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Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)

Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)

Titel: Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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in Worte zu fassen. Schließlich hatte er sich jahrelang im Gegenteil üben müssen, nämlich in Ausflüchten und Täuschungen. Aber allein um Lilys willen musste er jetzt das Richtige sagen nach diesem ersten Mal. Und bestimmt dachte sie darüber nach, wie es weitergehen würde.
    »Ich denke, ich werde dich in Zukunft häufiger entführen«, murmelte er mit einem belustigten Grinsen.
    »Hm. Ich glaube, der Plan gefällt mir, Mylord.« Ihre Hand glitt über seine nackte Brust, während sie sich ein wenig mehr zu ihm umdrehte, sodass ihr Haare wie ein Vorhang nach vorn fielen.
    Er schob eine Strähne aus ihrem Gesicht und blickte auf sie herab. »Sag mir, wie du dich jetzt fühlst.«
    »Erleuchtet.«
    Meinetwegen. Unseretwegen.
    Er zögerte nachzufragen, was sie damit genau meinte. Denn bislang war er bloß ihr Liebhaber, hatte nicht anständig um sie geworben, sondern sie nur anständig im Bett hergenommen.
    Deshalb blickte er ihr bloß in die Augen. »Ich fühle mich ebenfalls erleuchtet.«

Kapitel 19
    Die Statue stand auf dem Fußboden, und Regina betrachtete sie von ihrem Platz aus – einer Chaiselongue, die ihr Vater auf ihr Drängen aus dem Pariser Apartment ihrer Mutter hierher hatte schaffen lassen.
    Das erlesene Möbelstück, das sich angeblich einst im Besitz der unter der Guillotine gestorbenen Königin Marie Antoinette befunden haben soll, war ihrer Mutter von einem Gentleman verehrt worden. Vielleicht ihrem Liebhaber, das wusste Regina nicht so genau. Auf jeden Fall war es wunderschön gearbeitet. Vor einigen Jahren war es mit dunkelblauem Damast neu bezogen worden, und es gehörte seit jeher zu ihren liebsten Möbelstücken – nicht nur aus ästhetischen Gründen, sondern auch aus sentimentalen.
    Regina stützte den Kopf in eine Hand und betrachtete die Statue. Sie dachte über den symbolischen Aspekt dieses Geschenks nach.
    Wusste er davon?
    Das konnte nicht sein. Sie hatte sich noch nicht sichtbar verändert, zumindest nicht soweit sie es beurteilen konnte. Ihre Brüste waren allenfalls etwas voller und auf jeden Fall empfindlicher. Aber sie hatte James seit über einer Woche nicht gesehen, weil ihr nicht danach war.
    Sie brauchte einfach ein wenig Abstand, um in Ruhe nachzudenken, denn zum ersten Mal in ihrem Leben wusste sie ernstlich nicht, was sie wollte.
    »Das soll Rhea sein, die griechische Göttin der Fruchtbarkeit.« Die Stimme, die von der Tür her zu ihr drang, klang gleichmütig und fast ein wenig beiläufig. »Zumindest hat man mir das gesagt. Ich kann jedenfalls nicht behaupten, dass ich auch nur annähernd in diesen Fragen bewandert wäre.«
    Es war in ihrer Beziehung etwas völlig Neues, dass er inzwischen direkt zu ihr kam, anstatt unten zu warten, wie es den Konventionen entsprochen hätte. Und er ließ sich auch nicht mehr vorher anmelden, obwohl er eigentlich ein höflicher Mensch mit geschliffenen Umgangsformen war.
    Regina richtete sich etwas auf und lehnte sich mit einer anmutigen Bewegung gegen die weich gepolsterte Rückenlehne. Ihr Herz hämmerte laut. Lächerlich, dachte sie. Wie ein kleines Mädchen, das sich zum ersten Mal verliebt. Dabei war sie fünfunddreißig.
    »Das ist Rhea«, bestätigte sie. Er betrat den Raum und zog sich die Handschuhe aus. »Sieh mal, hier ist ein Reif aus Ton um ihren Kopf … Das ist eine Turmkrone, aber die Spitzen sind im Laufe der Jahre abgebrochen. Und das neben ihr sind keine Hunde, sondern Löwen, obgleich sich das wirklich kaum noch erkennen lässt. Jedenfalls ist ein ziemlich altes Stück. Woher hast du die Statue?«
    »Mich interessiert eigentlich mehr, ob sie dir gefällt.« James schaute die angeschlagene Figur zweifelnd an. Seine blauen Augen blitzten vergnügt. »Ich gebe zu, für mich sieht das aus, als habe jemand die Statue achtlos in den Müll geworfen. Der Händler versicherte mir jedoch, sie sei weit mehr wert als das, was ich dafür bezahlt habe. Sie soll sehr alt sein.«
    »Und du dachtest, sie könnte mir gefallen.«
    »Etwa nicht?« Sein Blick glitt zu ihr hinüber, und sie sah Verunsicherung auf seinem attraktiven Gesicht. Seine blonden Haare wirkten an diesem windigen Abend leicht zerzaust, genau wie sie es an ihm liebte.
    Er runzelte die Stirn. »Es war nur eine Vermutung, und es täte mir leid, wenn ich mich getäuscht haben sollte.«
    »Nein, ganz im Gegenteil«, fiel sie ihm ins Wort und zeigte ein kleines Lächeln. »Sie gefällt mir, sehr sogar. Obwohl ich es beunruhigend finde, dass du mich so gut kennst.

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