenzuckte. Offensichtlich war der Geheimgang lange nicht mehr benutzt worden. Hoffentlich hatte außer ihnen niemand das Geräusch gehört.
    »Mein Rat wäre, dass Ihr das Kleid auszieht.«
    Sie blinzelte verwirrt. »Entschuldigt bitte, aber …?«
    Hat er jetzt vollends den Verstand verloren?
    Er selbst schlüpfte bereits aus seinem Jackett. »Mein Hemd kann ruhig schmutzig werden, denn das verdeckt später hoffentlich mein Rock. Da drinnen erwartet uns nämlich bestimmt jede Menge Staub und Schmutz und was sonst noch.

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