Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)
Um seinen Mund zuckte es. »Ja, ich liebe dich. Die letzte Woche war für mich die Hölle. Falls du die Sache zwischen uns beenden willst, stehe ich vermutlich wie ein Narr da, weil ich mir etwas anderes erhofft habe. Aber verdammt noch mal: Ich liebedich wirklich.«
Der Kristallschwenker glitt fast aus ihrer Hand, und sie schaffte es gerade so, ihn nicht fallen zu lassen. Die bernsteinfarbene Flüssigkeit indes schwappte bedenklich in dem Glas.
Vor ihren Augen verschwamm erneut alles. Worte, die sie eigentlich nie hatte hören wollen und nach denen sie sich gleichzeitig sehnte. Seine raue Stimme klang so ernst, so ehrlich, so eindringlich. Nur das leise Ticken der Uhr auf dem Kaminsims war im Raum zu hören, während sie einander anschauten. Irgendwie schien ihr dieser Moment völlig absurd und zugleich so ganz und gar normal.
»Sag irgendetwas.« Er kam zu ihr und nahm ihr sanft das Glas aus der zitternden Hand. »Ich wollte dich nicht verärgern oder irritieren. Ich wollte nur … Nun, ich glaube, ich musste es einfach sagen.«
Regina stand vor ihm. Ihre Hände fielen kraftlos herab, und sie sah zu, wie er einen Schluck von dem Brandy nahm. Sie war völlig durcheinander. Nicht wegen der Worte an sich – Liebesschwüre hörte sie schließlich nicht zum ersten Mal –, sondern wegen seiner Ernsthaftigkeit und der Sache mit der Schwangerschaft.
Es gab kein Zögern mehr. Sie musste seine Aufrichtigkeit honorieren und ebenfalls die Wahrheit sagen. Das war nur gerecht.
»Ich erwarte ein Kind.« Ihre Knie wurden weich, doch sie straffte den Rücken und atmete tief durch, erwiderte seinen Blick und lächelte zittrig. »Jetzt weißt du, was mit mir los ist.«
Er war sprachlos, fassungslos. Widerstreitende Gefühle überkamen ihn: Aufregung, Freude und zugleich ein wenig Angst.
Wie sollte er auf die Eröffnung reagieren, dass er schon bald Vater wurde? Zumal er nicht zu entschlüsseln vermochte, wie Regina selbst über diese Entwicklung dachte. Sie sah blass aus, bemühte sich aber ansonsten um Gelassenheit.
Ein Kind …
Sie hatten sich nie vorgesehen, um eine Schwangerschaft zu verhindern. Weil sie meinte, das sei nicht notwendig. Es war in jener ersten Nacht gewesen, als sie sich küssten, berührten und sich atemlos liebten, dass sie ihm das sagte, und er sah damals keinen Grund, weiter nachzufragen.
Er atmete tief ein und versuchte, diese Nachricht wirklich zu begreifen und das Gewirr seiner Gefühle zu ordnen. »Ich dachte, du könntest keine Kinder bekommen.«
»Ja, davon bin ich immer ausgegangen.« Sie blickte ihn ruhig an. »Aber offensichtlich hat es nicht gestimmt. Vermutlich war es ein Trugschluss zu glauben, dass nie etwas passiert, weil es nicht sofort passiert ist. Zudem waren die Gelegenheiten, schwanger zu werden, gar nicht so schrecklich häufig … Lach bitte nicht über meine Naivität, ja?«
Das wäre so ziemlich das Letzte, was er jetzt tun würde. Vor allem nicht, da er die verräterischen Tränen bemerkte, die in ihren Augen glitzerten. Sie räusperte sich und fügte leise hinzu: »Ich habe immer geglaubt, ich sei unfruchtbar – scheint allerdings, wie man sieht, nicht der Fall zu sein.«
Unter normalen Umständen hätte ihn nach diesem Geständnis ein ungeahntes Hochgefühl erfasst, weil er nicht, wie vorher angenommen, in ihrem Leben einer von vielen Liebhabern war, doch im Moment beschäftigte ihn die überwältigende Neuigkeit von ihrer Schwangerschaft zu sehr, um daneben anderes aufzunehmen.
»Du brauchst keine Angst zu haben, dass ich dich in die Pflicht nehme«, sagte sie, als er schwieg. »Ich verlange nichts, denn ich besitze genug Geld, um selbst …«
Endlich löste sich James’ Erstarrung. »Regina, Liebes! Sei still und tu mir bitte einen Gefallen. Zerstör diesen Augenblick nicht«, unterbrach er sie. Unruhig ging er quer durch den Raum zum Fenster und riss die Vorhänge auf. »Bist du sicher? Ich werde Vater?«
»Ja.«
Er drehte sich um, sein Blick brannte sich in ihren. »Ich hätte das anders formulieren sollen. Wir werden ein Kind haben?«
Sie nickte, die Hände vor ihrem Unterleib gefaltet. »Ja.« Ihre grauen Augen wirkten im schwachen Licht riesig groß.
Er war heute Abend hergekommen in der Furcht, vielleicht wieder fortgeschickt zu werden … Und jetzt dies. Seine Stimme klang abgehackt, als er schließlich sagte: »Dann nehme ich an, das Kind kommt im Spätfrühling. Wirst du in London bleiben?«
»Ist das wichtig?«
»Natürlich.« Er klang
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