Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)
Brianna?«
Coltons blaue Augen verengten sich – er glaubte nicht an Damiens harmlose Worte. Trotzdem berichtete er bereitwillig: »Es geht ihr gut. Die Ärzte versichern mir, dass ihre Schwangerschaft komplikationslos verläuft.«
»Für mich sieht sie so schön aus wie immer.«
»Sie hat tagsüber manchmal Phasen, in denen ihr der Magen zu schaffen macht. Das war bei Frederick nicht anders und ging damals bald vorbei. Ich passe einfach auf, dass morgens immer eine Schüssel zur Hand ist.«
Die Vorstellung, dass der korrekte, auf Disziplin bedachte Duke of Rolthven seiner Frau eine Schale hinhielt, während sie sich übergeben musste, mutete irgendwie komisch an, und Damien konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er trank einen Schluck von dem angenehm weichen Whisky. »Ich bin nicht sicher, ob ich dich um diesen Teil des Vaterwerdens beneide«, meinte er schließlich.
»Beneidest du mich überhaupt um irgendeinen Teil?«, fragte Colton spöttisch und verzog den Mund. Die Brüder ähnelten einander sehr, sowohl was ihr Haar als auch ihre Gesichtszüge betraf. Nur war der Ältere erheblich ernster und reservierter, was sich allerdings durch seine Ehe und den Einfluss seiner jungen Frau deutlich gebessert hatte. Colton war ein mustergültiger Ehemann, seiner schönen Frau treu ergeben, und ein hingebungsvoller Vater, der seinen kleinen Sohn von Herzen liebte. Zwar nahm er seine Verpflichtungen nach wie vor sehr ernst, doch sie bildeten nicht länger den Mittelpunkt seines Lebens.
Insgesamt also eine positive Veränderung, fand Damien, wenn Colton sich nicht gleichzeitig dermaßen für das Leben seines Bruders interessieren und sich berufen fühlen würde, ihm den heiligen Stand der Ehe schmackhaft zu machen. Warum taten Männer das, sobald sie geheiratet hatten? Das war ja beinahe, als handele es sich um eine ansteckende Krankheit.
»Ich glaube, ich würde genießen, was eine Schwangerschaft erst ermöglicht«, bemerkte er trocken. »Aber ich fühle mich nicht verpflichtet, zu heiraten und einen Erben zu zeugen. Schließlich habe ich ja keinen Namen und Titel weiterzugeben wie du. Es hat aus meiner Sicht durchaus Vorteile, der jüngere Sohn zu sein. Falls ich eines Tages einer Frau begegne, die dauerhaft mein Interesse zu wecken vermag, werde ich zunächst das eine genießen und erst wenn es aktuell wird, auch über die weniger wünschenswerten Begleiterscheinungen des Kinderkriegens nachdenken. Und vielleicht bei Bedarf dafür sorgen, dass immer eine Schüssel bereitsteht.«
»Brianna hat mir mehr als einmal erklärt, dass es viel besser ist, derjenige zu sein, der die Schüssel hält, als diejenige, die sie benutzt.« Colton schenkte sich nach, lehnte sich zurück und streckte die langen Beine aus.
»Da hat sie sicher recht«, stimmte Damien zu und lachte. Brianna war eine erfrischend humorvolle Person. »Es hat also doch Vorteile, ein Mann zu sein.«
»Und ein paar Nachteile. Zum Beispiel das zweifelhafte Privileg, in den Krieg ziehen zu müssen. Ich vermute, du schaust wegen deines Beins so gequält drein.«
Er hätte es wissen müssen, dass Colton das Thema nicht auf sich beruhen ließ.
»Es schmerzt halt hin und wieder.« Damien zuckte mit den Schultern. Man konnte es immer von zwei Seiten sehen. Entweder er beklagte, dass er jetzt mit einer Behinderung klarkommen musste, oder er war froh und dankbar, dass er die Verwundung überhaupt überlebt hatte. Oder dass sein Bein nicht amputiert wurde – es war schließlich ganz knapp gewesen. Jedenfalls zog Damien es vor, das Ganze nicht als Tragödie zu betrachten, sondern letztlich als Glücksfall und eine Art persönlichen Sieg.
Deshalb mochte er auch die übertriebene Besorgnis seiner Familie nicht. Und im Moment gab es sowieso ein Thema, das ihn mehr interessierte als sein Bein. »Kennst du eigentlich die Bourne-Familie? Ich habe den Eindruck, dass ich über gesellschaftliche Vorkommnisse nicht mehr so richtig auf dem Laufenden bin.«
Colton gehörte zwar nicht gerade zu jenen Menschen, die bestens über den Londoner Klatsch und Tratsch Bescheid wussten – weil er ihn nicht sonderlich schätzte –, aber durch seine häufige Anwesenheit in der Stadt und seinen Sitz im Oberhaus bekam er zwangsläufig so einiges mit.
Schließlich wurde selbst in dieser ehrwürdigen Kammer über dieses und jenes geredet. Und in den Herrenklubs sowieso. Und Damien würde nur zu gerne etwas über die Hintergründe von Lillian Bournes heftiger Reaktion und ihrer
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