Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)
schlechte Strategie.«
»Glaubt Ihr, sie wird einer Heirat zustimmen?«
»Wenn Ihr mir diese schmerzliche Ehrlichkeit verzeiht: Ich weiß es wirklich nicht.«
Wie sollte er auch. Trotzdem war James nach dem Gespräch mit Reginas Bruder etwas leichter ums Herz. »Habt Ihr dennoch einen letzten Rat für mich?«
»Behandelt sie gleichberechtigt und kümmert Euch um sie. Ein schwieriger Balanceakt, aber genau das verdient sie.«
James konnte nur zustimmen. Er blieb ein letztes Mal stehen und drehte sich um. »Ihr seid sicher, dass Fortescue tot ist?« Das schien wichtig, denn Frankreich war schließlich nicht weit entfernt.
»O ja, ich bin sicher«, sagte der Viscount sanft und mit großer Überzeugung.
Kapitel 23
Er war in seinem Element. Finstere Nacht, eine dunkle Gasse, nur wenig Mondlicht … Selbst der Geruch störte ihn nicht, obwohl er ziemlich eklig war.
Damien schob sich vorwärts, den Rücken dicht an der Ziegelmauer, ohne sie jedoch zu berühren. Er wollte sich schließlich nicht schmutzig machen. Seine Hand um den Griff seines Messers geklammert, stand er im Schatten verborgen und wartete.
Ich bin auf der Jagd.
Wäre er bereit, Aufgaben wie diese für eine brave Existenz, für eine Frau und Familie einzutauschen? Ja. Nein. Vielleicht. Aber darum ging es im Moment nicht.
Kinkannon wohnte in der Nähe der besseren Viertel von London, doch eben jenseits der unsichtbaren Grenze. Er lebte in einem Stadthaus mit schwarzen Fensterläden, die nicht geschlossen waren. Drinnen brannte nirgendwo Licht. Trotzdem wusste Damien, dass der Mann zu Hause war.
Der perfekte Zeitpunkt für einen Besuch.
Er überquerte die dunkle Straße und ging um das Haus herum zu dem kleinen Garten. Eines der verriegelten Fenster aufzubrechen und sich Zutritt zu verschaffen, war für ihn eine Kleinigkeit. Lautlos schlüpfte er in das Frühstückszimmer.
Oft hatte er sich im Zuge seiner Geheimdienstarbeit gefragt, warum er eine bestimmte Vorgehensweise wählte, und kam darauf, dass er im Grunde seiner Intuition folgte. Jetzt war das nicht anders. Er durchquerte den Raum und öffnete die Tür einen Spaltbreit, spähte in einen dunklen, kühlen Gang. Trotz seines Handicaps bewegte er sich leise wie eine Katze. Allerdings musste er besonders umsichtig sein, denn eine schnelle Flucht war nur für die Leichtfüßigen eine Option. Für ihn war wichtig, das Heft des Handelns nicht aus der Hand zu geben und die Spielregeln zu diktieren.
Sharpe hatte nur wenig Informationen über die Erpressungen sammeln können. Oberflächlich betrachtet war es ganz einfach. Junge Männer, die sich in Schwierigkeiten gebracht hatten, wurden zum Ziel von Erpressungen. Kinkannon bedrohte sie und kassierte ab …
Nur Männer? Vermutlich, denn jungen Frauen stand – worauf Lily ihn zu Recht hingewiesen hatte – in der Regel nur wenig eigenes Geld zur Verfügung. Trotzdem. Damiens Instinkte befanden sich in voller Alarmbereitschaft. Er war überzeugt, dass er einen Teil des Puzzles übersah.
Er musste Kinkannon zunächst mit dem konfrontieren, was er wusste, und darauf hoffen, dass ein Gauner wie er sich nicht lange seinem Hintermann gegenüber loyal erweisen würde. Zumindest befand er sich jetzt im Besitz der Informationen von Madame Cyrenes Mädchen. Vor ihnen hatte Kinkannon sich offenbar mit seinen Taten gebrüstet und behauptet, schon bald ein sehr, sehr reicher Mann zu sein. Eine Aussage, die Damien zusätzlich beunruhigte und nach einer raschen Aufklärung des Ganzen schrie.
Er schlich die Treppe hinauf – die Aufteilung im Haus war exakt so wie von einem geschwätzigen Dienstmädchen beschrieben – und dann den Korridor entlang, suchte nach der richtigen Tür.
Damien drehte den Knauf. Nicht abgeschlossen. Lautlos öffnete er die Tür so weit, dass er in den Raum dahinter schauen konnte. Schon das wenige, was er durch den Spalt erblickte, genügte ihm.
Kinkannon war da und hatte Besuch. Möglicherweise handelte es sich um Mädchen aus Madame Cyrenes Bordell, doch Delilah war nicht dabei. Die beiden lagen nackt auf dem Bett und vergnügten sich miteinander, während Kinkannon, der ebenfalls nackt neben ihnen saß, sie sichtlich erregt beobachtete und dabei seine Erektion massierte.
In der Luft hing ein schwüler, süßlicher Geruch.
Opium, dachte Damien. Kinkannon brauchte es offenbar, um seine Lust zu steigern. Zudem schien er voyeuristisch veranlagt, wie die beiden Damen bewiesen, die sich für sein Geld ausschließlich miteinander
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