Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)
beschäftigten. Keiner von den dreien bemerkte jedenfalls, dass die Tür geöffnet worden war. Zu sehr waren sie benebelt von der süßlichen Droge.
»Berühr sie.« Die Worte kamen träge, fast lethargisch. »Mach schon.«
Gehorsam ließ eine der Frauen, die brünett und recht ansehnlich war, ihre Hand am Bauch der anderen nach unten gleiten und berührte sie intim zwischen den Beinen.
Damien fand, dass er genug gesehen hatte und es an der Zeit war zuzuschlagen. Er stieß die Tür vollständig auf und trat ins Zimmer. »Guten Abend.« Die Pistole in seiner Hand war eine Vorsichtsmaßnahme. Immerhin war Kinkannon unter Umständen nicht nur ein Erpresser, sondern auch ein Mörder.
Eine der Prostituierten schnappte überrascht nach Luft, und beide sprangen auf die Füße. Sogar Kinkannon reagierte überraschend schnell trotz des Opiumnebels. Flink beugte er sich vor und riss die Schublade des Nachttischs neben seinem Bett auf.
»Tut das nicht«, knurrte Damien mit tödlicher Entschlossenheit, während er die Waffe drohend auf ihn gerichtet hielt. »Mir wäre jede Entschuldigung recht, um Euch zu erschießen. Glaubt mir.«
»Wer zum Teufel seid Ihr?« Widerstrebend nahm Kinkannon seine Hände vom Nachttisch und hielt sie hoch. Seine Augen wirkten im Kerzenlicht seltsam glasig.
Statt eine Antwort zu geben, zeigte Damien beiläufig mit der Waffe auf die verstreut am Boden liegenden Kleidungsstücke. »Zieht euch an, Ladys. Und dann sorgt dafür, dass er euch bezahlt, bevor ihr verschwindet.«
Die stämmige Blonde warf ihre wilde Mähne über die Schulter zurück, als sie aus dem Bett stieg. »Zum Glück haben wir diesen verfluchten Scheißkerl gezwungen, im Voraus zu zahlen.«
»Schlampe«, murmelte Kinkannon, und seine Augen blitzten wütend. Gleichzeitig zog er sich das Laken bis zur Taille hoch und beobachtete Damien einigermaßen wachsam.
Nachdem die Tür sich hinter den beiden Mädchen geschlossen hatte, lehnte er sich mit einer Schulter gegen die Wand und sagte leise: »Sieht ganz so aus, als wärt Ihr kein beliebter Kunde. Nun, nachdem wir das erledigt haben, können wir ja über Euren Auftraggeber reden. Ich nehme an, dass Ihr für ihn die Dreckarbeit erledigt.«
»Verschwindet.« Sein Gastgeber wider Willen spie das Wort geradezu aus.
Damien zeigte ein böses, gefährliches Lächeln. »Wer ist er? Ich habe immerhin bereits herausgefunden, woher die Informationen stammen. Ihr besucht oft die Bordelle der Stadt, fragt nach bestimmten Männern, die dort verkehren, und bezahlt die Mädchen, wenn sie Euch etwas verraten. Und dann gebt Ihr dieses Wissen an denjenigen weiter, der Euch wiederum entlohnt.«
Träge erwiderte der andere: »Ich habe keine Ahnung, was zur Hölle Ihr überhaupt von mir wollt.«
»Doch, das wisst Ihr ganz genau. Beginnen wir einmal mit den Erpressungen. Über die Morde können wir später sprechen.«
»Morde?«, stieß Kinkannon entrüstet hervor, aber es klang nicht überzeugend. Auf den Vorwurf der Erpressung ging er hingegen gar nicht ein, wie Damien registrierte. Er zog sich einen Stuhl heran und nahm gegenüber vom Bett Platz, die Pistole noch immer schussbereit in der Hand. »Ihr habt also nicht bemerkt, dass in letzter Zeit auffällig viele Gentlemen aus den ersten Familien des Landes den Tod fanden? Mir wurde geflüstert, dass Ihr derjenige seid, der ihnen das Lebenslicht ausbläst.«
»Was für ein hochgradiger Schwachsinn.«
Obwohl das Dementi sehr entschieden erfolgte, brach Kinkannon plötzlich der kalte Schweiß aus. »Das sind keine Selbstmorde oder Unfälle, nicht wahr?«, sagte Damien leise.
»Ich bin nicht …«
»Unschuldig? Nein, das seid Ihr wohl nicht.« Damien war die Lügen und Dementis leid. »Welcher glückliche Zufall kam eigentlich Henry Lawson zu Hilfe, dass er noch am Leben ist?«
»Den Namen kenne ich nicht.«
»Das solltet Ihr aber. Schließlich habt Ihr versucht, ihm Geld abzupressen. Zufälligerweise konnte ich das Gespräch, wenn man es denn so nennen will, mit eigenen Ohren hören. Da wir das ein für alle Mal geklärt haben, würde mich jetzt interessieren, wie die Alternative aussah. Was wäre passiert, falls er sich geweigert hätte, darauf einzugehen. Als ich Euch belauschte, dachte ich noch, es ginge um einen Handel, mehr nicht. Aber wenn ich im Nachhinein darüber nachdenke, scheint mir, dass Eure Bemerkung, er habe noch eine andere Möglichkeit, ihn mehr erschreckte als die Forderung, das Geld für die Schuldscheine endlich
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